Hamostaseologie 1998; 18(01): 31-36
DOI: 10.1055/s-0038-1655326
Originalarbeit/Original Article
Schattauer GmbH

Fibrinolytische Behandlung von Phlebothrombosen

Ergebnisse und Folgerungen aus der PHLEFI-Studie
M. Martin
1   Städtische Kliniken Duisburg
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Publication Date:
27 June 2018 (online)

Zusammenfassung

Die fibrinolytische Therapie für tiefe Venenthrombosen wird außerhalb Deutschlands selten angewendet. Einer der Gründe hierfür ist, daß zu wenig über die möglichen Nebenwirkungen der Lysetherapie bekannt ist. Aus diesem Grund wurde die PHLEFI-Studie (Phlebothrombose Fibrinolyse) konzipiert. 1498 Patienten mit Phlebothrombose und nachfolgender fibrinolytischer Therapie wurden hierbei multizentrisch und prospektiv untersucht. Die benutzten fibrinolytischen Therapieformen waren ultrahohe Streptokinase, Streptokinase, ultrahohe Urokinase, Urokinase, rt-PA, lokoregionale und sequentielle Therapie.

Der entscheidende Faktor für die Rate zerebraler Blutungen war das Alter der Patienten. Kranke, die jünger als 50 Jahre waren, zeigten im Kollektiv aller Lysen eine Blutungsrate von 0,354% im Vergleich zu 2,03% bei Patienten, die älter als 50 Jahre waren. Bei Einsatz von UHSK als Fibrinolytikum fanden sich bei Patienten jünger als 50 Jahre keine zerebralen Hämorrhagien. Die wichtigste Ursache für die tödliche Lungenembolie unter der Lyse war die Lokalisation der Thrombose. Bei lliacavenenthrombosen betrug die Embolierate 2,16% und bei V.-femoralis-Thrombosen 0,71 %. Bei weiter distal gelegenen Verschlüssen traten keine Embolien auf. Ein temporärer V.-cava-Filter, der während der Lyse eingesetzt war, verhinderte das Auftreten von Lungenembolien. Die klinischen Resultate zeigten, daß für die komplette Beseitigung der Thrombose das Thrombosealter sowie die Art der fibrinolytischen Therapie von Bedeutung waren (höchste Lyserate mit UHSK-behandelte, wenige Tage alte Thrombosen). Die fibrinolytische Therapie ist nach diesem Ergebnis eine wichtige und bezüglich Nebenwirkungen und Erfolg kalkulierbare Methode der Revaskularisation. Die vorgelegten Daten ermöglichen dem Arzt zum ersten Mal, die Nützlichkeit dieser Therapie und deren Risiken mit ausreichender Sicherheit gegeneinander abzuwägen.

 
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