Der Nuklearmediziner 2016; 39(01): 7
DOI: 10.1055/s-0042-103065
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vivat Nuklearmedizin

Vivat Nuclear Medicine
N. Czech
1   Zentrum für Nuklearmedizin und PET/CT, Bremen
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Publication Date:
22 March 2016 (online)

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Norbert Czech

Die Nuklearmedizin ist ein integraler Bestandteil der modernen Patientenversorgung. Es werden radioaktiv markierte Biomoleküle eingesetzt, die unterschiedliche molekulare Ziele nachweisen können im Rahmen maligner und benigner Fragestellungen. Die große Bedeutung der nuklearmedizinischen Skelett-Diagnostik und -Therapie bei gutartigen Erkrankungen ist ungebrochen. Dieser Umstand ist nicht zuletzt durch die Sensitivität des skelettszintigrafischen Verfahrens aber auch durch die Verbesserung der Spezifität im Rahmen in der Hybrid-Bildgebung mit SPECT/CT und PET/CT begründet. Insbesondere der wachsenden Wertigkeit der SPECT/CT im Rahmen der skelettszintigrafischen Diagnostik ist Beachtung zu schenken. Der mindestens ebenbürtigen F-18-Fluorid-PET/CT-Bildgebung kommt, gerade vor dem Hintergrund eines in der nahen Zukunft zu erwartenden Technetiummangels und der möglicherweise damit einhergehenden eingeschränkten Verfügbarkeit der konventionellen nuklearmedizinischen Diagnostik, eine besondere Bedeutung zu.

Die Abklärung und Therapie von Wirbelsäulenbeschwerden stellt eine der häufigsten rheumatologischen und orthopädischen Fragestellungen dar. Es wird nicht nur auf die spezifische Interpretation der knochenszintigrafischen Untersuchung im Vergleich zu anderen Untersuchungsverfahren (z. B. CT und MRT) eingegangen, sondern es werden auch die daraus ableitbaren Diagnosen und Therapiestrategien beleuchtet.

Werden statt diagnostischer Isotope alternative Nuklide eingesetzt, die als α- und ß-Emitter bekannt sind, ändert sich der Status zu einem potenten, gezielten molekularen Therapeutikum. Neueste Erkenntnisse erweitern das Feld der molekularen Radiotherapie angefangen bei unterschiedlichen Krebsarten, gutartigen Schilddrüsenerkrankungen bis hin zu Arthritiden. Somit hält die Nuklearmedizin eine Schlüsselposition inne, eine individuelle und/oder Bild-gestützte Therapie in der klinischen Routine durchzuführen. Nach wie vor steht die Radiosynoviorthese zur nuklearmedizinischen Gelenktherapie in der Rheumatologie und Orthopädie im Vordergrund. Dass hiermit auch anatomisch schwer zugängliche Gelenke wie die Kiefergelenke und Iliosakralgelenke behandelt werden können, ist mittlerweile im therapeutischen Alltag bekannt. Dabei sind die zunehmenden Auflagen der Hygiene zu beachten, die mehr und mehr in den Arbeitsablauf eingreifen und für eine weitere Verminderung der an sich schon sehr geringen Infektionswahrscheinlichkeit im Rahmen der Radiosynoviorthese sorgen sollten. Dass dennoch vereinzelt unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, liegt in der Natur der Sache: ein Therapieverfahren gänzlich ohne Nebenwirkungen ist nicht verfügbar! Daher sollten sich der RSO-Therapeut und sein Patient mit dem Vorgehen und den möglichen Nebenwirkungen auseinandersetzen.

Als wirkungsvolle Ergänzung in der Therapie des Gelenkschmerzes hat sich die perkutane Radiotherapie benigner Gelenkerkrankungen entwickelt. Das Potenzial, die therapeutischen Effekte und die daraus ableitbaren Behandlungskonzepte werden hier ausführlich dargestellt.

Zusammenfassend weist die Nuklearmedizin ein nicht invasives Instrumentarium in der Detektion sowie Therapie von Erkrankungen auf und bietet damit die Möglichkeit, die beste Therapie für den individuellen Patienten auszuwählen. Letztendlich werden die Lebensqualität verbessert und gleichzeitig die Gesundheitskosten gesenkt. Während diese Erkenntnis für die Nuklearmediziner nichts Neues ist, sollte außerhalb des Bereiches Nuklearmedizin hiermit überzeugt und geworben werden.