Dialyse aktuell 2016; 20(04): 159
DOI: 10.1055/s-0042-107657
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Qualitätssicherung optimieren

Christian Schäfer
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Publication Date:
01 June 2016 (online)

Das Patientenwohl steht ursprünglich an der Basis von allem, was mit Medizin und Pflege zu tun hat. In den letzten Jahrzehnten hat sich in Deutschland bekanntermaßen der Konflikt zwischen ökonomischen Interessen und der medizinisch-pflegerischen Versorgung der Patienten aufgeschaukelt. Wie auch der Deutsche Ethikrat im April dieses Jahres forderte, sollte das Patientenwohl mehr in den Mittelpunkt gerückt und als Maßstab für das Krankenhaus verankert werden. Gründe für das angespannte Verhältnis zwischen Finanzen auf der einen Seite und medizinischen sowie pflegerischen Urinteressen auf der anderen Seite sieht der Deutsche Ethikrat nachvollziehbar im Folgenden:

  • allgemeine Kostenentwicklung im Gesundheitswesen

  • Innovationen in der Medizin

  • veränderte Erwartungshaltung der Patienten

  • demografische Entwicklung

In diesem Zusammenhang ist es erfreulich, wenn man sich die Bestrebungen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) bzgl. der Versorgungsqualität in der Nephrologie anschaut: Am 19.06.2014 beauftragte der G-BA das AQUA-Institut (Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen) mit der Entwicklung eines sektorenübergreifenden Qualitätssicherungsverfahrens zur Nierenersatztherapie bei chronischem Nierenversagen. Am 17.03.2016 hat der G-BA den Abschlussbericht der vom AQUA-Institut ausgewählten 14 gleichberechtigten Experten abgenommen und auf den Internetseiten veröffentlicht.

Bisher existieren 2 getrennte Modi für die Qualitätssicherung: zur Nierentransplantation im stationären Bereich und zur Dialysebehandlung im ambulanten Bereich (die teilstationäre Dialyse ist nicht in diese Qualitätssicherung implementiert). Das AQUA-Institut demonstriert in seinem Bericht, wie die beiden Verfahren und auch die teilstationäre Dialyse in ein einziges Verfahren integriert werden können. Außerdem sollen die Ergänzung von Routinedaten und Patientenpseudonymen sowie die Ausweitung des Follow-ups nach einer Nierentransplantation auf 10 Jahre die Datenqualität und -verknüpfung verbessern und Auswertungen im Längsschnitt zulassen. Um essenzielle patientenrelevante Endpunkte wie die Lebensqualität zu erfassen, empfiehlt das AQUA-Institut eine Patientenbefragung. Über die weitere Umsetzung des Qualitätssicherungsverfahrens entscheidet der G-BA.

Die vorgeschlagenen Neuerungen sind im Sinne der Patienten und deswegen sinnvoll. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn diese bald Einzug in den Alltag des ambulanten und (teil)stationären Sektors halten. Vorteilhaft ist hierbei, dass für die einzelnen Bereiche schon größtenteils Qualitätssicherungsverfahren existieren und diese daher als Basis verwendet werden können. Eine grundlegende und zeitintensive Entwicklung dieser Verfahren ist somit nicht vonnöten.

Um das Wohl des Patienten verbessern zu können, ist auch die detailgenaue Kenntnis der Diagnose, der Begleitumstände und möglicher Therapiemöglichkeiten etc. sehr wichtig. Der Säure-Basen-Haushalt spielt hierzulande im Vergleich zum angelsächsischen Raum eine eher untergeordnete Rolle. Angesichts seiner doch grundlegenden Bedeutung für das Wohlergehen auch und besonders von nephrologischen Patienten ist es an der Zeit, Hintergründe und Details zum Säure-Basen-Haushalt in einem Schwerpunktheft der Dialyse aktuell zusammenzustellen. Ich wünsche Ihnen daher eine anregende und erkenntnisreiche Lektüre der vorliegenden Ausgabe!