Z Sex Forsch 2016; 29(02): 131-146
DOI: 10.1055/s-0042-107735
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stigmatisierung von Menschen mit sexuellem Interesse an Kindern unter Sexualtherapeuten in Russland

Thula Koops
a   Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Daniel Turner
a   Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Sara Jahnke
b   Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Technische Universität Dresden
,
Viktoria Märker
a   Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Peer Briken
a   Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 June 2016 (online)

Übersicht

Der wissenschaftlichen Untersuchung der Stigmatisierung von Menschen mit sexuellem Interesse an Kindern wurde lange Zeit wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Im Hinblick auf die Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch, die auch die psychotherapeutische Behandlung pädophiler Personen einschließt, ist die Beforschung des Stigmas der Pädophilie ein wichtiger Schritt. In der vorliegenden Studie wurden 26 angehende russische Sexualtherapeut_innen anhand eines Fragebogens zu Annahmen über die Beeinflussbarkeit und Gefährlichkeit von Pädophilie, zu ihren emotionalen Reaktionen auf sowie zu ihren Wünschen nach sozialer Distanz zu Menschen mit Pädophilie befragt. Zu Vergleichszwecken wurden diese Variablen ebenfalls in Bezug auf Menschen, die missbräuchlich Alkohol konsumieren, erhoben. Es zeigte sich, dass die Teilnehmer_innen Pädophilie als weniger beeinflussbar ansahen als Alkoholmissbrauch, jedoch als gefährlicher für Kinder und Jugendliche. Des Weiteren empfanden sie beim Gedanken an Menschen mit sexuellem Interesse an Kindern weniger Mitleid sowie mehr Angst und Wut. Ebenso wünschten sie sich mehr soziale Distanz zu diesen Menschen als zu Menschen, die missbräuchlich Alkohol konsumieren. Die Ergebnisse werden im Kontext weiterer Studien zur Stigmatisierung von Menschen mit Pädophilie diskutiert.