PiD - Psychotherapie im Dialog 2016; 17(03): 111
DOI: 10.1055/s-0042-109353
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Brexit – In oder Out oder doch eher Down Under?

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Publication Date:
21 September 2016 (online)

Es war einmal vor langer Zeit, da schickten die Briten ihre Diebe und andere seltsame Gestal­ten ganz weit weg – dahin, wo man glaubte, dass sie von dort nie wieder zurückkämen … ­Heute züchten sie dort Schafe, freuen sich Jahr für Jahr über europäische Touristen und sorgen für ­Rekorde beim Schwimmen und im ­Segeln. Sie wissen nicht, wovon ich schreibe? Nun, ich schreibe über die Urenkel von denen, die man vor langer Zeit im großen Britannien nicht mehr haben wollte, und die dann Kolonien wie Australien oder Neuseeland bevölkerten. ­Schade eigent­lich, dass die Welt jetzt schon so besiedelt ist. Aber nehmen wir mal an, sie wäre es nicht – wen sollten die Briten jetzt wegschicken? Die, die den Brexit wollen (hat ja auch etwas mit Auswandern in eine vermeintlich bessere Welt zu tun), oder die, die es mit schlecht frisierten Außen­ministern nicht mehr aushalten können? Oder die, die man in Europa zurzeit sowieso nicht recht haben will?

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Und was sagt eigentlich die Queen dazu? Da gab es doch ­diese Vorfahrinnen und Vorfahren von Her ­Majesty, die Piraten durchaus nahestanden und sie auch schon mal zu Gouverneuren erklärten (allerdings weit weg in der Kari­bik, und mit Steuerfreiheit, versteht sich). Manch Bildnis von denen ziert heute Rumflaschen, und die ein oder andere Biografie könnte als Inbegriff sozialen Aufstiegs herhalten. Dass das Drama mit den kleinen Firmen, die in Briefkästen passen, möglicherweise da seinen Anfang nahm, scheint unserer Begeisterung für diese „Berufsgruppe“ wenig Abbruch zu tun – schließlich waren zahlreiche Folgen von Filmen mit untoten Freibeutern auch in Hollywood Kassenschlager …

Doch zurück: Es bleibt die Frage, wer jetzt woraus ausziehen will und soll, und wenn nicht, warum doch, und wohin dann?

Das ist Ihnen zu hoch? Mir auch. Deshalb zöge ich die Lösung mit den weit entfernten Kolonien für die Querulanten vor. Fragt sich nur, welche dieser weit entfernten Orte da mitmachen würden, ob man der einheimischen Bevöl­kerung dies zumuten kann, und wer dann der Querulant ist, der dahin gehört, und wer etwas anderes ist und deshalb Zuhause bleiben darf, und – fast hätte ich es vergessen – was mit den Friseuren geschieht, die sich fragen lassen müssen, was sie hauptberuflich machen …

Dr. Bettina Wilms, Querfurt

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