Dtsch Med Wochenschr 2016; 141(19): 1360
DOI: 10.1055/s-0042-111428
Dossier
Akute Bewusstseinsstörungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bewusstseinsstörungen in der Notaufnahme: Ein Symptom, viele Ursachen

Consciousness disorders in emergency departments – one symptom, many causes
Uwe Janssens
1   Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin, Sankt Antonis-Hospital Eschweiler
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Publication Date:
19 September 2016 (online)

Patienten mit einer akuten Bewusstseinsstörung oder Synkope sind trotz aller heute verfügbaren diagnostischen Möglichkeiten für den erstbehandelnden Arzt immer wieder eine besondere Herausforderung. Der Sammelbegriff Bewusstseinsstörung bezeichnet zerebrale Funktionseinschränkungen, die die Wachheit, Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit und Wahrnehmung betreffen (Intensivmed 2010; 47: 82). Eine Synkope ist definiert als eine plötzlich einsetzende, kurz andauernde Bewusstlosigkeit (Sekunden bis wenige Minuten), die mit einem Verlust des posturalen Tonus einhergeht. Synkopen sind ohne besondere Behandlungsmaßnahmen reversibel, ohne neurologische Residuen zu hinterlassen (Med Klin Intensivmed Notfmed 2013; 108: 25).

Die möglichen Differenzialdiagnosen von akuten Bewusstseinsstörungen sind außerordentlich umfangreich. Das Dossier beleuchtet das sehr komplexe Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. H.-J. Trappe erläutert in seinem Beitrag die verschiedenen kardiologischen Ursachen und spannt den Bogen über bradykarde und tachykarde Herzrhythmusstörungen bis hin zu speziellen Krankheitsbildern.

Bei Bewusstseinsstörungen müssen immer auch neurologische Krankheitsbilder ins Kalkül gezogen werden. R. Lange et al. lenken den Blick auf die Klinik und Ursachen dieser zum Teil schwer einzuschätzenden Krankheitsbilder. Sie liefern wertvolle Tipps für die Diagnostik und die daraus abzuleitenden Maßnahmen.

Zunehmend werden Erstbehandler in der Notaufnahme auch mit Intoxikationen konfrontiert, die häufig ebenfalls mit Bewusstseinsstörungen einhergehen. L. Bündgens et al. fassen die wesentlichen Aspekte einer absichtlichen oder unabsichtlichen Intoxikation zusammen und geben praktische Hinweise zur Diagnostik und Therapie.

Das Dossier zeigt, wie vielseitig – aber auch anspruchsvoll – klassische Leitsymptome wie die Bewusstseinsstörung sein können und welche Anforderungen sie an die in der Notaufnahme tätigen Ärzte stellen. Rasch zu handeln und die Ursache zu erkennen, ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Was in den ersten Minuten und Stunden verpasst wird, kann später für den Patienten deletäre Folgen haben.

Die zunehmende Komplexität der (klinischen) Notfallmedizin macht es erforderlich, die Notfallversorgung in deutschen Krankenhäusern neu zu bewerten, neu zu strukturieren und ausreichend zu finanzieren. Notaufnahmen brauchen eine medizinisch, organisatorisch und ökonomisch kompetente Führung und gut qualifiziertes Personal, um heute und in Zukunft den komplexen Anforderungen gerecht zu werden (Med Klin Intensivmed Notfmed 2015; 110: 364).