intensiv 2017; 25(02): 53
DOI: 10.1055/s-0042-122408
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
07 March 2017 (online)

Niemand weiß, was der Tod ist, ob er nicht für den Menschen das größte ist unter allen Gütern. Sie fürchten ihn aber, als wüssten sie gewiss, dass er das größte Übel ist.

(Platon (428–348 v. Chr.), griechischer Philosoph)

Sterben und Tod. Zwei Worte, die bei allen von uns eine Vielzahl von Erinnerungen und Bildern hervorrufen. Was diese Worte wirklich bedeuten, erschließt sich meistens erst, wenn wir direkt damit konfrontiert werden, ob als Betroffener oder als Begleiter von Menschen, deren Lebenszeit nur noch begrenzt ist.

Die rasante Entwicklung der Intensivmedizin hat die Erwartung genährt, Tod und Sterben durch die verbesserte Technik in den Griff zu bekommen. Der Tod ist im Lebenskonzept einer naturwissenschaftlichen, perfekten und profitorientierten Gesellschaft unerwünscht. Er wird bekämpft, obwohl er immer wieder siegt. Er wird gelegentlich aufgehalten, aber er setzt sich letztlich durch. In allen Fällen aber ist es wichtig, sich in der pflegerischen Tätigkeit darin zu üben, Sterbende zu begleiten. Hierbei stellt sich die entscheidende Frage: Sind wir auf der Intensivstation gut darauf vorbereitet? Die Sehnsucht nach menschlicher Nähe ist gerade am Lebensende riesengroß. Selbst wenn Sterbende unruhig zwischen Maschinen und Schläuchen liegen, kaum bei Bewusstsein sind, beruhigen sie sich wieder, sobald sich jemand zu ihnen setzt oder ihre Hand berührt. Wer sich professionell mit dem Tod beschäftigt, weiß, wie man sich vorbereiten kann auf das Unvorstellbare, das einen selbst oder einen geliebten Menschen erwartet. Natürlich beeinflussen uns unsere Biografie, die Persönlichkeitsstruktur und spirituelle Aspekte beim Abschied eines Menschen und machen dies zu einem einzigartigen Prozess. Dennoch können Abläufe sich ähneln, anhand derer man die entsprechenden Schritte einleiten kann. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe soll einen kleinen Teil dazu beitragen, sich mit diesem komplexen Thema auseinanderzusetzen.

Wir müssen uns entscheiden, ob wir uns nur auf die Wiederherstellung körperlicher und geistiger Funktionen beschränken oder den Menschen in seiner Ganzheit sehen und ihm das Gefühl geben, dass er sich uneingeschränkt in der Phase, in der sein Leben erlischt, auf uns verlassen kann.

In der „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“ vom Deutschen Hospiz- und Palliativ Verband und der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin steht: „Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Sterben unter würdigen Bedingungen. Er muss darauf vertrauen können, dass er in seiner letzten Lebensphase mit seinen Vorstellungen, Wünschen und Werten respektiert wird und dass Entscheidungen unter Achtung seines Willens getroffen werden.“

Viele Anregungen beim Lesen wünscht Ihnen Ihre

Rita Hofheinz

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