Im OP 2018; 08(02): 90
DOI: 10.1055/s-0043-123004
DBOTA
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Mitteilungen für die Mitglieder des Deutschen Berufsverbands Operationstechnischer Assistenten

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. Februar 2018 (online)

Liebe Mitglieder,

Brandbriefe. Klageschriften. Lauterwerdende Stimmen aus der Pflege. In den letzten Wochen, Monaten und Jahren wird die Kritik immer durchdringender und lauter. Kritik daran, dass die Situation an den deutschen Kliniken dank Fokus auf Fallzahlen, Kostenfaktoren und Einsparungen immer gravierender und brenzliger wird.

Da gerne unter anderem am Personal eingespart wird, um Gewinne zu maximieren, hat dies Auswirkungen auf die Patientenversorgung und ganz klar auf die Arbeitsbelastung des Personals. Dass andere Länder in Sachen Personalschlüssel uns schon längst überholt haben, dürfte wohl bekannt sein. Ebenso wenig unbekannt ist die traurige Tatsache, dass im Nachtdienst vielerorts eine einzige Pflegekraft für eine gesamte Normalstation verantwortlich sein muss.

Doch kommen wir auf uns OP-Fachkräfte zu sprechen. Man könnte fragen, inwiefern bei uns der Personalschlüssel eine Rolle spielt beziehungsweise welche Folgen sich durch den Fokus auf Fallzahlen, Kostenfaktoren und Einsparungen abzeichnen?

Kliniken mutieren immer häufiger zu Wirtschaftsbetrieben, mit dem Bestreben im Gesundheitssystem zu überleben. Gespart wird gerne. Auch beim Personal. Lücken werden mitunter nur spärlich gefüllt, manchmal auch mit Hilfskräften notdürftig geflickt. Auszubildende ersetzen immer häufiger die fehlende examinierte Pflegekraft beziehungsweise den Operationstechnischen Assistenten.

Ein Grund für fehlendes Personal ist mitunter die Tatsache, dass Nachwuchs fehlt. Die Mindestbesetzung von zwei Pflegekräften pro Saal ist immer schwieriger einzuhalten. Infolgedessen müssen Kollegen aus fremden Abteilungen aushelfen, was mit Stress verbunden ist. Stress für den fach- und abteilungskundigen Kollegen, da er für Zwei denken und teilweise arbeiten muss. Stress für den fach- und abteilungsfremden Kollegen, da er sich nicht auskennt und lernen muss, mit der neuen Situation umzugehen.

Flexibilität wird in unserer Branche großgeschrieben. Sie wird ungefragt vorausgesetzt, ohne sie geht man schnell unter und verliert sich. Heute hier, morgen dort … Von uns wird verlangt, dass man überall springen können muss. Auf die Feinheiten und Besonderheiten, die eine Fachabteilung ausmachen, muss dann verzichtet werden. Das fängt bei der Dokumentation an und hört bei der Patientenlagerung auf.

Je nach Dienstmodell erstickt man zudem in Überstunden oder rutscht in Minusstunden. Grund hierfür sind plötzlich zu übernehmende Dienste, die durch die Pflegedienstleitung nicht abgefangen werden können.

Überarbeitung, Übermüdung, Überlastung, Frust und Krankheitsanfälligkeit sind die Folgen.

Doch soll sich dieser Artikel nicht allzu sehr auf das Negative beschränken. Gerade in den heutigen Zeiten ist es umso wichtiger, dass wir uns vor Augen führen, warum wir uns für unseren Beruf entschieden haben. Ist es nicht die Liebe, Hingabe, Freude und Begeisterung zu unserem Beruf, die ihn ausmachen?

Im Grundsatz machen doch wohl die Allermeisten diesen Job von Herzen gerne. Es sind die guten, nicht so stressigen Tage, die uns die weniger heiteren vergessen lassen und uns motivieren, täglich unser Bestes zu geben.

Nicht förderlich sind Schuldzuweisungen jeglicher Art zwischen den verschiedenen Berufsgruppen. Für einen reibungslosen Arbeitsablauf ist der Teamgeist unabdingbar, dabei spielen die direkten Kollegen eine wesentliche Rolle. Ist die Stimmung im Kollegium gut, kann man vieles gemeinsam durch- und aushalten. Hier ist auch die berufsgruppenübergreifende Anerkennung wichtig. Jeder kennt es, spätestens im Nachtdienst zeigt sich, wie wertvoll ein gut funktionierendes Team ist.

Was letztendlich zählt ist, dass wir uns immer wieder bewusst machen müssen, dass wir maßgeblich zur Patientensicherheit beitragen und stets unser Bestes geben. Deshalb können wir uns zu Recht auf die Schulter klopfen und stolz auf uns sein.

Euer DBOTA-Vorstand

Josefine Kuschke, Manuel Herp (Öffentlichkeitsarbeit)