Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2000; 35(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-2000-10846-7
ABSTRACTS
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der Bispektrale Index (BIS) eignet sich zur Einschätzung der Sedierungstiefe bei neurochirurgischen ICU-Patienten.

A. Triltsch1 , C. Spies2 , A. Genähr1 , M. Witt1 , P. Homeyer2 , G. Flohrer2 , M. Welte1
  • 1 Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Benjamin Franklin, Freie Universität Berlin
  • 2 Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Charité Campus Mitte, Humboldt-Universität Berlin
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Publication History

Publication Date:
28 April 2004 (online)

Fragestellung: Der Bispektrale Index (BIS) ist ein neues Verfahren, objektive Information über die Sedierungstiefe zu erhalten. Bisher sind nur vorläufige Ergebnisse bei chirurgischen Intensiv-Patienten ohne neurologische Erkrankungen publiziert [1, 2]. Ziel dieser prospektiven Pilotuntersuchung war es, herauszufinden, ob sich der BIS auch bei Patienten nach neurochirurgischen, intrazerebralen Eingriffen zur Bestimmung der Sedierungstiefe eignet. Patienten und Methoden: • 72 Patienten (23 neurochirurgische, 49 chirurgische), mittleres Alter 58 Jahre, 48 M/24 F • 225 Einzelbeobachtungen • Sedierungstiefe klinisch eingeschätzt mit Hilfe eines modifizierten Ramsay Sedation Scores (mRSS), siehe Tab. [1] • BIS-Aufzeichnung vor Ramsay-Erhebung mit einem ASPECT A-1000 EEG-Monitor (30 s bispektrale Glättung, 30 s spektrale Glättung; Bereiche siehe Tab. [2]) • 2-Kanal-referentielle Ableitung • Impedanzen der Elektroden unter 10 kΩ, SQI (Signal Quality Index) über 0,8 • Statistik: MW-U-Test, Spearman's rho, p < 0,05. Ergebnisse: mRSS und BIS korrelierten signifikant in allen Beobachtungen (rho = - 0,54, n = 225). Die Korrelationen zwischen mRSS und BIS bei getrennter Analyse der neurochirurgischen und chirurgischen Patienten waren signifikant (rho = - 0,40 bzw. - 0,56). Die mit dem jeweiligen mRSS korrespondierenden BIS-Werte unterschieden sich nicht signifikant zwischen neurochirurgischen und chirurgischen Patienten. Schlußfolgerung: Unsere vorläufigen Ergebnisse weisen darauf hin, daß sich der BIS auch bei postoperativen neurochirurgischen Patienten zur Einschätzung der Sedierungstiefe heranziehen läßt. Bei fremdeingeschätzt tief sedierten Patienten (mRSS 5 und 6) fällt die Zunahme der Schwankungsbreite der korrespondierenden BIS-Werte auf. Dies könnte bedeuten, daß manche Patienten nicht so tief sediert sind, wie klinisch vermutet. Literatur: 1 Anesthesiology 1996: A 281 & A 469, 2 Anesth. Analg. 1996; S. 400, 3 BMJ 1974; 22: 656 - 659, 4 Anesthesiology 1997; 86: 836 - 847

Abb. 1

Tab. 1Modifizierter Sedierungsscore nach Ramsay [3] Einschätzung des Patienten Sedierungsgrad wach ängstlich, agitiert, unruhig 1 wach kooperativ, orientiert, ruhig 2 wach Reaktion nur auf Aufforderung 3 schlafend schnell* 4 schlafend langsam* 5 schlafend keine* 6 * Reaktion auf lauten akustischen Stimulus oder leichtes Klopfen der Glabella

Tab. 2BIS-Bereiche nach Glass PS [4] BIS Bewußtseinsgrad 100 wach 90 80 70 leichte Sedierung 60 50 bewußtlos 40 30 20 10 0 Koma mit EEG-Suppression