Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(1/2): 42
DOI: 10.1055/s-2002-19423
Fragen aus der Praxis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Rechtsseitiges Schwitzen am Kopf bei arterieller Hypertonie

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Publication Date:
04 January 2002 (online)

Frage: Eine Patientin mit arterieller Hypertonie berichtet, dass sie nur rechtsseitig am Kopf schwitze. Und das ist reproduzierbar! Tatsächlich ist bei Belastung die rechte Kopfhälfte nass und verschwitzt, die linke unauffällig. Beim Carotisdoppler unauffällige Befunde, RR unauffällig.

- Was ist das, zu welchen Experten soll man die Patientin weitersenden, wie kann man das behandeln (ich nehme an, es ist ungefährlich)?

Antwort: Die Kombination einer fokalen, halbseitigen Hyperhidrose mit vaskulärer, hier hypertensiver, Erkrankung erscheint auf den ersten Blick eher zufällig. Das fokale, auch halbseitige Schwitzen in der Parotisregion ist als Freye-Syndrom den HNO-Ärzten und Chirurgen seit langem bekannt. Meist tritt diese Dyshidrose nach Tumorbehandlung oder anderen operativen und auch strahlentherapeutischen Eingriffen auf, gelegentlich nach Traumen.

Allerdings lässt die segmentale fokale Hyperhidrose auch an andere Differenzialdiagnosen denken. Die Palette reicht von der Syringomylie und der Chiari-Malformation [6] zum Opiat-Missbrauch [1]. Fokale Hirnschäden z. B. nach Traumen - und diese müssen gar nicht zwangsläufig von erheblichen Ausmaß sein - kommt es durch infolge Störung der Katecholaminausschüttung auch zu Hyperhidrosen [4]. Hirninfarkte können ebenfalls zur unilateralen, fokalen Hyperhidrose führen [3]. Katecholamine spielen auch beim Phäochromozytom, Paragangliomen und medullären Hyperplasien eine Rolle. Tatsächlich fällt ein Teil dieser Patienten durch die Kombination von Hyperhidrose und Hypertonie auf. Nebenwirkungen solcher Art sind nach dem Absetzen antihypertensiver Medikamente bekannt, beispielsweise für Clonidin und Methyldopa [7].

Die Therapie der Hyperhidrose richtet sich nach der Ätiologie. Einen Tumor wird man zu entfernen versuchen. Durchblutungsstörungen bedürfen der vaskulären Behandlung. Die symptomatische Behandlung sollte je nach der Schwere der Störung der ekkrinen Funktion nach einem Stufenplan eingeleitet werden [8]. Im Übrigen hat sich der Einsatz von Botulinustoxin A bei fokalen fazialen Hyperhidrosen bewährt, obgleich kontrollierte Studien hierzu noch ausstehen [2].

Literatur

  • 1 Birner P, Auff E, Schnider P. Persistent focal hyperhidrosis following opiate abuse.  Addiction. 1999;  94 923-924
  • 2 Naumann M. Evidence-based medicine: botulinum toxin in focal hyperhidrosis.  J Neurol. 2001;  248 31-33
  • 3 Sakashita Y. et al . Unilateral persistent hyperhidrosis after ischemic stroke.  Rinsho Shingeigaku. 1992;  32 454-456
  • 4 Sandel M E, Arams P L, Horn L J. Hypertension after brain injury: case report.  Arch Phys Med Rehabil. 1986;  67 469-472
  • 5 Schürmeyer T H. et al . Symptome und endokrinologische Befunde katecholamin-sezernierender Tumoren. Ergebnisse bei 106 Patienten.  Dtsch Med Wochenschr. 1994;  119 1721-1727
  • 6 Sudo K. et al . Focal (segmental) dyshidrosis in syringomyelia.  J Neurol Neurosurg Psychiatry. 1999;  67 559
  • 7 Webster J, Koch H F. Aspects of tolerability of centrally acting antihypertensive drugs.  J Cardiovasc Pharmacol. 1996;  27 S49-S54
  • 8 Wollina U. Essentielle Hyperhidrosis.  Dtsch Med Wochenschr. 2000;  125 290

Autor

Prof. Dr. Uwe Wollina

Hautklinik, Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, Städtisches Klinikum

Friedrichstraße 41

01067 Dresden

Email: Wollina-Uw@khdf.de

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