Sportverletz Sportschaden 2002; 16(2): 74-79
DOI: 10.1055/s-2002-32681
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Atypische Verläufe ausgesuchter Parameter im isokinetischen Training nach vorderer Kreuzband-plastik - Diskussion neurophysiologischer Ursachen

Non-typical measurements during a isokinetic training session after ACL-reconstructionJ.  Baumeister1, 2 , M.  Weiß1
  • 1Sportmedizinisches Institut der Universität-GH Paderborn
  • 2Amb. Reha-Zentrum PHYSIOmed, Erwitte
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Publication Date:
04 July 2002 (online)

Zusammenfassung

Rehabilitatives Krafttraining nach Verletzungen des vorderen Kreuzbandes geht auf bekannte Konzepte aus der Trainingslehre zurück. An jeweils 12 Probanden mit Verletzungen des vorderen Kreuzbandes und einer Kontrollgruppe wurde die Entwicklung der Parameter Drehmomentmaximum und Gesamtarbeit pro Satz während einer Trainingssitzung im Aufbautraining der Oberschenkelmuskulatur auf dem isokinetischen Trainingsgerät Cybex NORM bei Winkelgeschwindigkeiten von 120°/s (6,71 ± 1,54 Wochen post-OP) und 60°/s (10,16 ± 1,85 Wochen post-OP) untersucht. Aufgrund des gegensätzlichen Verlaufs von Drehmomentmaximum und Gesamtarbeit pro Satz (bei den verletzten Probanden steigen die Werte der erhobenen Parameter von Satz zu Satz, bei den Unverletzten fallen sie ab) ist davon auszugehen, dass neuromuskuläre Strukturen bei den Probanden mit Kreuzbandverletzung anders reagieren als bei der gesunden Probandengruppe. Wesentliche Absicht dieser Arbeit ist es, die Ursachen zu diskutieren, um die Notwendigkeit des Umlernens bezüglich der bestehenden Trainingsgrundsätze im Sinne einer progressiven Intensitätssteigerung im Verlauf der isokinetischen Trainingssitzung zu verdeutlichen, um den von Satz zu Satz reduzierten Hemmmechanismen gerecht zu werden.

Abstract

Rehabilitative resistance work programs after ACL-injuries are derived from programs known from competitive sports training. The development of different parameters (max. Power output, total work per set) was examined in 12 patients after ACL-reconstruction during a training session on an isokinetic training machine with a velocity of 120°/sec and 60°/sec. The results let suppose that neuromuscular structures of patients with ACL-reconstruction react different to those of healthy people in the control group. Therefore the rehabilitation programs have to be adjusted to the recruitment pattern of motor units after ACL-injury. In this case there has to be a progression of intensity during the isokinetic training session.

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Diplom-Sportwissenschaftler Jochen Baumeister

Universität Paderborn, Sportmedizinisches Institut

Warburgerstr. 100

33100 Paderborn

Email: jochen@sportmed.upb.de

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