Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54(9/10): 347
DOI: 10.1055/s-2004-828390
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychotherapie in Gruppen

Psychotherapy within GroupsBernhard  Strauß1
  • 1Institut für Medizinische Psychologie, Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität
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Publication Date:
01 September 2004 (online)

Gruppenpsychotherapie unterschiedlicher theoretischer Ausrichtungen bietet ein äußerst wirksames Behandlungssetting in der Psychotherapie. Umso erstaunlicher ist es, dass psychotherapeutische Gruppen in der (ambulanten) Praxis kontinuierlich an Attraktivität verlieren.

Auch in der Psychotherapieforschung wird den Ergebnissen und Prozessen von Gruppenbehandlungen erheblich weniger Aufmerksamkeit geschenkt als der Einzeltherapie, obwohl sich - speziell im angloamerikanischen Sprachraum - mittlerweile eine Fülle an Evidenz für die Wirksamkeit von Gruppen bei ganz unterschiedlichen Störungsbildern angesammelt hat (vgl. [1]).

In der Zeitschrift Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie ist die Psychotherapieforschung zwar eines der wichtigsten Themen (vgl. das Editorial aus Heft 6/2004), dennoch gilt auch hier, dass explizit gruppentherapeutische Arbeiten eher selten veröffentlicht werden (als Ausnahmen unter den Beiträgen des vergangenen Jahres siehe z. B. [2] [3] [4]).

Umso erfreulicher ist es, dass das vorliegende Heft mit einer Studie aufwartet, die sich mit der Frage differenzieller Gruppenerfahrungen in psychoanalytischen und verhaltenstherapeutischen Gruppen widmet (siehe S. 349ff.). Der Beitrag von Birgit Watzke und Mitarbeiter(inn)en, durchgeführt in einem stationären Setting, das [wo gibt es so etwas noch?] beide Formen von Gruppentherapie anbietet, beschreibt eine aufwändige Prozessstudie auf hohem Niveau, die zu einer Differenzierung der Behandlungsmodelle beiträgt.

Vielleicht kann die Studie an Gruppentherapie interessierte Forscher motivieren, sich diesem Setting wieder vermehrt zuzuwenden? In Zeiten der Verknappung von Ressourcen und angesichts empirischer Evidenz ist zu erwarten, dass der ökonomische gruppentherapeutische Ansatz (vgl. [5]) eine rosigere Zukunft haben wird!

Literatur

  • 1 Burlingame G M, MacKenzie K R, Strauß B. Small group treatment: Evidence for effectiveness and mechanisms of change. In: Lambert MJ (ed) Bergin and Garfield's Handbook of Psychotherapy and Behavior Change (5th ed.). New York; Wiley 2003: 647-696
  • 2 Breisacher S, Ries H, Bischoff C, Ehrhardt M. Evaluation der Bad Dürkheimer Psychosomatikgruppe.  Psychother Psych Med. 2003;  53 302-309
  • 3 Bottlender M, Bottlender R, Scharfenberg C D, Soyka M. Die Bedeutung von Persönlichkeitsstörungen für den Therapieverlauf einer ambulanten Alkoholentwöhnungstherapie.  Psychother Psych Med. 2003;  53 384-389
  • 4 Baumeister H, Caspar F, Herziger F. Therapieerfolgsstudie zum Stottertherapie Sommercamp 2000.  Psychother Psych Med. 2003;  53 455-464
  • 5 Heinzel R, Breyer F, Klein T. Ambulante analytische Einzel- und Gruppenpsychotherapie.  Gruppenpsychoth Gruppendyn. 1998;  34 135-152

Prof. Dr. phil. Bernhard Strauss,Dipl.-Psych., Studiendekan der Medizinischen Fakultät 

Institut für Medizinische Psychologie · Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität

Stoystraße 3

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Phone: 0049/3641/936501 (936700)

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