intensiv 2005; 13(6): 238-246
DOI: 10.1055/s-2005-858845
3. Platz intensiv-Pflegepreis 2004

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Postsuizidale Pflege auf der Intensivstation

Lena Falkenberg1
  • 1Wiesbaden
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Publication Date:
30 November 2005 (online)

Zusammenfassung

Postsuizidale Patienten in der intensivmedizinischen Betreuung bedürfen aufgrund der komplexen psychosozialen Ursachen der Pathogenese des Krankheitsgeschehens einer Behandlung, die weit über die somatische Versorgung hinausreicht. Ziel sollte es im Rahmen der intensivmedizinischen Behandlung sein, den postsuizidalen Patienten im Rahmen eines bio-psychosozialen Behandlungskonzeptes einer weiteren therapeutischen Betreuung zuzuführen. Die hierfür erforderliche Zusatzausbildung wird jedoch in der Krankenpflegeausbildung nicht unterrichtet, sodass das Personal weder bezüglich der Psychodynamik der Suizidalität hinreichend ausgebildet ist noch über Zusatzausbildungen für eine psychosoziale Begleitung verfügt. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit drei Konzepten der Psychodynamik der Suizidalität, dem psychoanalytisch-tiefenpsychologischen Konzept, dem Narzissmuskonzept der suizidalen Krise sowie dem präsuizidalen Syndrom. Sie liefern als theoretische Grundlage einen Einblick in eine mögliche Krankheitsdynamik der Betroffenen und dienen primär dem globalen Gesamtverständnis für den Suizidenten. Im Anschluss daran wird auf mögliche Fehler im Umgang und im Gespräch mit suizidalen Patienten eingegangen, wie zum Beispiel das Erteilen vorschneller Ratschläge, Belehrungen, dem Herunterspielen von Problemen, Beurteilungen oder dem Ausfragen und Analysieren des Betroffenen. Dies sind mögliche Ursachen für einen erschwerten Zugang zu dem Patienten. In Form eines Fallbeispiels wird eine beziehungsfördernde Grund- und Gesprächshaltung aufgezeigt, wie es im Umgang mit Postsuizidenten sinnvoll wäre, sowie auf die Notwendigkeit von Zusatzausbildungen des Personals hingewiesen, die täglich Umgang mit postsuizidalen Patienten haben. Als besonders wichtig ist hier die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Psychologen und Psychotherapeuten hervorzuheben, die eine lückenlose Betreuung des Betroffenen gewähren und die primäre Versorgung zusätzlich erleichtern würden. Eine handlungs- und zielgerichtete Versorgung ist unerlässlich für die Betroffenen und schafft die Voraussetzung für den weiteren Verlauf der Genesung.

Literatur

  • 1 Geisler L. Das Gespräch mit dem suizidalen Patienten. 3. Auflage. Frankfurt; Pharma Verlag 1992
  • 2 Haenel T. Suizidhandlungen. Berlin; Springer-Verlag 1989
  • 3 Okonek S. Vergiftungen - Entgiftung - Giftelimination. Berlin; Springer-Verlag 1981
  • 4 Reimer C. Psychotherapeutischer Umgang mit suizidalen Patienten. 2. Auflage. Berlin; Springer-Verlag 2000
  • 5 Reiner A, Kulessa C. Ich sehe keinen Ausweg mehr. Mainz; Matthias-Grünewald-Verlag 1981
  • 6 Wolfersdorf M. Der suizidale Patient in Klinik und Praxis. Stuttgart; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2000

Lena Falkenberg

Yorckstraße 7

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