PiD - Psychotherapie im Dialog 2005; 6(2): 207-213
DOI: 10.1055/s-2005-866847
Aus der Praxis
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Grenzliches” - Schwierige Situationen im therapeutischen Alltag

Steffen  Fliegel, Arist  von Schlippe
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Publication Date:
23 May 2005 (online)

Plötzlich und ganz unvorbereitet kann es passieren. Als Therapeut oder Therapeutin wird man mit einer Situation konfrontiert, für die es in den psychotherapeutischen Lehrbüchern keine Handlungsanweisungen gibt.

Wir haben uns umgehört und eine Reihe solcher Szenarien gesammelt. Diese haben wir wiederum anschließend erfahrenen TherapeutInnen der verschiedensten Richtungen und Orientierungen vorgelegt mit der Bitte um eine spontane und ins Mikrofon gesprochene Antwort. Die Antworten haben wir nur wenig bearbeitet, um den informellen Charakter nicht zu zerstören.

Herausgekommen ist eine anregende Sammlung. Eine schulenspezifische Zuordnung ist hier nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Am ehesten dürften Geschlecht, Erfahrung und Persönlichkeit die entscheidenden Kategorien sein, die in einer solchen Situation als Handlungsleitlinie bereitstehen. Vielleicht lassen sich ja Muster erkennen. Die Antworten einer Kollegin oder eines Kollegen steht immer an ähnlichen Stellen …

Die Situationen sind bewusst so gehalten, dass wir über das Patientengeschlecht keine Aussagen machen. In einigen der Szenen ist es wichtig, sich vorzustellen, dass es jeweils ein Kontext ist, in dem TherapeutIn und PatientIn unterschiedlichen Geschlechtern zugehören.

Wie würden Sie eigentlich antworten?

„Ich bin Ihnen heute in der Sitzung so nahe gekommen. Können wir nicht mal ein Bier zusammen trinken gehen?” (6. Sitzung)

„Das mit dem Biertrinken können wir nicht machen, ich glaube, da haben wir auch schon einmal drüber gesprochen, aber es ist sehr spannend, was Sie damit meinen, dass Sie mir nahe gekommen sind, das würde ich gerne mal etwas näher erörtern.”

„Das würde ich nicht gerne tun. Aus meiner Sicht ist das hier eine professionelle Beratungssituation, in der wir sind und das Biertrinken, das wäre eine ganz andere Ebene. Ich denke auch, dass beides miteinander zu vermischen auch hier für die Beratung mit Ihnen nicht gut wäre.”

„Es ist gut, dass Sie mir so nahe kommen können in der Therapie, und wir haben ja gesehen, dass das etwas ist, was Ihnen auch Probleme macht. Aber, dass das so ist, hängt auch damit zusammen, dass wir hier so eine klare Situation miteinander haben. Ich denke, es würde Ihnen viel schwerer fallen, wenn wir abends zusammen ein Bier trinken gehen. Deswegen macht das wenig Sinn. Wir sollten hier miteinander probieren, die Nähe herzustellen.”

„Oh, tut mir Leid, da muss ich Sie enttäuschen, das möchte ich auf gar keinen Fall. Gleichzeitig freue ich mich natürlich, dass Sie sich in der Therapie gut aufgehoben fühlen. Und damit das auch in der Zukunft so bleiben kann, ist es wichtig, dass wir das Private und das Berufliche strikt getrennt halten. Im Zusammenhang mit Ihrer Frage tauchen aber ein paar Themen auf, die ich gern genauer mit Ihnen anschauen würde, z. B. wie die Kontakte zu anderen Menschen sonst in Ihrem Leben aussehen? Was Sie dort finden? Was Sie dort vermissen? Ob wir im Rahmen unserer therapeutischen Arbeit etwas tun können, dass das für Sie mehr Ihren Bedürfnissen entspricht, als es vielleicht im Moment der Fall ist?”

„Könnten Sie mir genauer erklären, woran Sie merken, dass Sie mir nahe gekommen sind? Dann gelingt es mir eher, die Bedürfnisse und Umstände, die mit Ihrem Wunsch zusammenhängen, zu verstehen. Ich kann Ihrem Wunsch nicht nachkommen, denn dann könnten wir nicht mehr gut zusammenarbeiten. Ich erkläre Ihnen gerne, warum ich das meine.”

„Nein, das geht nicht. Wir haben eine therapeutische Beziehung, für die private Kontakte nicht gut sind.”

„Ich freue mich, dass Sie mir so nahe gekommen sind, aber ich gehe generell nicht mit Patienten oder mit Menschen, die ich in der Praxis sehe, ein Bier trinken.”

„Erstens trinke ich kein Bier, also wenn, ginge es nur mit Wein, zweitens: Ich kann mir das auch vorstellen, aber erst, wenn wir hier den gemeinsamen therapeutischen Prozess beendet haben und dann gucken wir noch mal neu, vielleicht haben Sie dann auch keine Lust mehr.”

„Nein, das können wir nicht. Weil: Ich trenne zwischen Therapie und meinem Privatleben und ich denke, dass wir uns hier 45 Minuten lang intensiv miteinander unterhalten und nicht außerhalb der Therapie.”

„Und? Würden wir uns dann immer mehr nahe kommen? Oder würden Sie so vermeiden, dass wir uns wirklich nahe kommen?”

„Ich denke, Männerfreundschaften werden so besiegelt.”

Patient/in ruft ständig zu Hause beim/bei der Therapeut/in an, schweigt aber dann ins Telefon.

„Frau X. ich sehe Ihre Nummer hier auf dem Display, wir hatten da schon mal drüber gesprochen. Ich kann gut verstehen, dass Sie anrufen, ich würde Sie erst einmal bitten, dass Sie sich melden und auf jeden Fall sollten wir in der nächsten Therapiestunde darüber weiterreden.”

„Herr Meyer, wenn Sie das sind, möchte ich Sie dringend bitten, solche Anrufe künftig zu unterlassen.”

„An meinem Telefon sehe ich, dass Sie ständig bei mir anrufen und Sie sagen dann nichts. Ich muss Ihnen ganz deutlich sagen, dass mich das sehr stört, und ich bitte Sie, dass Sie das unterlassen. Über die Dinge, die Sie mir auch am Telefon nicht sagen können, versuchen Sie doch, hier in der Therapiestunde mit mir zu reden. Ich muss Ihnen auch sagen, wenn Sie das nicht unterlassen können, und es Ihnen nicht möglich ist, mit mir hier persönlich zu sprechen, müssen wir auch darüber nachdenken, ob die Behandlung mit Ihnen hier bei mir Sinn macht.”

„Ihre Anrufe erwarte ich fast schon. Schade, dass Sie immer nichts sagen. Ich wüsste gern, was Sie bewegt und was dazu veranlasst, Anrufe zu tätigen. Leider bin ich ziemlich schlecht im Gedankenlesen. Ich fände es prima, wenn das, was Sie zu sagen haben, auch in Worte gefasst wird. Vielleicht können Sie einfach eine E-mail schicken und wir können sie dann beim nächsten Termin in der kommenden Woche miteinander besprechen?”

„Frau A., ich merke, dass es für Sie schwer ist, das, was Sie gerade bewegt, im direkten Kontakt auszusprechen. Ich hoffe, dass wir in der nächsten Sitzung Wege und Absprachen finden werden, wie Sie aus der Sprachlosigkeit herausfinden können. Jetzt werde ich das Telefonat erst einmal beenden.”

„Beruhigt es Sie vielleicht meine Stimme vom Anrufbeantworter zu hören? Oder trauen Sie sich nicht, was drauf zu sprechen?”

„Frau M., ich sehe gerade hier Ihre Nummer. Ich denke Sie haben irgendein Anliegen und können das jetzt nicht in Worte fassen. Dummerweise ist das hier eigentlich der Anschluss meiner Frau. Ich würde Sie bitten, doch wieder in der Praxis anzurufen, ich bin meistens da zu erreichen. Versuchen Sie es doch dort. Und unseren Termin haben wir übernächste Woche und dann können wir darüber auch noch mal miteinander reden.”

„Ich weiß, dass Sie es sind, und ich möchte Sie bitten, in der Therapiestunde die Dinge zu besprechen, die Sie besprechen wollen und mich nicht zu Hause anzurufen. Vielen Dank.”

„Vielleicht handelt es sich bei Ihren Anrufen um einen Notfall, wie wir es verabredet hatten. Dann müssten wir jetzt aber klar darüber sprechen, was los ist.”

„Sie haben jetzt wiederholt bei mir zu Hause angerufen, dann aber aus Gründen, die ich nicht kenne, nichts gesagt. Wir sollten besprechen, was da eigentlich los ist.

„Ehe wir anfangen, ich bin gestern durch die Stadt gegangen. Und da habe ich in einem Schaufenster etwas Schönes gesehen. Und ich dachte, das könnten Sie gut gebrauchen. Und da habe ich es gekauft und möchte es Ihnen schenken.” Legt ein eingepacktes Päckchen auf den Tisch. (15. Sitzung, Therapie ist nicht in der Abschlussphase)

„Das finde ich eigentlich sehr schön, es zeigt mir Ihre Wertschätzung, allerdings habe ich mit Geschenken selbst immer Probleme, ich fühle mich dann evtl. mehr verpflichtet, als es mir recht wäre und wir sollten gucken, was dieses Geschenk Ihnen und mir bedeutet.”

„Vielen Dank, erlauben Sie mir, dass ich das trotzdem nicht annehmen möchte.”

„Das ist ja nett, dass Sie an mich denken und dass Sie mir etwas Schönes schenken wollen. Aber ich denke zum einen, das ist nicht nötig, weil ich ja auch für die Behandlung hier bezahlt werde und damit auch genügend entlohnt werde. Und zum anderen, sollten wir darüber sprechen, warum Sie sich außerhalb der Behandlung so sehr mit mir beschäftigen. Ich möchte Sie jetzt nicht enttäuschen, aber ich denke, Sie nehmen das Geschenk jetzt wieder mit, behalten es für sich oder können es jemand anderem schenken. Und ich mache Ihnen den Vorschlag, dass Sie dann, wenn Sie etwas sehen, was Sie mir schenken wollen, dies mir in Gedanken mitbringen. Dann können wir hier in der Behandlung darüber sprechen.”

„Oh, vielen Dank. Jetzt haben wir allerdings ein Problem miteinander. Sie wollen mir etwas schenken, und ich nehme nämlich grundsätzlich keine Geschenke von Patienten an. Was sollen wir jetzt tun?”

„Sie machen sich zwischen den Therapiesitzungen viele Gedanken, und Sie machen sich auch Gedanken um mich als Ihre Therapeutin. Das erlebe ich als Wertschätzung und dafür möchte ich mich bedanken. Lassen Sie uns das Päckchen doch gemeinsam nutzen. Vielleicht als Symbol für etwas, was Sie gerade bewegt oder was Sie sich wünschen?”

„Erst mal bin ich gespannt, was Sie mir mitbringen wollen, und dann frage ich mich, wieso Sie meinen, dass Sie mir was mitbringen wollen.”

„Vielen Dank, ich bin ja mal gespannt, was Sie sich da so ausgedacht haben, was zu mir passen könnte. Eigentlich geht es ja hier mehr um Sie, aber Sie wissen, nach den ethischen Regeln der Psychotherapeuten dürfen kleine Geschenke angenommen werden. Sollte es sich um ein größeres handeln, müsste ich es Ihnen leider zurückgeben.”

„Wissen Sie was, bei uns gibt es den Satz: Entweder die Therapie ist erfolgreich oder der Patient schenkt etwas. Und deswegen möchte ich es nicht annehmen.”

„Oh, das finde ich nett, dass Sie an mich gedacht haben und mir hier etwas schenken wollen. Lassen Sie uns mal darüber sprechen, was Sie mir damit ausdrücken möchten.”

„Gestern habe ich Sie im Supermarkt gesehen, und Sie sind rot geworden. Sie haben dann schnell weggeschaut. Ich bin sicher, Sie haben sich in mich verliebt! Sie sind nicht souverän! Jetzt weiß ich nicht, ob ich bei Ihnen weitermachen kann!”

„Da sind ganz viele Fragen und Vorbehalte drin, über die wir im Einzelnen Klärung schaffen müssten. Fangen wir vielleicht mit dem Letzten an, was unsere Beziehung betrifft und die Souveränität und die Frage, woran Sie sicher sind, dass ich in Sie verliebt bin.”

„Wenn Sie überlegen, dass Sie hier nicht weitermachen können, dann sollten wir darüber noch einmal sprechen, ob da evtl. auch ein Wunsch ist, die Behandlung zu beenden oder welcher Wunsch von Ihnen da drin streckt.”

„Das ist ja eine interessante Beobachtung, dass Sie denken, dass ich aus diesen Gründen rot geworden bin. Aber auch wenn Sie sich hier sonnenklar sind, das ist ganz sicher nicht so. Ich würde gerne mit Ihnen darüber sprechen, warum Sie diese Fantasie entwickelt haben, dass das bei mir so sein könnte. Und ich sehe auch überhaupt gar keinen Grund darin, dass Sie hier nicht weitermachen. Wenn Sie das Gefühl haben, ich sei nicht genügend souverän, dann müssen wir das jetzt hier miteinander besprechen. Vielleicht können Sie mir einfach die Situation noch einmal genau schildern, wie das abgelaufen ist.”

„Oh, das ist eine interessante Wahrnehmung. Die kann ich leider nicht mit Ihnen teilen. Ich habe Sie nämlich gar nicht gesehen, als ich gestern im Supermarkt war. Ich würde mich aber gern mit Ihnen über die Zweifel unterhalten, die Sie haben, was die Fortsetzung der Therapie mit mir angeht und Ihren Wunsch nach einer souveränen Therapeutin. Das würde ich gern besser verstehen.”

„Das wäre tatsächlich nicht freundlich und souverän gewesen, Sie nicht zu grüßen. Aber ich versichere Ihnen, dass ich Sie tatsächlich nicht gesehen habe.”

„Ja, ich war gestern im Supermarkt. Aber ich habe Sie nicht gesehen. Wäre es okay für Sie, wenn ich Sie in der Öffentlichkeit grüße? … Sollen wir über Ihre Gedanken, ich sei in Sie verliebt, noch sprechen oder sollen wir jetzt bei dem Thema der letzten Sitzung weitermachen?”

„Das ist ja alles ganz schön viel, erst mal: Rot werden tue ich bei jeder Kleinigkeit - dann weggeguckt? Wann habe ich dann weggeguckt? Fällt mir gar nicht ein und ist das nicht ein bisschen eine Überbewertung der ganzen Situation?”

„Blöd an der Situation, die Sie jetzt beschreiben, ist, dass ich Sie jetzt nicht gesehen habe, gestern im Supermarkt. Wenn ich Sie gesehen hätte und daraufhin rot geworden wäre, hätte ich das hier jetzt auch sofort angesprochen. Da ich Sie aber selber nicht registriert habe, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass das mit meinem Unbewussten was zu tun hat, also nehme ich an, dass es eher vielleicht eine Fantasie von Ihnen ist. Trotzdem ist natürlich die Frage ganz klar: Sie entscheiden, ob wir hier zusammenarbeiten oder nicht, und wenn Sie das Gefühl haben, haben Sie natürlich dann auch die Verantwortung dafür, dass wir das hier gemeinsam beenden. Gucken Sie, entscheiden Sie, ich kann das akzeptieren, wenn Sie hier mit mir nicht mehr zusammenarbeiten wollen.”

„Das kann ich für Sie nicht entscheiden, ob Sie bei mir weitermachen wollen oder nicht, ich kann nur für mich entscheiden, ob ich in Sie verliebt bin oder nicht und das ist definitiv nicht der Fall.”

A (wenn wirklich verliebt und ertappt gefühlt): „Ich glaube, das haben Sie zutreffend beobachtet. Ich fühle mich tatsächlich Ihnen gegenüber beeinträchtigt, weil meine Gefühle für Sie nicht so neutral sind, wie das für die Arbeit mit Ihnen mir wichtig erschiene … Ich glaube, das geht sogar so weit, dass ich mich nicht in der Lage sehe, die Arbeit mit Ihnen fortzusetzen.”

B (wenn nicht verliebt): „Ich kann nicht ausschließen, ich kann mich ja nicht selber sehen, dass ich rot geworden bin. Aber das würde mich sehr wundern. Nein, dass ich in Sie verliebt bin, da sind Sie im Irrtum.”

C: „Und nehmen wir mal an, es wäre so, was wäre dann?”

„Meiner Frau, der alten Schlampe, geschieht es doch ganz recht, wenn sie mal ein paar auf die Löffel bekommt.”

„Das mag sein, Ihre Frau ist jetzt nicht hier, und ich würde mit Ihnen darüber reden, was es Ihnen bedeutet.”

„Das erscheint mir sehr problematisch, ich bin der Meinung, dass Sie unbedingt versuchen sollten, ohne Tätlichkeiten gegen Ihre Frau die Dinge, die da jetzt anstehen, zu lösen. Lassen Sie uns mal überlegen, warum Sie das so machen und welche Alternativen es gibt. Wenn Sie fest davon überzeugt sind, dass das berechtigt ist, dann muss ich Ihnen sagen, ich teile diese Auffassung nicht.”

„Ich finde das überhaupt nicht recht, dass Sie so mit Ihrer Frau umgehen. Es ist ja gut, dass Sie mir das hier erzählen. Ich möchte mit Ihnen hier aber ganz klare Regeln abmachen, dass das nicht wieder vorkommt. Jetzt schildern Sie mir die Situation noch einmal genau, wie Sie abgelaufen ist, und dann werden wir genau festlegen miteinander, nach welchen Regeln das zu gehen hat. Ich muss Ihnen auch sagen, wenn Sie nicht aufhören Ihre Frau zu schlagen, werde ich mir überlegen müssen, ob ich mit Ihnen die Behandlung so weiterführen kann.”

„Oh, das sind doch recht drastische Worte. Das klingt so, als wären Sie unglaublich wütend auf Ihre Frau und sehen gar keine Möglichkeit, wie Sie mit ihr auf vernünftigem Weg irgendwas regeln können?”

„Sie sprechen mit abwertenden Begriffen von Ihrer Frau. Ich kann nach zwei Sitzungen noch gar nichts von Ihrer Beziehung zu ihr wissen. Ich höre jedoch aus Ihren Worten, dass es Konflikte gibt, und die können wir hier besprechen, wenn Sie wollen.”

„Sie haben ja eine kräftige Ausdrucksweise, sind Sie so sauer gewesen auf Ihre Frau oder was ist denn da eigentlich los in Ihrer Beziehung?”

„Das sind Formulierungen, die habe ich bisher bei Ihnen so noch nicht gehört, eigentlich kann ich mir das gar nicht so vorstellen, dass Sie gewalttätig Konflikte lösen. Bisher waren da andere Formulierungen, was ist passiert, dass Sie plötzlich solche Worte wählen und es plötzlich so versuchen oder so eine Strategie hier vertreten. Ich jedenfalls kann nicht sagen, dass solche gewalttätigen Auseinandersetzungen konstruktiv sind.”

„Wenn Sie bei mir in der Therapie weiterarbeiten wollen, möchte ich Sie bitten, sich respektvoll und menschlich mit Ihren Mitmenschen auseinander zu setzen und solche Ausdrücke oder solche Bezoeichnungen dulde ich nicht in der Therapie.”

22. Sitzung, während eines Gesprächs über die sexuellen Fantasien des/der Patient/in: „In meinen sexuellen Fantasien kommen immerfort Sie vor.” Dabei rückt Patient/in mit dem Stuhl näher an Therapeut/in heran und beugt sich weit vor.

„Ich kriege mit, dass ich sehr wichtig für Sie bin, auch in Ihren Träumen und würde gern etwas mehr darüber erfahren.”

„Nun kann es ja passieren, dass im Rahmen von Therapien man auch zärtliche oder Verliebtheitsgefühle gegenüber der Person entwickelt. Mein Anliegen wäre, mit Ihnen zu überlegen, wie wir diese Wahrnehmung für die weitere Beratung hier nutzen können. Eine reale Beziehung zwischen Ihnen und mir scheidet aus meiner Sicht hier gänzlich aus. Das heißt aber nicht, dass nicht solche Impulse und Gedanken aufkommen können und dass wir bzw. Sie die auch gar nicht unbedingt wegdrängen müssen, sondern dass wir überlegen müssen, wie wir solche Fantasien, die jetzt hier im Laufe der Behandlung aufkommen, für das weitere Vorgehen nutzen können.”

„Das kommt vor, dass solche Fantasien im Laufe einer Behandlung hochkommen. Das ist gar nicht selten. Aber Sie müssen sich auch im Klaren darüber sein, dass wir hier einen Gesprächskontakt haben und dass Fantasien möglich sind und wir darüber auch sprechen können, aber dass die Fantasien sicherlich nicht in Erfüllung gehen können. Ich glaube, jetzt gucken wir uns einmal in einem genügenden Abstand voneinander Ihre Fantasien an, soweit Sie das können.”

… Ich würde meinen Stuhl verlassen und versuchen, dem Patienten die Therapeutenperspektive zu verdeutlichen, indem ich ihn in den Stuhl des Therapeuten setze und über das Spiel mit den Stühlen dann die Nähe verdeutliche, z. B. was es für mich bedeutet, wenn er sich in dieser Art und Weise verhält.

„Merken Sie, dass Sie gerade mit Ihren Worten und auch körperlich nahe an mich heranrücken? Schauen Sie einmal, wie es ist, wenn Sie mit dem Sessel wieder zurückrücken, worum ich Sie jetzt bitten möchte. Über Fantasien zu sprechen ist nichts Verbotenes, aber etwas sehr Intimes. Das braucht Sicherheit und Grenzen, für die ich als Ihre Therapeutin Sorge tragen werde. Ich möchte aber auch Sie bitten, achtsam mit sich umzugehen.”

„Sexualität scheint ja im Moment eine wichtige Rolle für Sie zu spielen, aber ob ich als Objekt dafür so geeignet bin, wage ich mal zu bezweifeln.”

„Erzählen Sie mal, aber bleiben Sie da drüben sitzen, dann bin ich ein bisschen entspannter, aber mich interessiert, was Sie so fantasieren. Das ist ja klar: Fantasien sprechen immer mehr über den, der die Fantasien hat, als über den, über den fantasiert wird. Mich interessieren Ihre Fantasien.”

„Ich kann nun nicht entscheiden, was in Ihren sexuellen Fantasien, die ich prinzipiell für okay finde, passiert, aber ich kann entscheiden, was ich hier tue, und möchte Sie bitten, hier wieder Abstand zu nehmen und sich wieder auf Ihren Platz zu setzen.”

… Wenn deutlich wird, dass die Patientin die Fantasien real machen möchte, würde ich nichts tun, was das anheizen würde.

„Aber Sie möchten mir nicht sagen, wie ich darin vorkomme, was darin zwischen uns beiden geschieht. Sondern Sie möchten, dass jetzt etwas real geschieht.”

Patient/in kommt zum wiederholten Male stark riechend und ungewaschen in die Therapiesitzung. (10. Sitzung)

„Ich merke, dass Sie sich für diese Sitzung nicht in einem Ausmaß vorbereitet haben, wie ich mir das wünschen würde. Es kann sein, dass Ihnen das nichts ausmacht, ich weiß auch nicht, ob ich das schon angesprochen habe, aber ich kann schwer arbeiten, wenn Sie stark riechend mir gegenübersitzen und würde gern darüber reden und vielleicht so eine Veränderung erreichen.”

„Herr M., ich sehe, dass Sie heute sehr intensiv riechen und Sie müssen verzeihen, aber meine Nase ist zu empfindlich, als dass ich das mittun möchte und das ist auch zum wiederholten Male, ich würde deshalb gerne das Gespräch für heute beenden und Sie bitten, zum nächsten Mal weniger riechend hier wieder anzukommen, so kann ich einfach persönlich das nicht mit Ihnen machen.”

„Ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber ich muss Ihnen doch einmal etwas sagen: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Sie selbst merken, dass Sie manchmal einen ziemlichen Geruch verbreiten. Könnte es sein, dass Sie sich ungenügend waschen? Ich muss Sie das fragen, weil mich das anfängt etwas zu stören. Ich kann mir vorstellen, dass es anderen Menschen auch so geht und ich habe den Verdacht, dass Sie das überhaupt nicht merken. Auch wenn Sie jetzt gekränkt sind, wenn ich Ihnen das sage. Ich denke, das ist ganz wichtig, dass wir das miteinander besprechen.”

„Ich habe den Eindruck, dass Sie in der letzten Zeit ziemlich wenig auf sich achten. Ich kann das sozusagen förmlich riechen und wollte Ihnen einfach sagen, dass das für mich unangenehm ist. Ich würde viel lieber mit Ihnen arbeiten, wenn Sie auch gepflegt in die gemeinsame Sitzung kommen. Können Sie sich vorstellen, dass das möglich ist?”

„Ich merke mit Sorge, dass Sie sich in letzter Zeit vernachlässigen. Wie wäre es, wenn wir gemeinsam planen, wie Sie wieder besser auf sich achten können, auch was die Pflege Ihres Körpers angeht.”

„Ihr T-Shirt ist ganz durchgeschwitzt, und der Schweiß verbreitet einen unangenehmen Geruch im Raum. Darf ich Sie bitten, sich vor unserem nächsten Termin kurz zu waschen? Ich könnte besser mit Ihnen arbeiten.”

„Kann es sein, dass Sie heute Morgen sehr schnell aus dem Hause mussten und es vorher nicht geschafft haben, in Ruhe sich zu pflegen?”

„Ich möchte Sie um was bitten: Wissen Sie, meine Art zu arbeiten ist es manchmal auch, meinen Klientinnen und Klienten in schwierigen Situationen ein Stückchen näher zu kommen, um sie zu unterstützen. Ich würde Sie bitten, an dem Tag, an dem wir Therapie haben, vorher zu duschen. Das würde es mir jedenfalls erleichtern, sollten wir mal in so eine Situation kommen, mich auch Ihnen nähern zu können, das ist mir jetzt momentan ein bisschen schwierig.”

„Mir fällt auf, dass Sie ungepflegt sind, und mir fällt auch auf, dass Sie einen strengen Körpergeruch haben, ich möchte Sie bitten, das zu korrigieren, denn ich glaube, dass Ihre Probleme im mitmenschlichen Bereich möglicherweise auch dadurch zustande kommen. Und es ist jedenfalls meine Aufgabe auch als Therapeut, Sie darauf aufmerksam zu machen.”

„Es ist mir sehr unangenehm. Und ich weiß auch, dass ich damit etwas anspreche, was möglicherweise auch Ihnen peinlich ist. Aber ich fühle mich doch sehr beeinträchtigt davon, dass Sie einen für mich sehr unangenehmen Geruch haben. Könnte es sein, dass Sie darauf wenig achten und dass Ihnen das auch noch niemand gesagt hat? Und es wäre mir lieb, wenn sich da etwas ändern ließe, damit wir weiter ungestört zusammenarbeiten können.”

Patient/in beginnt zu Beginn der 9. Sitzung zu weinen. „Es geht mir im Moment richtig schlecht. Könnten Sie nicht einmal meine Hand halten?” Streckt Therapeut/in seine/ihre Hand hin.

„Bevor ich Ihre Hand nehme, was ich sehr gut verstehen kann, würde ich zunächst einmal klären, was das für uns beide bedeutet, wenn ich jetzt Ihre Hand halte.”

Also, ich würde nicht ausschließen, dass ich das in besonderen Situationen tun könnte, also insbesondere, wenn da besonders dramatische Lebensschicksale damit in Verbindung stehen, wenn es sich um eine Ausnahmesituation handelt, nicht um eine Routinesituation.

Das hängt ganz von der Patientin ab. Neunte Sitzung wäre ein bisschen früh. Im Zweifelsfall würde ich das machen. Ich würde die Hand kurz berühren, würde dann sagen: „Ich glaube, dass es Ihnen nicht sehr weiterhilft, wenn ich Ihre Hand länger halte. Ich kann aber verstehen, dass Sie einen Halt suchen, den Sie ja offenbar in Ihrer Umgebung nicht haben. Wir können ja mal darüber sprechen, was Sie machen können, wo Sie sich Halt suchen können. Sie wissen ja, wir sind hier auf diese Stunde begrenzt, und ich kann Ihnen ja nicht dauerhaft den Halt geben. Aber jetzt sprechen wir einmal darüber, ob es Gründe gibt, dass es Ihnen jetzt so richtig schlecht geht und dann sprechen wir darüber, wo Sie sich Halt holen können.”

„Das könnte ich vielleicht tun und ich entscheide mich dafür, das nicht zu tun. Ich glaube nämlich nicht, dass es Ihnen helfen würde, sich langfristig besser zu fühlen. Stattdessen würde ich mir gern mit Ihnen Zeit nehmen, um herauszufinden, wie es kommt, dass Sie sich im Moment so schlecht fühlen.”

Setze mich neben oder vor die Patientin, den Patienten und umfasse die dargebotene Hand für eine Weile.

„Lassen Sie die Hand mal einen Moment ausgestreckt. Ich werde die Hand jetzt nicht nehmen. Aber ich würde gerne mit Ihnen zusammen überlegen, was Sie tun können, um Ihre Hand wieder zu sich selbst zurückzuziehen.”

(wenn ich die Hand nehmen würde, in dem ich meine unter die ausgestreckte Patientenhand lege): „Ich habe meine Hand unter Ihre gelegt, um Sie einen Moment zu stützen. Ich würde jetzt gerne mit Ihnen überlegen, was Sie tun könnten, um Ihre Hand zu sich selbst zurückziehen zu können.”

„Das heißt, Sie brauchen jetzt ein bisschen körperlichen Halt, ist das für Sie wichtig, außer dem Augenkontakt und der Stimme noch einen körperlichen Halt zu haben und wieso …”, ja, ich würde die Hand nehmen!

„Aber natürlich, erzählen Sie mir doch mal, was ist denn passiert, dass es Ihnen heute so schlecht geht.”

„Das kann ich tun, wenn Sie denken, dass es Ihnen dadurch besser geht. Wir werden das in zwei, drei Minuten überprüfen.”

„Ich sehe, dass es Ihnen jetzt sehr schwer fällt, das auszuhalten, und dass Sie sich auf diese Weise meiner Unterstützung vergewissern wollen. Vielleicht können Sie doch versuchen, das einmal länger auszuhalten. Und dann sehen Sie mal, wie es Ihnen dann ergeht und was Sie dann empfinden.”

„Ich habe es getan. Ich habe abgetrieben. Sie sind dafür verantwortlich. Sie haben mir dazu geraten. Ich werde Sie verklagen. Sei haben mein Leben zerstört.” (4. Sitzung)

„Da will ich zunächst einmal ganz klar sachlich sagen, dass ich Ihnen ganz sicherlich nicht zu einer Abtreibung geraten habe, auch nicht dagegen, das ist überhaupt nicht meine Aufgabe, sondern meine Aufgabe sehe ich darin, Ihnen etwas zu erklären, und das würde ich jetzt auch gerne tun.”

„Nun, ich denke nicht, dass ich Ihnen dazu geraten habe. Wir haben beim letzten Mal verschiedene Pro- und Kontramöglichkeiten erarbeitet. Ich bin mir sehr sicher, dass ich Ihnen nicht dazu geraten habe.”

„Also ich kann verstehen, dass Sie das sehr belastet und wir haben ja auch darüber gesprochen. Was ich überhaupt nicht akzeptieren kann ist, dass Sie mich dafür verantwortlich machen und ich habe Ihnen sicher nicht dazu geraten. Ich habe mit Ihnen darüber gesprochen, was es für Sie bedeutet, das Kind zu bekommen, aber ebenso, was es für Sie bedeuten würde, wenn Sie das Kind nicht bekommen. Wenn Sie der Meinung sind, dass ich daran Schuld trage, dann müssen Sie mich verklagen, wenn Sie der Meinung sind, dass dadurch Ihr Leben ruiniert ist. Ich müsste mir dann auch einen Rechtsbeistand nehmen und wir müssten das dann vor Gericht austragen. Ich schlage Ihnen vor, dass wir das erst einmal versuchen, hier zu klären.”

(Hier zeigt sich, wie wichtig Stundenprotokollierung und Dokumentation sind.)

„Ich kriege mit, dass Sie sehr aufgebracht sind über die Abtreibung, die Sie hinter sich haben, dass Sie damit überhaupt noch nicht im Reinen sind.”

„Das war eine schwere und schmerzliche Entscheidung für Sie, abzutreiben. Sagen Sie mir bitte, an welcher Stelle Sie sich von mir zu einer Entscheidung gedrängt gefühlt haben. Ich habe ihre innere Zerrissenheit bei der Frage ,Abtreibung ja oder nein' gespürt, bin mir aber sicher, Ihnen nicht dazu geraten zu haben. Das steht mir gar nicht zu.”

„Da ich generell nicht dazu rate abzutreiben und sehr kinderfreundlich bin, wundert mich, dass Sie das aus meinen Aussagen herausgenommen haben, und wundere mich auch, wie sehr Sie Sachen, die ich sage, einfach übernehmen und tun.”

„Für mich interessant, wie aufgebracht Sie sind. Wir haben da drüber gesprochen, über Ihre Schwangerschaft, aber wenn eins nicht richtig ist, dass ich Ihnen dazu eine klare Aussage gemacht habe. Mein Auftrag ist es nicht, mein Job ist es nicht und ich tue es auch nicht, dass ich Überlegungen, die ich in meinem Leben für gut oder richtig halte, meinen Klienten versuche nahe zu bringen als Handlungsoption. Wir haben da drüber gesprochen, wir haben die ganze Ambivalenz ausgeleuchtet, das ist richtig, aber die Entscheidung, die lag ganz bei Ihnen und wenn Sie denken, dass ich das getan habe, dann ist das eine Projektion oder nicht Verantwortung übernehmen, für das was Sie getan haben. Das können wir gerne weiter miteinander anschauen, wenn Sie dazu bereit sind, wenn Sie das jetzt aber versuchen, irgendwie abzuspalten und mir die Verantwortung zu geben, dann denke ich, dann können wir das auch nicht. Also insofern ist erst mal jetzt die Entscheidung bei Ihnen, wollen Sie die Verantwortung dafür übernehmen und mit mir gemeinsam das angucken oder nicht. Und wenn nicht, dann ist an dem Punkt irgendwo auch die Basis für die weitere Zusammenarbeit zutiefst infrage gestellt, so erlebe ich das jedenfalls jetzt.”

„Wenn Sie der Ansicht sind, ich habe Ihnen dazu geraten, dann müssten Sie juristische Schritte unternehmen. Ich denke, ich haben Ihnen nicht zugeraten, ich denke, ich habe keine Position eingenommen, die dafür spricht, dass Sie abtreiben sollten, und wenn Sie denken, ich habe es getan, müssten Sie es juristisch verfolgen.”

„Die Therapie tut mir richtig gut. Ich merke, wie ich Fuß fasse. Könnten wir nicht meine Therapiesitzung an das Ende Ihres Therapietages legen? Dann würde nicht gleich der Nächste draußen warten und wir hätten etwas länger Zeit. Ich profitiere wirklich sehr davon.” (11. Sitzung)

„Was ich verstehe ist, dass Sie über die Therapie hinaus ganz gerne noch persönliche Zuwendung hätten, das kann ich irgendwie sehr gut verstehen, aber es geht von meiner Organisation erstens nicht und zweitens ist das auch etwas, was wir hier in der Stunde klären können.”

„Nun, wenn Sie schon so davon profitiert haben, dann könnten wir ja eher umgekehrt überlegen, ob wir die Sitzungen nicht etwas kürzer machen könnten und Sie schon mit kleineren Dosen eigentlich die Sachen selber gut umsetzen könnten.”

„Es freut mich, dass Ihnen die Therapie so gut tut und dass Sie damit etwas anfangen können. Ich kann auch verstehen, dass Sie gerne die letzte Patientin an einem Tag sein wollen. Aber ich muss Ihnen auch gleich sagen, dass ich dann auch genauso pünktlich mit der Stunde aufhören werde. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass noch andere Patienten kommen, sondern es hat damit zu tun, dass es eben diese 50 Minuten dauert. Da steckt auch die Erfahrung drin, dass das eine ziemlich optimale Zeit ist und dass ein Überdehnen der Zeit eigentlich wenig bringt. Jetzt sprechen wir einmal darüber, was Ihnen tatsächlich in der Therapie so hilft, dass es Ihnen so sehr viel besser geht.”

„Ich freu mich sehr, dass Sie so von der Therapie profitieren und ich möchte, dass dies auch weiterhin der Fall ist. Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie von der verlängerten Therapiestunde mehr profitieren als von regelmäßigen Therapiestunden, so, wie wir sie im Moment abhalten. Aber vielleicht können Sie mir erklären, wie es kommt, dass Sie den Wunsch haben, die Therapiestunde zu verlängern, was genau da passieren soll oder was da passieren könnte, was Ihnen in einer normalen Therapiestunde nicht möglich ist?”

„Es freut mich, dass wir gemeinsam Lösungen gefunden haben und Sie, wie Sie sagen, auf sichererem Boden stehen. Angenommen, ich wäre als Therapeutin so eine Art Krücke, auf die Sie sich eine Zeit lang gestützt haben. Warum wollen Sie wieder an zwei Gehstöcken gehen, wo Sie doch schon freihändig laufen können? Oder traue ich Ihnen da zu viel zu?”

„Schön, dass Ihnen die Therapie gut tut. Das ist auch mein Eindruck. Falls das terminlich möglich ist, können Sie gerne die letzte Stunde haben. Aber auch die würde wie bei den anderen Patienten nicht länger als 50 Minuten gehen. Aber warum sollten wir etwas ändern, wo Ihnen doch der bisherige Weg bereits so gut geholfen hat?”

„Sie könnten wahrscheinlich profitieren davon, wenn wir länger machten, nur, meine Familie zu Hause wartet auch auf mich und der Hund sowieso.”

„Klar können wir die ans Ende des Tages legen, aber dann wartet meine Frau zu Hause auf mich und das ist eigentlich für mich immer noch ein größerer Antrieb, ganz pünktlich Schluss zu machen, von daher weiß ich nicht, ob das mit Ihren geheimen Wünschen dann da wirklich besser läuft, als wenn wir die Termine tagsüber machen, aber wir können es ja ausprobieren.”

„Passen Sie auf, ich mache Ihnen einen Vorschlag: Wenn Sie denken, dass ganz lange Therapie das Beste wäre, dann würde ich mir mal einen ganzen Tag frei nehmen, wir treffen uns morgens um sieben und machen endlos bis wir nicht mehr können abends Therapie und dann ist es zu Ende. Wären Sie damit einverstanden?”

„Ich höre, dass Ihnen die gemeinsame Arbeit gut tut und dass Sie davon profitieren. Ich denke, dass Sie verstehen werden, dass ich gleichwohl bei der vereinbarten Zeit bleiben und dann auch meinen Feierabend haben möchte.”

Patientin kommt zum wiederholten Male vom Partner „grün und blau” geschlagen zur Therapie. (7. Sitzung)

„Ich muss Ihnen sagen, dass mir auffällt, dass Sie mit Flecken mir gegenübersitzen, Sie selber haben das nicht angesprochen, aber ich sehe in mir das Bedürfnis, das anzusprechen. Wie erklären Sie diese Flecken, wie geht es Ihnen, was bedeutet es?”

„Ich denke, Sie müssten sich dringend schützen und dieses Geschlagenwerden unterbinden und ich würde gerne mit Ihnen heute bereden, wie Sie das tun könnten.”

„Jetzt kommen Sie zum wiederholten Male geschlagen von Ihrem Partner hier in die Stunde. Wir haben darüber gesprochen, dass ich das überhaupt nicht zulassen kann, dass Sie sich von Ihrem Partner so schlagen lassen. Ich bestehe jetzt darauf, dass Sie so, wie wir es besprochen haben, Ihrem Partner eine Grenze setzen und ihn anzeigen wegen dieser Körperverletzung. Und wenn Sie das nicht tun können, kann ich unter diesen Bedingungen die Behandlung mit Ihnen nicht weiterführen. Ich gebe Ihnen Gelegenheit, dass Sie sich das bis zum nächsten Mal noch einmal ganz deutlich überlegen. Außerdem bestehe ich darauf, dass Sie die Verletzung von einem Arzt dokumentieren lassen. Dies bringen Sie mir dann das nächste Mal mit.”

„Ich muss Ihnen sagen, dass ich mir große Sorgen um Sie mache. Wenn ich Sie anschaue, denke ich, dass es in Ihrer Beziehung im Moment ziemlich hoch hergehen muss, und würde darüber gern mit Ihnen reden. Sind Sie damit einverstanden?”

„Wenn Ihr Auftrag an mich ist, dass ich Sie dabei unterstütze, die Gewalt besser auszuhalten, kann ich die Behandlung nicht fortführen. Ich möchte Ihnen aber anbieten, Sie dabei zu unterstützen, dass die Gewalttätigkeiten ein Ende haben. Dazu gibt es Hilfen, die ich Ihnen nennen kann. Möglicherweise kann Ihr Mann auch davon profitieren. Wäre das für Sie eine Möglichkeit, hier mit mir weiterzuarbeiten?”

„Wie ist es denn wieder zur Eskalation gekommen und wie könnten Sie denn in nächster Zeit dafür sorgen, dass das nicht mehr wieder passiert oder was ist denn passiert? Wollen Sie drüber reden?”

„Wir haben das ja schon mehrfach angesprochen, das Thema Gewalt in Ihrer Beziehung. Ich kann es kaum noch aushalten, Sie zu sehen. Ich stelle mir die Frage und heute irgendwie ganz besonders, wie lange wollen Sie das noch mitmachen, wie lange wollen Sie sich das noch antun lassen und wann ziehen Sie Konsequenzen? Auch über mögliche Konsequenzen haben wir schon gesprochen, aber irgendetwas muss scheinbar noch passieren, dass Sie es wirklich tun, weil Sie auch schon gesagt haben, Sie haben schon ganz konkrete Pläne gemacht, aber mit diesen Plänen ist es bisher nichts geworden. Ich werde zunehmend unruhig und habe auch irgendwie Angst um Ihr Leben.”

„Ich bin nicht mehr bereit, die Therapie mit Ihnen fortzusetzen, solange diese existenziellen Bedrohungen in der Weise stattfinden, ich möchte Sie bitten, eine Anzeige zu erstatten oder wir müssen die Therapie beenden.”

„Wenn ich sehe, wie Sie aussehen, habe ich keine Zweifel, dass Sie zu Hause in Ihrer Beziehung Gewalt erdulden. Und Sie haben es noch nicht zur Sprache gebracht. Das ist etwas, was ich mir schwer mit ansehen kann. Und ich glaube, bevor wir die Therapie fortsetzen, müssen wir darüber sprechen, wie wir gemeinsam damit umgehen. Das kann so jedenfalls nicht weitergehen.”

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