Laryngorhinootologie 1985; 64(3): 142-144
DOI: 10.1055/s-2007-1008104
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Biophysikalische Gesichtspunkte zum Ergebnis des Spacelab-Experimentes und Folgerungen für die Theorie Báránys*

Biophysical Aspects of Results of Spacelab Experiments and their Consequences for Bárány's TheoryR. Grohmann
  • Abt. Audiometrie und Vestibulometrie am Univ.-Klinikum Essen (Leiter: Prof. Dr. Dr. R. Grohmann)
* Auszugsweise als Diskussionsbemerkung vorgetragen auf der 55. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie in Bad Reichenhall, 1984.
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei der thermischen Prüfung der peripheren Gleichge-wichtsorgane ohrgesunder Astronauten wurde auch in der Schwerelosigkeit ein Nystagmus beobachtet. Einige Forscher folgern aus diesem Ergebnis, dass damit die Theorie von Bárány widerlegt sei, und versuchen, den registrierten Nystagmus mit einer Druckänderung zu deuten. Die für irdische Bedingungen aufgestellte Hypothese von Bárány erklärt den peripheren Reizme-chanismus mit einer Konvektionsströmung, die im horizontalen Bogengang bei Erwärmung oder Abkühlung einsetzt. In der Schwerelosigkeit ist aber eine solche Strömung nicht möglich, weil bei Wegfall der Gravitation auch keine Auftriebskräfte entstehen können.

In dieser Arbeit wird gezeigt, dass die Druckhypothese nicht zutreffend sein kann, jedoch die Theorie von Bárány ergänzt werden muß. Denn neben der Konvek-tionsströmung ist der durch Wärme verursachte Ausdehnungseffekt der Endolymphe zu berücksichtigen. Dieser Effekt tritt auch im Zustand der Schwerelosigkeit auf.

Summary

On testing the peripheral vestibular apparatus of astronauts with healthy labyrinths, nystagmus was observed when flushing the ears with hot or cold water even in the absence of gravitation. In the opinion of some scientists, this seems to refute Bárány's theory. They attempt to explain nystagmus as a result of compression. The hypothesis of Bárány, basing on terrestrial conditions, explains the peripheral impulse as the result of a convective flow caused by heating or cooling within the horizontal semicircular canal. However, if gravitation is absent any such circulation is excluded, because buoyancy is impossible without gravitation. The article shows, on the one hand, that the compression hypothesis cannot be correct, where as on the other Bárány's theory needs completion. For, in addition to the convective flow, the expansion of the endolymph resulting from heat must be considered. This effect occurs even in the absence of gravitation.

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