Laryngorhinootologie 1985; 64(3): 146-155
DOI: 10.1055/s-2007-1008106
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zur Pathophysiologie des peripheren, paroxysmalen, benignen Lagerungsschwindels (BPPV)* **

Some Aspects Concerning the Pathophysiological Mechanisms of Peripheral Benign Paroxysmal Positional Vertigo (BPPV)C. L. Schmidt
  • Freiburg/Brsg.
* Teilweise vorgetragen auf der 55. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Bad Reichenhall 1984.** Die für diese Arbeit verwendeten Untersuchungsergebnisse stammen überwiegend von Patienten, die ich als Assistent an der Freiburger Univ.-HNO-Klinik betreut habe. Herrn Prof. Dr. Chl. Beck danke ich für die Zustimmung zur Veröffentlichung dieser Ergebnisse.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Februar 2008 (online)

Zusammenfassung

Der periphere, paroxysmale, benigne Lagerungs-schwindel bzw. -nystagmus ist eine ungemein häufige periphere Vestibularisstörung. Als Ursache wird nach der „Cupulolithiasis-Hypothese” eine Funktionsstörung des hinteren vertikalen Bogenganges angenommen, die darin bestehen soll, dass anorganisches Material sich der Cupula anlagert und sie aufgrund des höheren spezifischen Gewichtes zu einem lageabhängigen Gravitationsmeßfühler umfunktioniert. Genauere Untersuchungen mit einer weitgehend quantitativen und kontrollierten Lagerungstechnik ergeben aber, dass die Charakteristika dieses Lagerungsschwindels nicht durch gravitationsabhängige Cupulareaktionen bedingt sein können.

Als wahrscheinlichere Ursache wird eine Funktionsstörung des Utriculus diskutiert, die aufgrund der Wech-selwirkungen zwischen Bogengangssystem und Otoli-thenorganen zu einer Enthemmung der Reaktionen des hinteren vertikalen Bogenganges bei adäquaten Reizungen führt.

Summary

Peripheral paroxysmal, benign positional vertigo is one of the most common peripheral vestibular disorders. According to the “cupulolithiasis hypothesis”, it is assumed that inorganic material is attached to the cupula of the posterior vertical canal which renders this organ sensitive to gravitational forces rather than angular accelerations. Quantitative and well-controlled positioning manoeuvres, however, show that the characteristics of this kind of vertigo and the corresponding nystagmus cannot be explained by gravitation-dependent cupular reactions.

It seems more probable that the typical symptoms are caused by disturbed utricular functions leading to dis-inhibited responses of the posterior vertical canal to adequate stimuli.

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