Geburtshilfe Frauenheilkd 1995; 55(3): 150-155
DOI: 10.1055/s-2007-1022794
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Geburtshilfliche Prognosefaktoren bei Frühgeborenen sehr niedrigen Geburtsgewichts (≤ 1500 Gramm) hinsichtlich Überlebensraten und frühkindlicher Entwicklung*,**

Factors Influencing Survival and Early Prognosis of Very Low Birthweight Prematures (≤ 1500 g)W. Hamm1 , U.-J. Göhring1 , M. Günther2 , A. Kribs2 , W. Neuhaus1 , B. Roth2 , A. Bolte1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Köln (Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. A. Bolte)
  • 2Klinik und Poliklinik für Kinderheilkunde Köln (Geschäftsführender Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. D. Michalk)
* Herrn Prof. Dr. med. A. Bolte zum 65. Geburtstag.** Auszugsweise vorgetragen während des Symposiums des Perinatalzentrums der Universität zu Köln am 11. 12. 1993: „Möglichkeiten und Grenzen der geburtshilflich-neonatologischen Medizin bei extremen Frühgeburten“.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. März 2008 (online)

Zusammenfassung

In einer retrospektiven Analyse wurden Prognosefaktoren bezüglich der Überlebensraten von 235 Frühgeborenen mit Geburtsgewichten =1500 g der Universitäts-Frauenklinik Köln der Jahrgänge 1986- 15.11.1993 evaluiert; Frühgeborene mit chromosomalen Aberrationen und letalen Mißbildungen wurden ausgeschlossen. Von 180 frühgeborenen Einlingen wurden 84 als eutroph (AGA) und 96 als dystroph (SGA) klassifiziert. Über 62/65 überlebenden Einlingen der Geburtsjahrgänge 1986-1990 liegen anhand schriftlicher Befragung der betreuenden Kinderärzte Daten über deren frühkindliche Entwicklung im Alter zwischen 11 Monaten und 6 Jahren vor (Follow-up-Rate 95%). Als statistisch signifikante Einflußgrößen bezüglich der Überlebensraten fanden sich das Vorliegen einer Einlingsgravidität (p<0.05), das weibliche Geschlecht (p = 0,001) sowie in der Gruppe der eutrophen Frühgeborenen die pränatale Lungenreifungsinduktion (p < 0,02). Bei vergleichbarem mittleren Geburtsgewicht (983 g vs. 1086 g) wiesen SGA-Einlinge ein im Mittel 3 Wochen höheres Gestationsalter im Vergleich zu AGA-Einlingen (30,8 vs. 28,1 Wochen) auf. Die Mortalität war in der AGA-Gruppe um 11% höher als in der SGA-Gruppe (32% vs. 21 %), wobei die Mortalität insgesamt eine inverse Korrelation zum Geburtsgewicht und zum Gestationsalter zeigte. Im Alter zwischen 11 Monaten und 6 Jahren traten bei überlebenden VLBW-Einlingen schwere Behinderungen und Entwicklungsretardierungen bei eutrophen Frühgeborenen mit 23% (6/26) mehr als doppelt so häufig auf wie bei ehemals dystrophen Einlingen mit 11 % (4/36); hierbei zeigten Art und Schwere der späteren Behinderung keine Abhängigkeit vom Geburtsgewicht. Anhand unserer Ergebnisse werden die Überlebensraten bei Frühgeborenen sehr niedrigen Geburtsgewichts maßgeblich vom Vorliegen einer Einlingsschwangerschaft, vom Geschlecht, in der Gruppe der zeitgerecht entwickelten Feten von einer pränatalen Lungenreifungsinduktion sowie vom fetalen Reifegrad beeinflußt; während die Mortalität eine inverse Korrelation zum Geburtsgewicht aufweist, scheint die spätere Prognose indessen vom Geburtsgewicht unbeeinflußt.

Abstract

Prognostic factors influencing survival in 235 very low birthweight prematures (≤ 1500 g) born between 1986 and 15.11.1993 at the Department of Obstetrics and Gynaecology, University Hospital of Cologne, were retrospectively evaluated. Chromosomal anomalies and severe congenital malformations were excluded. Of 180 singletons 84 were classified as appropriate-for-gestational-age (AGA) and 96 as small-for-gestational-age (SGA). By interrogating the attending paediatricians data regarding the early development of 62/65 surviving singletons born between 1986 to 1990 were recorded (follow-up rate 95 %). Survival was significantly correlated to singleton pregnancy (p < 0.05), female sex (p = 0.001) and in the AGA-prematures to prenatal corticoid prophylaxis. With similar mean birth-weight SGA-singletons showed a three weeks higher mean gestational age; the mortality showed an inverse correlation to birthweight and gestational age being 11% higher in the AGA-group compared with the SGA-group (32% versus 21%). At the age of between 11 months and 6 years severe handicaps and developmental retardations were found more often in previous AGA-prematures (6/26) than in previous SGA-prematures (4/36); type and degree of later handicap were not correlated to birthweight. According to our results survival rates of very low birthweight prematures are strongly influenced by singleton pregnancy, by fetal sex, by gestational age and in the AGA-group by prenatal corticoid prophylaxis; mortality shows an inverted correlation to birthweight and gestational age, whereas the later prognosis of survivors does not seem to be influenced by birthweight or gestational age.

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