Pseudohyperthyroxinämie bei einheimischer Sprue - Reversibilität unter glutenfreier Diät

Zusammenfassung

Anamnese: Bei einem 58jährigen Mann wurde mehrfach ein erhöhtes fT₃ bei normalem TSH gemessen. Bei gleichzeitig vorliegenden Diarrhoen war auswärts eine Hyperthyreose diagnostiziert und mit einer thyreostatischen Therapie begonnen worden.

Untersuchungen: Die in unserer Klinik mittels Routine-ELISA bestimmte fT₄-Konzentration war mit 33,9 pmol/l isoliert erhöht, fT₃ und TSH lagen im Normbereich. Die Anwendung der Gleichgewichtsdialyse-Methode ergab dagegen einen im Normbereich liegenden Serumspiegel auch für fT₄. Die Gastroskopie ergab den Verdacht auf eine einheimische Sprue, was histologisch bestätigt werden konnte.

Therapie und Verlauf: Unter glutenfreier Kost besserte sich die Symptomatik rasch, außerdem fiel der fT₄-Spiegel auch in der Routinebestimmung in den Normbereich.

Folgerung: Die Konstellation eines erhöhten fT₄-Wertes bei nicht supprimiertem TSH konnte erst durch den Einsatz spezieller, nicht-routinemäßiger Labormethodik als eine artefizielle Hormonwerterhöhung entlarvt werden. Die Reversibilität und der enge zeitliche Zusammenhang der geschilderten Laborkonstellation mit der klinischen Ausprägung der gleichzeitig vorliegenden einheimischen Sprue legt die Vermutung nahe, daß Serumveränderungen im Rahmen dieser Erkrankung eine Rolle beim Zustandekommen dieses Laborergebnisses spielen. Eine Interferenz von einheimischer Sprue mit anderen Laborwertbestimmungen ist bereits beschrieben worden.

Abstract

History: An increased concentration of free T₃ (fT₃) with normal TSH was repeatedly measured in a 58-year-old man with diarrhoea. Hyperthyreoidism was diagnosed and he was treated with thyrostatic drugs.

Investigations: Referred to our clinic, fT₄ concentration, determined by routine ELISA, was found to be raised to 33.9 pmol/l, while fT₃ and TSH levels were within normal limits. But the equilibrium-dialysis method gave a normal serum level also for fT₄. Gastroscopy suggested coeliac disease, confirmed histologically.

Treatment and course: The symptoms quickly improved on a gluten-free diet and the fT₄ level returned to normal values even on routine measurement.

Conclusion: The raised fT₄ level with non-suppressed TSH was only revealed as a false finding by special non-routine laboratory methods. The reversibility and the close time relationship of the reported laboratory data with the clinical manifestations of the concomitant coeliac disease strongly suggested that changes in serum in the course of the latter disease played a role in these misleading laboratory results. An interference of coeliac disease with some laboratory tests has been previously described.