B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2007; 23(4): 164-165
DOI: 10.1055/s-2007-981299
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. August 2007 (online)

Ehemalige Profihandballspieler haben höheres Koxarthrose-Risiko

Der Handballsport ist mit starken mechanischen Belastungen des Hüftgelenks assoziiert und zählt damit möglicherweise zu den Risikosportarten für die Entwicklung einer frühzeitigen Koxarthrose. Eine kontrollierte, französische Studie gibt Aufschluss über Risikoausmaß, eventuelle Funktionseinschränkungen und Schmerzen bei ehemaligen Profihandballspielern (Br J Sports Med 2006; 40: 45-49).

Für die radiologische wie klinische Untersuchung wurden 20 ehemalige Handballspieler aus 2 Vereinen sowie 39 Kontrollpersonen mit vergleichbarem Alter und Gewicht herangezogen. Die ehemaligen Leistungssportler waren zum Zeitpunkt der Studie zwischen 37 und 54 Jahre alt und mindestens 15 Jahre lang mit einem wö chentlichen Trainingsminimum von 4 Stunden aktiv.

Die radiologische Bewertung erfolgte anhand des Scores nach Kellgren und Lawrence und der Bestimmung der Gelenkspaltenweite (JSW). Als weitere radiologische Merkmale der Osteoarthrose (OA) wurden Zystenbildung, Osteophyten und subchondrale Sklerose berücksichtigt. Klinisch wurde der Bewegungsumfang von Hüft- und Kniegelenken goniometrisch ermittelt. Eventuell vorhandene Schmerzen wurden lokalisiert und anhand des Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index-(WOMAC-)Patientenfragebogens beschrieben. Darüber hinaus diente der Index nach Lequesne dazu, assoziierte funktionelle Beeinträchtigungen im alltäglichen Leben zu erfassen.

Häufiger Arthrose bei Ex-Handballspielern

Nach Auswertung der radiologischen Untersuchungsergebnisse hatten 12 Ex-Handballspieler (60 %) OA an mindestens einem Hüftgelenk. Gegenüber der Kontrollgruppe mit insgesamt 5 OA-Diagnosen (13 %) wiesen die ehemaligen Leistungsspieler damit deutlich häufiger eine frühzeitige OA auf. Auch unter der Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, körperliche Belastung oder Body-Mass-Index (BMI) zeigte sich ein Zusammenhang zwischen physischem Belastungsausmaß und dem Auftreten einer Koxarthrose.

Handballspieler sind beweglicher

Eine Gelenkspaltschmälerung wurde am häufigsten im anterolateralen Quadranten beobachtet. Deutlich eingeschränkt gegenüber der Kontrollgruppe zeigten sich beidseits Hüftinnenrotation und -flexion der Ex-Handballspieler (p = 0,03 bzw. p = 0,02) neben einer höheren passiven Beweglichkeit bei Hüftabduktion, -extension und lateraler Hüftrotation (jeweils p < 0,05). Hinsichtlich der Schmerzsymptome entsprach die niedrige Rate der subjektiven Beschwerden bei den Ex-Handballspielern nicht den radiologischen Befunden. Möglicherweise haben die Spieler während ihrer Karriere eine höhere Toleranzschwelle für Schmerzen entwickelt.

Fazit

Den Studienergebnissen zufolge weisen Ex-Handballspieler eine gegenüber Kontrollpersonen erhöhte Inzidenz für frühzeitige Koxarthrose auf. Das Risiko für früh-arthrotische Veränderungen bei jungen Nachwuchsspielern könnte durch die gezielte Entwicklung und Implementierung präventiver Untersuchungen sowie der Optimierung von Ausrüstung und Trainingsabläufen reduziert werden.

Dr. Yuri Sankawa, Stuttgart

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