Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2007; 39(3): 122
DOI: 10.1055/s-2007-985983
Forschung
Neues aus der Onkologie
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Onkogen-Mutationen in menschlichen Krebszellen klassifizieren

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Publication Date:
28 September 2007 (online)

Onkogen-Mutationen in menschlichen Krebszellen klassifizieren

Werden Mutationen in Krebszellen frühzeitig erkannt und spezifiziert, kann der behandelnde Arzt rasch die richtigen Therapiemaßnahmen inkl. der nötigen Medikamente wählen. Da die Mutationen sich von Gen zu Gen ähneln, können sie entsprechend ihrer jeweiligen Eigenschaften klassifiziert werden. Ein internationales Wissenschaftler-Team um Prof. Levi Garraway (MIT, Boston) und Max-Planck-Forscher Dr. Roman Thomas, Köln, suchten 17 bekannte humane Krebsgene nach genetischen Veränderungen ab. Um ein möglichst umfassendes Resultat zu erzielen, führten die Krebsforscher insgesamt 245 selbst entwickelte genetische Tests durch, mit denen sie nach insgesamt 238 bekannten, häufig auftretenden Mutationen in diesen 17 Krebsgenen suchten. Über 1000 menschliche Tumorproben wurden dabei untersucht. Es wurde festgestellt, dass 30 % der Proben mindestens eine bekannte Krebsgen-Variante aufwiesen, 14 der 17 Krebsgene mindestens einmal mutiert waren. Andere Tumoren wiesen mehrere Erbgutveränderungen gleichzeitig auf.

Diese Vorabsuche nach Mutationen in Krebsgenen ist auch nützlich, weil bestimmte Zellveränderungen auf medikamentöse Resistenzen hinweisen. So zeigte die Tumorgewebeprobe eines Patienten mit einem Weichteiltumor, berichtete Dr. Roman Thomas, zwei Mutationen des Krebsgens KIT auf. Eine davon bewirkte die Resistenz gegen das Krebsmedikament Glivec. Ein anschließender Therapieversuch ergab tatsächlich das Vorhandensein der Resistenz. Neben diesen auf Resistenzen hinweisenden Mutationen wies das internationale Krebsforscherteam auch einige neue, bisher nicht bekannte Genmutationen nach.

Diese zusätzlichen Vorarbeiten zum Auffinden bekannter Krebsmutationen erleichtern in der Praxis die Einleitung einer angepassten Krebstherapie erheblich. Mit dem Testset kann aus einer Tumorgewebeprobe vor Behandlungsbeginn ein genetisches Tumorprofil erstellt werden, in dessen Folge eine gezielt wirkende und nebenwirkungsarme medikamentöse Therapie in die Wege geleitet werden kann. Diese spätere Arbeitserleichterung lohnt den zusätzlichen Arbeitsschritt mit dem Testset.

Quellen: High Throughput oncogene mutation profiling in human cell cancer. Nature Genetics online vom 11.2.2007.

Pressemitteilung Max-Planck-Gesellschaft vom 11.2.2007.

Richard E. Schneider

Tübingen

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