Sportverletz Sportschaden 1998; 12(1): 8-14
DOI: 10.1055/s-2007-993328
ORIGINALARBEIT

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neurophysiologische Befunde bei radiohumeraler Epikondylopathie

Neurophysiological findings in radiohumeral epicondylopathyS. Albrecht, R. Cordis, H. Kleihues
  • Abteilung für Orthopädie des Ev. Waldkrankenhaus Spandau; Akademisches Lehrkrankenhaus des Klinikums Rudolf Virchow Medizinische Fakultät der Humboldt Universität Berlin, Leiter: Prof. Dr. W. Noack
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Publication History

Publication Date:
12 January 2008 (online)

Zusammenfassung:

Ein Kompressionssyndrom des N. radialis oder seiner Muskeläste wird von einer Reihe von Autoren als eine mögliche, in neueren Arbeiten auch als alleinige Ursache von Schmerzzuständen am radialen Epikondylus diskutiert. Um diese These zu überprüfen und gegen das traditionelle Modell einer Teno- bzw. Myopathie abzugrenzen, führten wir neuro- und elektromyographische Untersuchungen der vom radialen Epikondylus entspringenden Extensoren durch und fanden bei 27/51 der betroffenen Patienten signifikante Veränderungen (p<0,05) hinsichtlich Latenz, Nervenleitgeschwindigkeit und Anteil an polyphasischen Muskelpotentialen. Bevorzugt betroffen waren der M. extensor carpi radialis brevis und der M. extensor digitorum communis. Die Befunde korrespondierten mit den Ergebnissen isokinetischer Drehmomentuntersuchungen, die eine Verminderung der Maximal- und Schnellkraft während der Extensionsbewegung des Handgelenks bzw. der Supinationsbewegung des Unterarms bei den entsprechenden Patienten zeigten. Da beide Beobachtungen im Zusammenhang als Folgen einer neuromuskulären Rekrutierungsstörung interpretiert werden können, führten wir zur weiteren Differenzierung histologische Untersuchungen an intraoperativ gewonnenen Präparaten des muskulären und sehnigen Anteils der gemeinsamen Streckaponeurose durch. Hierbei konnten bei weitgehend fehlender Expression von humoralen Antikörpern und immunkompetenten Zellen Kaliberschwankungen der Muskelfasern sowie andere morphologische Zeichen der neurogenen Denervierung nachgewiesen werden. Im Kontext aller drei Untersuchungsverfahren halten wir die These einer Nervenschädigung als auslösende Ursache der radiohumeralen Epikondylopathie für eine schlüssige Antithese zum klassischen Modell der Tendopathie.

Abstract

A number of authors assumed a compression syndrome of the radial nerve or its branches to be responsible for the heterogenous classified picture of radiohumeral epicondylopathy. Various structural and functional stenoses have been discussed as possible causes. We performed electromyographies on the extensor muscles, subdividing from the radial epicondyle and found significant (p<0,05) changes in 27/51 patients regarding latency, velocity of nerval conduction and rate of polyphasic potentials. Especially affected were the extensor carpi radialis brevis and extensor digitorum muscle. These findings were confirmed by torque measurements and histologic observations from both muscular and tendon biopsies. In summary, we believe the model of a neurogenous origin of radiohumeral epicondylopathy to be an appropriate explanation.

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