Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1998; 33(3): 150-162
DOI: 10.1055/s-2007-994229
Der besondere Beitrag

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Stellenwert der bronchialen Hyperreagibilität in der Anästhesiologie

Ranking of Bronchial Hyperreactivity in AnaesthesiologyA. Jalowy1 , J. Peters1 , H. Groeben1
  • 1Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin Universität Gesamthochschule Essen
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Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Patienten mit bronchialer Hyperreagibilität (BHR) neigen zu einer abnormen Konstriktion der Atemwege auf verschiedene Reize und können perioperativ, insbesondere bei der endotrachealen Intubation, mit einem potentiell lebensbedrohlichen Bronchospasmus reagieren. Die Prävalenz der BHR in der asymptomatischen Bevölkerung beträgt etwa 10 %. BHR zeigt sich als charakteristisches Zeichen bei Asthma bronchiale, chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD), allergischer Rhinitis, Atopie, Infekten der oberen Atemwege sowie bei Rauchern. Die wichtigsten pathophysiologi-schen Grundlagen wie neurale und entzündliche Mechanismen werden in der vorliegenden Übersicht ebenso wie Möglichkeiten zur Verbesserung der präoperativen Einschätzung und Vorbereitung. Eine Bronchokonstriktion sollte durch Prophylaxe einer Aktivierung von Atemwegsreflexen und eine geeignete Anästhesietechnik möglichst minimiert werden. Da die Intubation den Hauptrisikofaktor für einen Bronchospasmus darstellt, gelten Verfahren der Regionalanästhesie als Methode der ersten Wahl. Läßt sich eine Allgemeinanästhesie nicht umgehen, so sollten beispielsweise Propofol oder Ketamin als bevorzugte Induktionsanästhetika dienen und stets auf eine ausreichende Tiefe der Anästhesie geachtet werden. Ein intraoperativ auftretender Bronchospasmus, für den in dieser Übersicht mögliche Ursachen und deren Beseitigung aufgezeigt werden, sollte zunächst durch Vertiefung der Anästhesie und die inspirationssynchrone Inhalation von Sympathomimetika behandelt werden. Lokalanästhetika, Glukokortikoiden und Anticholinergika kommt aufgrund indirekter Wirkmechanismen eine additive und prophylaktische Bedeutung zu. Entgegen der Popularität von Theophyllin scheint dessen zusätzliche Gabe in der Akuttherapie während der Anästhesie von geringem Nutzen. Eine optimale präoperative Risikoeinschätzung und Vorbereitung des Patienten trägt ebenso wie die geeignete Anästhesietechnik dazu bei, das Risiko für einen perioperativen Bronchospasmus bei Patienten mit BHR zu senken.

Summary

Airways of patients with bronchial hyperreactivity (BHR) are characterised by exaggerated bronchoconstriction in response to a variety of stimuli; bronchospasm may be elicited during induction and maintenance of anaesthesia. The prevalence of BHR in normal populations is approximately 10 %. BHR is an important feature of clinical asthma, chronic obstructive pulmonary disease (COPD), allergic rhinitis, atopy, upper respiratory tract infections and smoking. This review will outline some important aspects of the pathophysiological basis of BHR, i.e., neural and inflammatory mechanisms. Furthermore, it should assist in identifying patients at risk and update perioperative anaesthetic considerations. Prophylaxis of airway reflex activation and an appropriate anaesthetic plan should prevent airway constriction. Since tracheal intubation is the major risk factor to induce bronchospasm intubation should be avoided whenever possible and regional anaesthesia preferred. If tracheal intubation is unavoidable, propofol and ketamine can be recommended as induction agents. Prophylaxis of intraoperative bronchospasm and initial therapy, such as deepening of anaesthesia, inhalational administration of sympathomimetics and anticholinergics, and i.v. use of local anaesthetics and corticosteroids are outlined. Despite its popularity theophylline offers little benefit during anaesthesia. Adequate preoperative evaluation and preparation of the patient with BHR will contribute to optimising anaesthetic management of patients with BHR.

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