Martin Kirschner: Anästhesist - Intensivmediziner - Schmerztherapeut

Zusammenfassung

Die Entwicklung zahlreicher neuer anästhesiologischer Verfahren und Techniken, die im deutschen Sprachraum Mitte der zwanziger und dreißiger Jahre im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses standen, ist eng mit dem Namen des Chirurgen Martin Kirscbner verbunden. Als hervorragender Chirurg national und international ausgewiesen, erkannte er in dem notwendigen Ausbau moderner Anästhesie- und Überwachungsverfahren ein wesentliches Moment für den weiteren Fortschritt der operativen Disziplinen. Viele seiner als modern zu bezeichnenden schmerztherapeutischen Konzepte zählen heute zum Repertoire anästhesiologischer Techniken. Seine Forschungen haben unser Wissen um die Wirkweise schmerzausschaltender Verfahren bereichert, die Vermeidung iatrogener Komplikationen bei Anwendung dieser Techniken war ein zentrales Thema seiner Bemühungen. Innovativ veranlagt, hat er zahlreiche notfallmedizinische Konzepte erarbeiten und realisieren können. Der von ihm inaugurierte Notarztwagen, mit dem „der Arzt zum verunfallten Patienten, nicht aber der Patient zum Arzt kommen soll”, ist heute integraler Teil der Rettungskette geworden. Daß er für diese Schwerverletzten auch arztbegleitende Transporte per Flugzeug forderte und diese „High Risk Patients” auf einer „Überwachungseinheit” unter einem engmaschigen Monitoring vitaler Parameter beobachtet wissen wollte, Überrascht daher nicht mehr. Vergleichbar modern waren seine Konzepte zur perioperativen Sedierung für Patienten, die in einem Verfahren der örtlichen Betäubung operiert wurden. Neben der großzügigen Verabreichung hierzu geeigneter Medikamente empfahl er bereits 1936, sich der neuesten technischen Errungenschaften wie der des Rundfunks oder der des Fernsehens zu bedienen. Überblickt man Kirschners anästhesierelevante Beiträge, so muß man zur Überzeugung kommen, daß er als Chirurg anästhesiologisch dachte und handelte: divinum est, sedare dolorem.

Summary

The development of numerous modern anaesthetic technics and methods in the mid of the twenties and thirties, which had become a main topic of scientific interest in the German-speaking countries, is connected with the name of the surgeon Martin Kirschner. Reputed as an outstanding surgeon at home and abroad, he realised the need of modern anesthetic technics and monitor systems for the further progress in all areas of operative medicine. His research enhanced our knowledge of the mode of action of various anaesthetic procedures and the prevention of iatrogenic complications became a central part of his interest. His concept to use a physician-aided rapid transportation system, so that the emergency physician comes to the patients and not vice versa, has become an integral part of emergency medical system nowadays. Not surprisingly, he asked for a physician-controlled transportation of such ”high-risk-patients” with the aid of aeroplanes. Furthermore, he demanded continuous control of vital parameters of such severely injured persons, best realized in an intensive-care unit. Comparably modern were his concepts concerning the perioperative sedation of patients, operated under any kind of local anaesthesia. Recommending advantageous drugs to do so, he suggested the possibility of using a wireless or television set, a technique absolutely new at that time, within the operation theatre. Reviewing Kirschner's contributions to pain alleviation procedures, we can consider him to be a passionate surgeon, but also a surgeon with the deliberations and actions of an anaesthesiologist: ”Divinum est, sedare dolorem.”