Geburtshilfe Frauenheilkd 1990; 50(8): 605-609
DOI: 10.1055/s-2008-1026309
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Prognostisch relevante Faktoren beim malignen Müllerschen Mischtumor

Prognostically Relevant Factors in the Malignant Mixed Müllerian TumourC. Marth, A. Koza, E. Müller-Holzner, H. Hetzel, L. C. Fuith, O. Dapunt
  • Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Innsbruck, Österreich
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. März 2008 (online)

Zusammenfassung

Voraussetzung einer adäquaten Therapie ist besonders in der Onkologie die akkurate Beurteilung der Prognose. Beim Adenokarzinom des Endometriums sind das klinische Stadium, die myometriale Invasionstiefe und das histologische Grading etablierte, prognostisch relevante Faktoren. Das Ziel unserer Studie war, in einer retrospektiven Analyse diese Faktoren an unseren Patientinnen zu evaluieren und insbesonders das Karzinom des Korpus uteri mit dem Müllerschen Mischtumor zu vergleichen. Von 1980 bis 1987 wurden an unserer Klinik 429 Patientinnen mit einem Karzinom des Endometriums, sowie 29 mit einem malignen Müllerschen Mischtumor behandelt. Bei mehr als 80 % der Patientinnen mit einem Karzinom wurde das Stadium mit I oder II klassifiziert, während bei jenen mit einem Müllerschen Mischtumor die Erkrankung bei etwa 30 % erst im Stadium III oder IV diagnostiziert wurde (p <0,05). Die Patientinnen, die an einem Müllerschen Mischtumor erkrankt waren, wiesen ein durchschnittlich 10 Jahre höheres Alter auf, als das Kollektiv der Karzinome (73 a vs 63 a, p <0,001). Die bekannten Risikofaktoren Parität, Diabetes, Adipositas, waren in beiden Gruppen gleich häufig anzutreffen. Gemessen an der Überlebenswahrscheinlichkeit wiesen die Patientinnen mit einem Müllerschen Mischtumor eine deutlich schlechtere Prognose auf (p <0,0001). Bei univariater Analyse konnten wir für das Karzinom des Korpus uteri als prognostisch relevante Faktoren das Stadium, das Grading, die myometriale Infiltrationstiefe, das Alter und die Therapieform ermitteln. Nach schrittweiser Regressionsanalyse nach Cox blieben als unabhängige Kriterien für die Beurteilung der Prognose nur mehr das Stadium und das Grading übrig. Auch bei den Patientinnen mit einem Müllerschen Mischtumor wurde die Prognose durch das Stadium, die Infiltrationstiefe und die Art der Behandlung beeinflußt. Zusätzlich beobachteten wir eine signifikante Bedeutung der Parität für den Verlauf der Erkrankung. Nach multivariater Analyse konnte bei diesem Malignom lediglich für das Stadium und die Parität ein relevanter Zusammenhang mit der Prognose ermittelt werden. Die Beeinflussung der Prognose durch die Anzahl der Geburten, die zudem meist mehr als 20 Jahre vor dem Erkrankungsbeginn zurückliegen, ist in der Onkologie unikal.

Abstract

In a retrospective analysis of 429 endometrial carcinoma and 29 malignant mixed Müllerian tumour (MMMT) patients, the prognostic factors were evaluated. More than 80 % of endometrial carcinomata were staged as I or II, whereas about 30 % of MMMT's already in stage III or IV (p <0.05). MMMT patients were 10 years older than the carcinoma group (73 a vs 63 a; p <0.001). The risk factors parity, adipositas, and diabetes were equally distributed in the two groups, the survival was worse in MMMT (p <0.0001). Applying univariate analysis stage, grading, myometrial invasion and type of therapy significantly affected the survival of endometrial carcinoma patients. After a Cox regression, only stage and grading remained significantly associated with the prognosis. For MMMT's, the survival was also influenced by stage, myometrial invasion, and kind of therapy. Moreover, the parity was found to affect markedly the course of disease. Cox regression of our data excluded all but stage and parity. The beneficial influence of parity on the prognosis of MMMTs, despite a latency of more than 20 years from the last birth to tumour appearance, is unique in oncology.

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