Dtsch Med Wochenschr 1997; 122(48): 1489-1492
DOI: 10.1055/s-2008-1047790
Kasuistiken

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Überlebte Vergiftung nach Einnahme der zehnfachen Letaldosis von Aceton

Survival after drinking ten times the lethal dose of acetoneG. Zettinig, N. Watzinger, B. Eber, G. Henning, W. Klein
  • Klinische Abteilung für Kardiologie (Leiter: Prof. Dr. W. Klein) der Medizinischen Universitätsklinik Graz (Univ. Prof. Dr. G. J. Krejs), II. Interne Abteilung (Vorstand: Prim. Universitätsdozent Dr. B. Eber) Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz Wels, sowie Institut für Gerichtliche Medizin (Vorstand: Prof. Dr. E. P. Leinzinger) der Karl-Franzens-Universität Graz
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Anamnese und klinischer Befund: Ein 42jähriger Patient wurde bewußtlos aufgefunden, nachdem er in suizidaler Absicht 800 ml einer unbekannten Flüssigkeit zu sich genommen hatte. Er wurde intubiert und beatmet, es wurden mehrere Magenspülungen durchgeführt. Der Atem des Patienten roch auffällig nach Aceton.

Untersuchungen: Der Gehalt an Aceton betrug im Serum 2000 mg/l und im Harn 2300 mg/l; der Rest aus dem Behälter der eingenommenen Flüssigkeit wurde als reines Aceton identifiziert.

Diagnose, Therapie und Verlauf: Aufgrund der Diagnose einer Vergiftung mit Aceton wurde der Patient kontrolliert hyperventiliert, über 16 Stunden hämodiafiltriert und unter Volumengabe forciert diuretisch behandelt. Unter dieser Therapie besserte sich der Zustand zusehends und bereits 14 Stunden nach Aufnahme konnte er extubiert werden. In Folge gab es keine Hinweise auf spätere Organschädigungen. Mehrmalige Bestimmungen des Acetonspiegels in Blut und Harn zeigten eine Elimination der Substanz mit einer Halbwertzeit von 11 Stunden; nach Durchsicht der Literatur hatte dieser Patient den zweithöchsten je in der Literatur beschriebenen Spiegel von Aceton im Blut und Harn bei einer überlebten Vergiftung mit Aceton.

Folgerung: Dieser Fall zeigt, daß es auch bei einer akuten Vergiftung mit mehr als der zehnfachen Letaldosis von Aceton unter intensivmedizinischer Betreuung zu rascher Giftelimination mit Restitutio ad integrum kommen kann.

Abstract

History and admission findings: A 42-year-old man was found unconscious, having swallowed 800 ml of an unknown liquid with suicidal intent. On admission, when his breath smelled strongly of acetone, he was intubated and ventilated, and several gastric lavages were performed.

Investigation: The serum acetone concentration was 2000 mg/l, that in ruine 2300 mg/l. The residue of the liquid in the bottle from which he had drunk was pure acetone.

Diagnosis, treatment and course: Acetone poisoning having been established he was carefully hyperventilated, haemofiltration was performed over 16 hours and forced diuresis with high fluid intake was undertaken. His condition quickly improved and he was extubated after 14 hours. There was no subsequent evidence of organ damage. Repeated measurements of acetone in blood and urine indicated its elimination with a half-life of 11 hours. Literature search revealed that this was the second highest concentration of acetone in blood and urine followed by survival.

Conclusion: This case demonstrates that, after acute acetone poisoning with an amount ten times the lethal dose, intensive care and rapid elimination of acetone can achieve sequelaefree survival.