Z Orthop Unfall 1982; 120(2): 202-206
DOI: 10.1055/s-2008-1051600
© 1982 F. Enke Verlag Stuttgart

Kompartment-Syndrome der unteren Extremitäten

Compartment Syndromes of the Lower ExtremitiesH. Mau
  • Orthopädische Universitätsklinik und Poliklinik Tübingen (Direktor: Prof. Dr. H. Mau)
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Durch Traumen und Operationen an den unteren Extremitäten, durch anderweitig bedingte Blutungen, durch Verschluß der zuführenden Arterien, allgemeine (Kreislauf) und örtliche Hypotonie infolge Hochlagerns der Beine, weiter durch Drogenmißbrauch und Überbeanspruchung der Unterschenkelmuskulatur, überhaupt durch von außen verursachte und innere Steigerung des Gewebsdrucks, wird eine Herabsetzung der arteriellen Blutzufuhr zu den Muskeln in den 4 starren Logen des Unterschenkels bewirkt, wodurch eine zunehmende Gewebeschwellung mit Spannungsischämie und konsekutiven Lähmungen der Nerven sowie der Muskeln bei fast gleichzeitiger Muskelkontraktur entsteht. Es kann zu einem doppelten Insult kommen, wenn z.B. nach Entfernung eines schnürenden Unterschenkelverbandes der betreffende Faszienköcher infolge der postischämischen Schwellung erneut zu eng wird. Rezidivierende Ischämien nach sportlicher Überbeanspruchung oder bei Rekruten (“Marschgangrän”) können vor allem im Bereich der vorderen Faszienloge ein Tibialis-anteriorSyndrom auslösen. Das hintere Kompartement-Syndrom ist in Spätstadien oft mit einem Sudeck-Syndrom vergesellschaftet. Ganz entscheidend ist bei der Behandlung die möglichst frühzeitige weite Faszienspaltung ohne gleichzeitige Hautnaht, damit der typische Spitz-Klumpfuß und die Krallenzehen verhütet werden können, allen voran der Hallux flexus bei den häufigen posttraumatischen formes frustes.

Abstract

A reduction of the arterial bloodpressure of the muscles of the 4 tight fascial compartments of the shank may be initiatied by: Trauma and operation of the lower extremities, spontaneous bleeding, occlusion of the arteries, general and local hypotonia due to elevation of the leg, as well as by drug abuse and increased stress of the muscles of the lower extremities. This is followed by an increased swelling and tension of the tissues with ischemia and consecutive paralyses of the nerves and muscles in the presence of almost simultaneous muscle contractures. We may encounter a double insult, a “rebound” effect, if f.i. following removal of a too thight bandage of the shank the compartment again becomes too narrow due to a postischemic swelling. The anterior tibial syndrome is frequently caused by an increased exertion in sports and in the military service. The dorsal syndromes are often accompanied by Sudeck's dystrophy in the late stages. In treatment the early and extensive longitudinal incision of the respective fasciae is imperative in order to prevent the typical equino-varus deformity and hallux flexus.

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