Dtsch Med Wochenschr 1983; 108(20): 783-788
DOI: 10.1055/s-2008-1069641
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akute interstitielle Nephritis durch Medikamente

Drug-induced acute interstitial nephritisW. Pommer, G. Offermann, G. Schultze, P. H. Krause, M. Molzahn
  • Medizinische Klinik und Poliklinik im Klinikum Steglitz der Freien Universität Berlin und Pathologisches Institut des Städtischen Krankenhauses Neukölln
Further Information

Publication History

Publication Date:
26 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Innerhalb von 30 Monaten konnte bei zehn Patienten mit klinisch ungeklärter, akut aufgetretener Niereninsuffizienz die Diagnose einer medikamenten-induzierten akuten interstitiellen Nephritis gestellt werden. Als allergene Substanzen ließen sich Antibiotika, Pyrazol- und Indol-Derivate, Piromidsäure und Chlorazanil eruieren. Im Gegensatz zum bekannten Bild der Methicillin-Nephritis waren die klinischen Symptome eher undramatisch, im Vordergrund stand ein nicht-oligurisches Nierenversagen, fakultativ bestanden eine Leukozyturie, Mikrohämaturie und mäßige Proteinurie. In der Hälfte der Fälle mußte eine intermittierende Hämodialyse durchgeführt werden. Die Verläufe waren im Hinblick auf die Nierenfunktion ohne weitere spezifische Therapie günstig, in der Mehrzahl wurde jedoch keine Normalisierung des Plasma-Kreatinins beobachtet. Die perkutane Nierenbiopsie erwies sich als der entscheidende Schritt zur Sicherung der Diagnose. Die Indikation hierzu sollte deshalb bei unklarer, akuter Niereninsuffizienz großzügig gestellt werden, um eine fortgesetzte Exposition mit der Gefahr einer irreversiblen Niereninsuffizienz zu verhüten.

Abstract

Within 30 months the diagnosis of drug-induced acute interstitial nephritis was made in ten patients with acute onset of renal failure of clinically unknown cause. Allergenic substances were discovered to be antibiotics, pyrazol and indol derivatives, piromidic acid and chlorazanil. In contrast to the known course of methicillin nephritis the clinical signs were undramatic. Non-oliguric renal failure predominated, sometimes with leucocyturia, microhaematuria and moderate proteinuria. Intermittent haemodialysis was necessary in half the cases. Renal function developed favourably without further specific treatment, however, plasma creatinine did not return to normal levels in most cases. Percutaneous renal biopsy was the definitive diagnostic step. Indications for biopsy in cases of unclear acute renal failure should thus be handled liberally in order to prevent continued drug exposure with the danger of irreversible renal failure.