Aktuelle Ernährungsmedizin 2009; 34: S44-S46
DOI: 10.1055/s-0028-1090141
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Im Wechselbad der Seele

Zusammenhänge zwischen Psyche und EssverhaltenPsychological Ups and DownsThe Psyche and Eating BehaviourJ.  Hebebrand1
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Rheinische Kliniken Essen
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Publication Date:
23 March 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Stigmatisierung und Diskriminierung von Adipösen hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verstärkt. Die sozialen Nachteile betreffen die Partnersuche ebenso wie die Ausbildung und das Einkommen. Ob die Adipositas bei Jugendlichen die Lebensqualität beeinträchtigt, hängt von der eigenen Einschätzung des Gewichts ab und ist somit teilweise unabhängig vom realen BMI. Abgesehen von extrem Adipösen leiden Übergewichtige nicht häufiger an psychiatrischen Erkrankungen als Normalgewichtige. Eindeutig bewiesen ist jedoch der Einfluss von Depressionen auf den Gewichtsverlauf: Depressive Kinder oder Jugendliche neigen im weiteren Verlauf zu einer stärkeren Gewichtszunahme. Je länger die Dauer der Depression im Kindes- bzw. Jugendalter, umso mehr nimmt der Betreffende zu. Besonders gefährdet für psychiatrische Störungen sind adipöse Jugendliche mit Diätverhalten. Vor diesem Hintergrund sind Therapieprogramme für Kinder und Jugendliche kritisch zu hinterfragen.

Abstract

Stigmatisation of and discrimination against obese people have increased drastically in recent years. The social disadvantages of obesity affect the seeking and finding of life partners as well as people's education and income. Whether obesity in adolescents impairs their quality of life depends on their own assessment of their weight and is therefore partly independent of the actual body mass index. Except for those who are extremely obese, overweight people do not develop psychiatric disorders to a greater extent than those of normal weight. However, depressed children or adolescents tend to gain more weight as time passes. The longer the period of depression in childhood and adolescence the greater the weight gain. Obese adolescents who restrict their diets are at particular risk of developing psychiatric disorders. On this background, therapy programmes for children and adolescents need to be examined critically.

Literatur

  • 1 Hebebrand J, Simon C P. Irrtum Übergewicht. München; Zabert Sandmann GmbH 2008

Prof. Dr. J. Hebebrand

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Rheinische Kliniken Essen

Virchowstraße 174

45147 Essen

Phone: 0201/7227465

Email: Johannes.hebebrand@lvr.de

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