Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41(01): 15-20
DOI: 10.1055/s-0041-111299
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluss der laparoskopischen Sleeve-Gastrektomie auf den Mikronährstoffstatus

Impact of Laparoscopic Sleeve Gastrectomy on Micronutrient Status
A. E. Schollenberger
1   Klinisches Ernährungsteam, Zentrum für Ernährungsmedizin, Universitätsklinikum Tübingen
,
A. Damms-Machado
2   Institut für Ernährungsmedizin, Universität Hohenheim, Stuttgart
,
D. Kaiser
2   Institut für Ernährungsmedizin, Universität Hohenheim, Stuttgart
,
K. M. Kramer
3   Abteilung für Allgemeine und Viszeralchirurgie, Chirurgische Klinik München-Bogenhausen
,
T. P. Hüttl
3   Abteilung für Allgemeine und Viszeralchirurgie, Chirurgische Klinik München-Bogenhausen
,
S. C. Bischoff
1   Klinisches Ernährungsteam, Zentrum für Ernährungsmedizin, Universitätsklinikum Tübingen
2   Institut für Ernährungsmedizin, Universität Hohenheim, Stuttgart
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Publication Date:
22 February 2016 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung: Ziel der Studie war es, den Mikronährstoffstatus von Adipositaspatienten vor und nach laparoskopischer Sleeve-Gastrektomie (LSG) und den potenziellen Nutzen einer Supplementation zu untersuchen.

Material und Methodik: 53 Adipositaspatienten, die sich einer LSG in der Chirurgischen Klinik in München-Bogenhausen, Deutschland, unterzogen, wurden in die vorliegende Arbeit eingeschlossen. Körpergewicht, Körpergröße, Mikronährstoffstatus (Vitamin A, E, D, B1, B6, B12, Folsäure, Selen, Zink und Marker des Eisenstatus) und -supplementation wurden vor und in verschiedenen Abständen bis 1 Jahr postoperativ erhoben.

Ergebnisse: Ein Jahr nach LSG konnte ein signifikanter Übergewichtsverlust von 69,9 ± 31,8 % erreicht werden. 80 % der Pateinten wiesen bereits vor der LSG mindestens ein Mikronährstoffdefizit auf. Trotz einer individuell angepassten Supplementationsempfehlung manifestierten sich verschiedenste Mikronährstoffdefizite nach dem chirurgischen Eingriff. Dies betraf insbesondere die Mikronährstoffe Vitamin D, B12 und A, Folsäure, Eisen, Zink und Selen. Die durchschnittlichen Mikronährstoffkonzentrationen veränderten sich nicht signifikant, mit Ausnahme der Werte von Vitamin A, Selen und Zink, die sich im Verlauf der Studie verschlechterten.

Schlussfolgerung: Die LSG führte zu einem signifikanten Gewichtsverlust während des ersten Jahres postoperativ. Doch sie verursachte auch verschiedene Mikronährstoffdefizite, die nicht durch die routinemäßige Supplementationsempfehlung verhindert werden konnten. Da bereits vor dem chirurgischen Eingriff verschiedenste Mikronährstoffdefizite vorlagen, ist neben einer sorgfältigen Kontrolle des Mikronährstoffstatus von Patienten, die sich einer LSG unterziehen, wahrscheinlich auch eine hoch dosierte Supplementation erforderlich. Außerdem scheint es notwendig, die Patienten hinsichtlich der Umsetzung der Supplementationsempfehlung ausreichend zu motivieren.

Abstract

Purpose: The aim of this study was to examine the micronutrient status in obese patients before and after laparoscopic sleeve gastrectomy (LSG), and the potential benefit of supplementation.

Materials and Methods: Fifty-three obese subjects, undergoing LSG in the Department of General Surgery at the Surgical Clinic in Munich-Bogenhausen, Germany, were included in the analysis. Body weight, body height, micronutrient status (vitamin A, E, D, B1, B6, B12, folate, selenium, zinc and markers of iron status) and supplementation were assessed before and in different intervals up to 1 year postoperatively.

Results: LSG led to a significant excess weight loss of 69.9 ± 31.8 % within the first year after surgery. 80 % of the patients had at least one micronutrient deficiency already prior to surgery. Despite an individual adjusted recommendation for supplementation, several micronutrient deficiencies occurred in the postoperative phase, including vitamin D, B12, and A, folate, iron, zinc, and selenium deficits. Mean levels of micronutrients did not change significantly, except for vitamin A, selenium and zinc, which deteriorated during the course of the study.

Conclusions: LSG caused significant weight loss within 1 year, but also led to different micronutrient deficiencies, that could not be prevented by routine recommendations for supplementation. Since several micronutrient deficiencies already existed prior to surgery, patients who undergo LSG require a careful monitoring, and likely also high-dose supplementations. Furthermore, it seems to be important to motivate patients realizing the recommended supplementation.