Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2018; 23(04): 186-187
DOI: 10.1055/a-0661-8022
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Schlusswort zum Leserbrief – Abschlussstatement

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Publication Date:
23 August 2018 (online)

Für die Übersendung der Kommentare danke ich. Diese sind recht umfangreich und es wird für Außenstehende nicht einfach sein, den verschiedenen Strängen zu folgen. Leser, die bis zu diesem Punkte durchgehalten haben, bitte ich in die von beiden Seiten strittig genutzten Literaturstellen selbst hineinzusehen. Nachlesen hilft hier besonders der Bewertung. Auch verzichte ich alle Punkte nochmals aufzurollen. Leider ist und bleibt die Aussage unrichtig, dass 59,5 % der stationären Verbrennungen im Alterscluster von 20–59 Jahren zu finden seien. Als Beleg wird ein Link zu verbrennungsmedizin.de angegeben. Leser, der diesen nutzen werden feststellen, dass es sich ausschließlich um die Daten der Erwachsenenzenten handelt. Es gibt gleich viele Kinderzentren in Deutschland, deren Daten fehlerhafterweise nicht berücksichtigt wurden. Leider sind es die Kinder, die die Mehrheit der stationären Verbrennungsfälle ausmachen.

Wenn tatsächlich die Nutzung des von den Autoren untersuchten Produktes dem Krankenhaus mittelbar etwa 5000 Euro pro Einsatz einsparte, auch bei nur geringflächigen Verbrennungen, dann ist sehr schwer nachvollziehbar, warum unser Gesundheitssystem den Vollzug dieser Einsparung noch mit finanziellen Anreizen versehen sollte. Es bleibt auch ein absurdes Ergebnis, dass die maximale Einsparung bei minimaler Fläche betroffener Haut zu finden sein soll, wo die prognostizierten Einsparung höher wäre, als die bisherigen durchschnittlichen Gesamtkosten

Für die Verbrennungsmedizin würde die Kalkulation von Kern et al. übrigens bedeuten, dass DRG-Erlöse für Brandverletzungen bei Produktnutzung demnächst um 3800 Euro pro Fall im Mittel reduziert würden. Das hätte allerhand Konsequenzen. Aber keine Sorge: Die Rechnung stimmt ja nicht.

Es gelingt mir nicht die Argumentation zu verstehen, dass man für die Kalkulation von Durchschnittskosten die teuersten 10 % besser herausnimmt, weil diese so stark streuten, bzw. die Daten unbekannt seien. Wenn man die Zahlen für die teuersten Fälle nicht hat, kann man keine Durchschnittskosten berechnen.

Die mehrfach publizierte Realität in Deutschland ist, dass fast die Hälfte der stationären Versorgung von Verbrennungen außerhalb von Zentren geschieht. Ich werte dieses Faktum nicht. Man kann in seinem Modell gerne andere Annahmen treffen, wie die grundsätzliche Zentrumsversorgung, wenn man sie klar als Annahmen benennt. Die Erwähnung meiner Familie oder meines Handelns als Familienvater in diesem Zusammenhang erschließt sich mir übrigens überhaupt nicht.

Die mehrfach getätigte Aussage zum Extremkostenbericht des InEK, dort würden Verbrennungen als unterfinanziert bezeichnet, ist inkorrekt. Interessierte Leser bitte ich, in das benannte (kurze) Kapitel selbst hineinzusehen. Es findet sich dort auch nicht im Ansatz eine solche Aussage. Abschließend missfallen mir generelle Äußerungen, einzelne Fach- oder Berufsgruppen seien im G-DRG unterfinanziert. Leider diskreditiert dies ein gut funktionierendes System. Die G-DRG sind ein rationales und ökonomisches Instrument. Wer es kritisiert, sollte Substanz liefern und klare Alternativen benennen.

Dr. Steffen Wahler