Manfred Wildner
„Das Leben ist kurz, aber die Kunst ist lang, die rechte Zeit ist nur ein Augenblick,
Erfahrung trügt, Entscheidung ist schwer. Man muss nicht nur selbst das Rechte tun,
sondern auch der Kranke und die dabei sind, und das, was von außen kommt“. – so lautet
der erste und wohl berühmteste dem großen Arzt Hippokrates zugeschriebene Aphorismus.
So ist es nicht von ungefähr, das uns schon die alte hippokratische Textsammlung dazu
anhält, Luft, Wasser und Ortslage und darüber hinaus vieles andere mehr in Zusammenhang
mit der Gesundheit zu bedenken. Über Jahrhunderte war in Ergänzung dazu die Humoralpathologie
die bestimmende medizinische Lehre – eine auf innere und äußere Gleichgewichte bedachte
Herangehensweise. Zu Recht haben wir uns von gelber und schwarzer Galle, Blut und
Schleim als Determinanten von Gesundheit und Lebensqualität verabschiedet. Dennoch
bleibt der Grundgedanke vielfältiger innerer und äußerer Gleichgewichte als Grundlage
körperlicher, seelischer und sozialer Gesundheit, oft unter anderen Namen, weiter
wirksam: als Homöostase und Normalwerte in Physiologie und Biochemie, als balancierter
Flow Kanal in der Stressforschung, als Balance von Risikofaktoren und Schutzfaktoren
in der Resilienzforschung und auch im zukunftsorientierten Gedanken einer Koproduktion
von Gesundheit in einem gelingenden interaktiven Miteinander von Therapeut, Patient
und psychosozialer Umwelt: „Man muss nicht nur selbst das Rechte tun, sondern auch
der Kranke und die dabei sind, und das, was von außen kommt“…