Sprache · Stimme · Gehör 2020; 44(02): e1-e7
DOI: 10.1055/a-0867-7927
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prognose der sprachlichen Entwicklung von Late Talkers bis zum Alter von 3 Jahren

Predicting Language Outcomes of Late Talkers at 3 Years of Age
Anke Buschmann
ZEL–Zentrum für Entwicklung und Lernen, Heidelberg
,
Christina Ziegler
ZEL–Zentrum für Entwicklung und Lernen, Heidelberg
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Publikationsverlauf

eingereicht 17. Februar 2019

akzeptiert 10. September 2019

Publikationsdatum:
21. April 2020 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund Es sollte die weitere sprachliche Entwicklung von Kindern, die mit 24 Monaten die Kriterien eines Late Talkers erfüllt hatten und mit 2½ Jahren noch immer als sprachentwicklungsverzögert eingestuft wurden, bis zum Alter von 3 Jahren erfasst werden. Zudem war es Ziel, prognostische Faktoren zu identifizieren, mittels derer ein Auf- bzw. Nicht-Aufholen bis zum Alter von 3 Jahren vorhergesagt werden kann.

Methode Mittels logistischer Regressionen wurden an einer Stichprobe von 43 Late Talkers verschiedene sprachliche und soziodemografische Variablen hinsichtlich ihres prognostischen Wertes für den Sprachstand mit 3 Jahren untersucht.

Ergebnisse 37 % der Late Talkers hatten den Sprachrückstand aufgeholt, 28 % zeigten eine sprachliche Schwäche und 35 % erfüllten die Kriterien einer Sprachentwicklungsstörung. Als signifikanter, prognostischer Faktor stellte sich die mit dem SETK-2 erfasste Fähigkeit zur Satzproduktion heraus. Nahezu alle Kinder mit weit unterdurchschnittlichen Ergebnissen wiesen Sprachdefizite mit 3 Jahren auf.

Diskussion Bei Kindern, die mit 24 Monaten als Late Talkers identifiziert werden, sollten mit 2½ Jahren die satzproduktiven Fähigkeiten standardisiert erfasst und bei deutlichen Defiziten eine Frühinterventionsmaßnahme initiiert werden.

Abstract

Background The purpose of this study was to examine the language development of late talkers who had been identified at the age of 24 months and showed continued language delay at 2½ years. Another aim was to find prognostic factors that differentiate between children who catch up by the age of 3 years and those who do not.

Method The predictive value of various language related and sociodemographic variables was assessed in a sample of 43 late-talking children using logistic regression analyses.

Results At 3 years of age, 37 % of the former late talkers had caught up, 28 % showed language difficulties and 35 % met the criteria of specific language impairment. Sentence production ability at 2 ½ years proved to be a significant predictor. Almost all children with very low scores (T ≤ 35) in a standardized sentence production test at the age of 2½ showed persisting language deficits at the age of 3.

Discussion Children meeting the criteria of language delay at the age of 24 months should be reassessed at the age of 2½ years with regard to their sentence production abilities. In case of considerable deficits, an early intervention needs to be implemented.