Zusammenfassung
Fragestellung Welche medizinischen, psychischen und soziodemografischen Faktoren beeinflussen die
Rekonvaleszenz von Frauen nach einer gynäkologischen Operation mit benigner Indikation?
Bessert sich die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patientinnen nach dem operativen
Eingriff? Wie lange sind Patientinnen postoperativ arbeitsunfähig geschrieben; wie
schätzen Patientinnen ihre Arbeitsfähigkeit selbst ein?
Methodik Studienkollektiv: Eingeschlossen wurden konsekutiv alle Frauen von 18 bis 67 Jahren
in einem 7-monatigen Zeitraum, die aufgrund einer benignen Indikation am Campus Virchow-Klinikum
der Charité gynäkologisch operiert wurden. Es wurden 4 standardisierte Patientinnenbefragungen
(1. Befragung [T0] während des stationären Aufenthalts; T1 1 Woche, T2 6 Wochen und
T3 7 – 8 Monate nach Entlassung als Telefoninterview) mittels evaluierter Fragebögen
u. a. zur Erfassung von Genesung (Recovery Index), Lebensqualität (RAND-36), Zufriedenheit,
aufgetretenen Komplikationen, soziodemografischen Angaben und Krankschreibungsdauer
durchgeführt. Erfasst wurden außerdem relevante medizinische und demografische Daten.
Die statistische Auswertung erfolgte deskriptiv mittels univariater statistischer
Tests und mithilfe komplexer mehrfaktorieller statistischer Verfahren unter Erfassung
des zeitlichen Verlaufs der Beobachtungen.
Ergebnisse Insgesamt konnten 182 Patientinnen in diese Studie einbezogen werden (Teilnahmequote:
70%). Relevante Voroperationen (p = 0,01), peristationäre (p = 0,004) und postoperative
Komplikationen (p < 0,001), präoperatives psychisches Wohlbefinden (p = 0,01) sowie
physische Funktionsfähigkeit (p = 0,005) und postoperative Ängste (p = 0,006) hatten
einen signifikanten Einfluss auf die Genesung (sog. Recovery Index), die sich insgesamt
im zeitlichen Verlauf signifikant änderte (p < 0,001). Die Invasivität der durchgeführten
Operation oder soziodemografische Parameter (inkl. Migrationshintergrund) hatten keinen
signifikanten Einfluss. Auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität (RAND-36) verbesserte
sich postoperativ. Eine zunehmende Invasivität des operativen Eingriffs war mit einer
längeren Krankschreibungsdauer und teilweise mit einer schlechteren Einschätzung der
Arbeitsfähigkeit verbunden.
Schlussfolgerung Die Genesung nach einer gynäkologischen Operation ist ein multifaktorielles Geschehen.
Im untersuchten Kollektiv konnten sowohl physische als auch psychische Einflussgrößen,
nicht jedoch signifikante soziodemografische Parameter als Einflussfaktoren identifiziert
werden. Unabhängig davon führt eine gynäkologische Operation bei benigner Indikation
zu einer Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Prospektive Studien
sollten z. B. prüfen, ob eine psychologische Intervention die präoperative Angst reduzieren
und so die Rekonvaleszenz verbessern kann.
Schlüsselwörter gynäkologische Operation - Lebensqualität - Rekonvaleszenz