Zusammenfassung
Ziel der Studie Der Hausärztemangel in Deutschland nimmt weiterhin zu. Durch ein vertieftes Verständnis
der Veränderung von hausärztlichen Kennzahlen innerhalb der letzten Jahrzehnte könnten
Ansatzpunkte für eine Verbesserung der Versorgungssituation identfiziert werden. Ziel
war die Analyse von hausärztlichen Kennzahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns
(KVB) im Hinblick auf die Dauer zwischen Staatsexamensabschluss und Selbstständigkeit
in Form einer Praxisniederlassung seit den siebziger Jahren, die Entwicklung von Gemeinschaftspraxen
und Angestelltenverhältnissen und den Erwerb von Zusatzbezeichnungen.
Methodik Als Datengrundlage für die Analyse des Zeitraums zwischen Staatsexamensabschluss
und Niederlassung, Entwicklung von Gemeinschaftspraxen und Zusatzbezeichnungen dienten
die Arztregisterdaten der niedergelassenen Ärzte in Bayern, aufbereitet von der KVB.
Es wurden deskriptive Analysen durchgeführt.
Ergebnisse Seit den 70er Jahren kam es zu einer erheblichen Zunahme der zeitlichen Dauer von
Studienabschluss bis zur Niederlassung in eigener Praxis von durchschnittlich 5 auf
12 Jahre. Es entwickelte sich ein deutlicher Trend hin zur Gemeinschaftspraxis seit
den 2000er Jahren. Die Anzahl der Neuniederlassungen in eigener Praxis blieb über
die letzten Jahre relativ konstant. Zudem zeichnet sich eine deutliche Tendenz zum
Angestelltenverhältnis ab. Der Anteil an Zusatzbezeichnungen nimmt im zeitlichen Verlauf
insbesondere im alternativmedizinischen Bereich und Sportmedizin ab.
Schlussfolgerung Es sind weiterhin Initiativen notwendig, um die Facharztweiterbildung inhaltlich
und zeitlich effizient zu gestalten. Darüber hinaus müssten kontinuierlich motivationale
Anreize zur Niederlassung mit eigenem KV-Sitz erfolgen, wobei gleichzeitig dem ausgeprägten
Wunsch nach Anstellungsverhältnissen Rechnung getragen werden sollte.
Abstract
Aim of the study There is an increasing shortage of general practitioners (GPs) in Germany. An in-depth
understanding of the variation regarding the characteristics of the GPs in the last
decades might help to optimize primary health care. The aim of the analysis of the
characteristic features of GPs as preserved by the registry of the Bavarian Association
of Statutory Health Insurance of Physicians (KVB) was to delineate the time interval
between passing the medical state examination and establishment of one’s own private
practice, the development of group practices and employments, and the number of additional
qualifications.
Methods The physicians’ registry of the KVB was used to analyse the time intervals, additional
qualifications, and development of group practices and employments. Data were analysed
descriptively.
Results The time interval from passing the medical state examination and establishing one’s
own private practice increased remarkably since the 70s from 5 years to 12 years on
average. There was an increasing trend towards group practices. The number of newly
established practices remained constant around 200 practices per year. Beyond that,
there was an increasing trend towards employment in practices. The number of additional
qualifications decreased over time, which was in particular true of complementary
medicine and sports medicine.
Conclusions The period of vocational traineeship should be organised efficiently to decrease
the length of training. Young GPs should be motivated and receive incentives to establish
their own private practice. However, it is also necessary to facilitate employment
in the practices.
Schlüsselwörter Allgemeinmedizin - Niederlassung - Zusatzbezeichnungen - Gemeinschaftspraxis - Anstellungsverhältnisse
- Einzelpraxis
Key words General Practice - private practice - additional qualification - employment - single
practice