Klin Monbl Augenheilkd 2021; 238(06): 693-699
DOI: 10.1055/a-1389-5815
Originalarbeit

Das intraoperative OCT – eine Real-World-basierte Nutzerevaluation im operativen Alltag

Article in several languages: English | deutsch
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
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Sofie Michiels
2   Augenklinik, Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland
,
Maria Borrelli
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
,
Kistina Spaniol
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
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Rainer Guthoff
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
,
Stefan Schrader
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
3   Augenklinik, Pius-Hospital Oldenburg, Deutschland
,
Andreas Frings
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
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Gerd Geerling
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
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Zusammenfassung

Hintergrund In den letzten Jahren wurden große Fortschritte in der intraoperativen Bildgebung mittels optischer Kohärenztomografie (iOCT) erzielt. Mittlerweile gibt es mehrere kommerziell erhältliche iOCT-Systeme, die ohne Unterbrechung der Operation hochauflösende Aufnahmen aller Strukturen des Auges erlauben. Diese Echtzeitvisualisierung kann Zusatzinformationen zur konventionellen Operationsmikroskopie liefern, ist jedoch relativ kostenintensiv. Ziel unserer Untersuchung war, zu erheben, wie häufig ein in das OP-Mikroskop integriertes OCT von geschulten Operateuren verwendet wird bzw. diese den Einsatz des iOCT als relevant für das intraoperative Vorgehen bewerten.

Patienten und Methoden Durchgeführt wurde eine prospektive monozentrische Analyse des Einsatzgebietes und der Anwenderfreundlichkeit des EnFocus Ultra-Deep OCT (Leica Microsystems), einer mobilen Gerätekombination aus Operationsmikroskop und OCT. Untersucht wurde die Verwendung und der Nutzen der iOCT, die nicht verpflichtend war. Die standardisierte Dokumentation und Bewertung erfolgte durch den jeweiligen Operateur (n = 5) unmittelbar im Anschluss an die Operation fragebogenbasiert.

Ergebnisse Über einen Zeitraum von 25 Werktagen wurden in dem mit der Mikroskop-OCT-Kombination ausgestatteten OP-Saal 118 Eingriffe durchgeführt. Das iOCT wurde in 24,6% der 118 durchgeführten Eingriffe verwendet. Von diesen insgesamt 29 iOCT-Einsätzen wurde es in 3 Fällen als entscheidend für das intraoperative Vorgehen bewertet. In einem Fall konnte die Transplantatorientierung während einer DMEK-Operation bei sehr trüber Hornhaut überprüft und im 2. Fall die korrekte Positionierung einer Irisblende im Kapselsack dargestellt werden. Im 3. Fall wurde das Risiko der Entstehung eines Pseudoforamens eingeschätzt, woraufhin auf ein vollständiges Gliosepeeling verzichtet wurde.

Schlussfolgerung Ein intraoperativ verfügbares OCT wird von erfahrenen Operateuren unter den Bedingungen einer Universitätsaugenklinik mit vollumfänglichem OP-Spektrum nur in wenigen ausgewählten OP-Situationen, z. B. bei eingeschränkter Hornhauttransparenz, als OP-verlaufsentscheidend bewertet. Die Auswirkung der Verwendung des iOCTs auf die postoperative Ergebnisqualität muss noch durch größere prospektive Studien evaluiert werden. Auf der Basis dieser Erhebung ist die Kosten-Nutzen-Relation bislang als unklar zu bewerten.



Publication History

Received: 30 December 2020

Accepted: 09 February 2021

Article published online:
20 May 2021

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