Klin Monbl Augenheilkd 2022; 239(10): 1248-1258
DOI: 10.1055/a-1521-5124
Klinische Studie

Die obere Paralimbalzone ist besonders anfällig für Berstungen durch stumpfe Traumata

Article in several languages: English | deutsch
Lea Osterried
Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland
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Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland
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Daniel Böhringer
Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland
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Hansjürgen Agostini
Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland
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Thomas Reinhard
Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland
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Zusammenfassung

Hintergrund Bulbusberstungen stellen ophthalmologische Notfälle dar, deren primäre Diagnostik an der Spaltlampe häufig eine Herausforderung darstellt.

Ziel der Arbeit Ziel dieser retrospektiven Fallserie ist die Charakterisierung der Prädilektionsstellen, des demografischen Profils und der Unfallursachen von Berstungen infolge stumpfer Bulbustraumata.

Material und Methoden Der Operationsplan der Klinik für Augenheilkunde wurde über einen Zeitraum von 18 Jahren (2000 – 2018) nach dem Stichwort „Bulbusberstung“ elektronisch durchsucht. Dies erbrachte 305 Treffer, die manuell gesichtet wurden. Schließlich wurden 134 Bulbusberstungen infolge eines stumpfen Bulbustraumas identifiziert.

Ergebnisse Als häufigste Prädilektionsstellen wurden die nasal oberen bzw. temporal oberen paralimbalen Zonen mit 37 bzw. 32% der untersuchten Bulbusberstungen registriert. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Berstung betrug 60 (2 bis 97) Jahre. Der Altersmedian lag bei 62,5 Jahren. 37% (49/134) der Betroffenen waren weiblich. Die häufigsten Unfallursachen waren Stürze (43%), „fliegende“ Holz- und Metallteile (18%) und Gewalttaten (10%).

Schlussfolgerung Bei der klinischen Suche nach einer Berstungsstelle sollte besonderes Augenmerk auf die obere Paralimbalzone gelegt werden. Fand die Berstung durch „fliegende“ Holz- und Metallteile statt, barst die posteriore Sklera am häufigsten. Die epidemiologischen Daten deuten an, dass eine Sturzprophylaxe ab 60 Jahren sowie das konsequente Tragen von Schutzbrillen bei Arbeiten mit Holz oder Metall das Auftreten von Bulbusberstungen reduzieren könnte. Aufgefallen war in der hiesigen Analyse außerdem, dass einerseits Gewalttaten die dritthäufigste Berstungsursache darstellen, andererseits keine Frau angab, davon betroffen zu sein. Vor dem Hintergrund der Häufigkeit von Gewalterfahrungen von Frauen könnte Scham und Stigma zu fehlerhafter Unfallursachenerhebung geführt haben, der mithilfe von Mitarbeitertrainings zur sensiblen Anamneseerhebung begegnet werden könnte.



Publication History

Received: 26 September 2020

Accepted: 25 May 2021

Article published online:
03 November 2021

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