Zusammenfassung
Unter einem Nystagmus versteht man rhythmische Augenbewegungen, die i. d. R. aus einer
langsamen (ursächlichen bzw. pathologischen) Augendrift und einer schnellen kompensatorischen
Rückstellbewegung (Rückstellsakkade) bestehen; die Richtung wird klinisch nach der
schnellen Phase angegeben. Leitsymptome sind zum einen Verschwommensehen, „hüpfende
oder laufende Bilder“ (Oszillopsien), verminderte Sehschärfe sowie manchmal Doppelbilder,
die oft blickpositionsabhängig sind. Zum anderen können die Patienten, je nach Ursache,
leiden unter 1. permanentem Schwankschwindel und Gangunsicherheit (wie beim Downbeat-
[DBN] oder Upbeat-Nystagmus [UBN]), 2. Drehschwindel mit gerichteter Fallneigung (bei
akutem Beginn) sowie 3. Lagerungsschwindel. Es lassen sich im Wesentlichen zwei Kategorien
unterscheiden: 1. Spontannystagmus, d. h. ein Nystagmus, der in Geradeausblickposition
auftritt, wie DBN oder UBN, und 2. verschiedene Nystagmusformen, die durch bestimmte
Faktoren ausgelöst oder
moduliert werden, wie Blickrichtungs-, Kopfschüttel-, Rebound-, Lagerungs-, hyperventilations-
oder druckinduzierter Nystagmus. Daneben gibt es noch nystagmusähnliche schnelle Augenbewegungen
wie Ocular Flutter oder Opsoklonus. Die häufigsten zentralen Formen eines Spontannystagmus
sind DBN, UBN, infantiler Nystagmus, seltener sind Fixationspendelnystagmus, rein
torsioneller, periodisch alternierender und See-saw-Nystagmus. Viele Nystagmusformen
erlauben eine genaue anatomische Lokalisation, wie z. B. der DBN, der meistens auf
einer beidseitigen zerebellären Flocculusläsion beruht oder der UBN auf einer Läsion
im Mesenzephalon oder der Medulla oblongata. Beispiele einer Pharmakotherapie sind
die Gabe von 4-Aminopyridin beim DBN und UBN, Memantin oder Gabapentin beim Fixationspendelnystagmus
oder Baclofen beim periodisch alternierenden Nystagmus. Abschließend: in einem nachfolgenden
Artikel werden in dieser Zeitschrift die häufigsten und klinisch relevanten zentralen
Okulomotorikstörungen wie Sakkaden und Blickparesen, internukleäre Ophthalmoplegie
oder Blickhaltedefekte dargestellt, sodass auf diese hier nicht detailliert eingegangen
wird.
Schlüsselwörter
Neuroophthalmologie - Nystagmus - Pharmakologie