Klin Monbl Augenheilkd 2022; 239(11): 1374-1380
DOI: 10.1055/a-1556-1182
Übersicht

Behandlung der chronischen Keratokonjunktivitis im Kindesalter mit topischem Ciclosporin A

Article in several languages: English | deutsch
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Münster, Deutschland
,
Friederike Bosche
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Münster, Deutschland
,
Nicole Eter
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Münster, Deutschland
,
Flemming Beisse
2   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
› Author Affiliations
Preview

Zusammenfassung

Bei Kindern wird das Auftreten einer chronischen Keratokonjunktivitis, mit dem Potenzial einer dauerhaften Sehminderung durch Hornhauttrübungen, deutlich seltener erwartet als bei Erwachsenen. Folglich wird die notwendige Behandlung oft zu spät oder nur unzureichend eingeleitet. Mit diesem Artikel möchten wir auf die Diagnose der chronischen Keratokonjunktivitis bei Kindern aufmerksam machen und ein wirksames Behandlungskonzept für die schweren Verlaufsformen vorstellen. Zwei Formen der chronischen Keratokonjunktivitis treten im Kindesalter am häufigsten auf: die hypererge Blepharokeratokonjunktivitis (hBKK) und die vernale Keratokonjunktivitis (VKK). Bei der hBKK finden sich rezidivierende Hordeola in der Vorgeschichte und eine Blepharitis; die Hornhautvaskularisationen sind betont in der unteren Hornhautzirkumferenz zu finden. Die VKK zeigt typische Veränderungen unter dem Oberlid und Limbusveränderungen superior betont. Sofern Hornhautkomplikationen bestehen oder drohen, ist eine konsequente und langfristige immunsuppressive und entzündungshemmende Lokaltherapie geboten. Diese beiden Eigenschaften vereint der Wirkstoff Ciclosporin A (CSA). Vorteilhaft an der topischen Gabe von CSA sind zudem der steroidsparende Effekt und die langfristige Reduktion von Exazerbationen. Die Eltern sind über die Chronizität und Rezidivneigung beider Erkrankungen aufzuklären, daher sollte die Therapie primär für mindestens 1 Jahr geplant werden, um die komplexen immunologischen Prozesse wirksam zu durchbrechen. Dies sichert die Sehentwicklung und verhindert narben- und astigmatismusbedingte Amblyopien im Kindesalter. Wir hoffen, dass die dargelegte Datenlage die Hemmschwelle für die Verordnung von CSA auf der kindlichen Augenoberfläche sinken lässt.



Publication History

Received: 24 January 2021

Accepted: 08 July 2021

Article published online:
03 November 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany