Zusammenfassung
Einleitung Für die Primärtherapie und
Rezidivprävention des Mammakarzinoms sind der Ernährungsstatus
und mögliche Effekte von Nahrungsergänzungsmitteln von
großer klinischer Relevanz. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die
Beantwortung der Frage, ob es eine Diskrepanz zwischen dem
ernährungsmedizinischen Bedarf von Brustkrebspatientinnen und der realen
Versorgungssituation gibt.
Methoden Von Dezember 2019 bis März 2020 wurden
Brustkrebspatientinnen mittels eines Online-Fragebogens zu den
persönlichen Erfahrungen während ihrer onkologischen Therapie
befragt. Die erhobenen Daten wurden statistisch ausgewertet und kritisch
diskutiert.
Ergebnisse Von den befragten Brustkrebspatientinnen (n=166) gaben
64,5% an, keine Ernährungsberatung erhalten zu haben, wobei sich
von diesen Frauen 71,8% eine Ernährungsberatung
gewünscht hätten. 56% der Frauen gaben an, keinerlei
Beratung bezüglich der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln
erhalten zu haben; gleichzeitig hatten aber 80,8% der Frauen
während ihrer onkologischen Therapie Nahrungsergänzungsmittel
eingenommen. 83,7% der Frauen informierten sich selbstständig
über mögliche therapiebegleitende Ernährungstherapien,
wobei die Informationen mit 71,2% am häufigsten von
Internetseiten und Online-Foren stammten.
Diskussion Die Ergebnisse zeigen eine erhebliche Diskrepanz zwischen
ernährungsmedizinischem Bedarf und realer Beratungssituation von Frauen
mit Brustkrebs. Trotz des mehrheitlich artikulierten Bedarfs einer individuellen
Ernährungsberatung wird diese in der Regel nicht angeboten. Die
strukturelle Implementierung einer qualifizierten Ernährungsberatung
für alle Brustkrebspatientinnen wäre dringend notwendig, um
durch einen optimierten Ernährungsstatus die Wirksamkeit und
Verträglichkeit der onkologischen Therapie zu verbessern und potenziell
gefährliche Wechselwirkungen mit Nahrungsergänzungsmitteln zu
vermeiden.
Abstract
Introduction For the primary therapy and recurrence prevention of breast
cancer, the nutritional status and possible effects of nutritional supplements
are of great clinical relevance. The aim of the present study was to answer the
question of whether there is a discrepancy between the nutritional needs of
breast cancer patients and the actual care situation.
Methods From December 2019 to March 2020, breast cancer patients were
surveyed via an online questionnaire about their personal experiences during
their oncological therapy. The collected data were statistically analysed and
critically discussed.
Results Of the breast cancer patients surveyed (n=166),
64.5% stated that they had not received any nutritional counselling,
although 71.8% of these women would have liked to receive nutritional
counselling. 56% of the women stated that they had not received any
advice regarding the intake of dietary supplements; at the same time, however,
80.8% of the women had taken dietary supplements during their
oncological therapy. 83.7% of the women informed themselves about
possible concomitant nutritional therapies, whereby the information
(71.2%) most frequently came from websites and online forums.
Conclusion The results show a considerable discrepancy between nutritional
medical need and the actual care situation of women with breast cancer. Despite
the majority articulated need for individual nutritional counselling, this is
usually not offered. The structural implementation of qualified nutritional
counselling for all breast cancer patients would be urgently necessary to
improve the effectiveness and tolerability of oncological therapy through an
optimised nutritional status and to avoid potentially dangerous interactions
with dietary supplements.
Schlüsselwörter
Brustkrebs - Ernährung - Versorgungssituation - Nahrungsergänzungsmittel
Key words
breast cancer - nutrition - care situation - dietary supplements