Gesundheitswesen 2022; 84(05): 419-421
DOI: 10.1055/a-1808-3884
Editorial

Wissenschaft im Dienst der Politik

Manfred Wildner

Kong Fuzi (551 bis 479 v. Chr.), „Lehrmeister Kong“, von den Jesuiten als Konfuzius latinisiert, hat wohl wie kein anderer die chinesische Kultur beeinflusst. Das moderne China nennt seine weltweiten Kulturinstitute „Konfuzius-Institute“, vergleichbar den deutschen Goethe-Instituten. Nach Karl Jaspers bildet die Zeit von 800 bis 200 vor Christus in einer historisch-philosophischen Betrachtung eine Zeitenwende, die „Achsenzeit“, in welcher in den ostasiatischen, indischen, orientalischen und okzidentalen Kulturkreisen eine fundamentale Wendung des Denkens zu beobachten ist, mit Konfuzius und Laotse, Buddha, Heraklit, Sokrates, Plato, Aristoteles und den biblischen Propheten als bekannten Proponenten [2]. Ein zentrales Werk mit Bezug zu Konfuzius ist das von seinen Schülern gesammelte Lun Yu, die Gespräche des Konfuzius. Im vierzehnten Kapitel findet sich als 23. Gespräch eine Aussage zum Fürstendienst: Dsï Lu fragte, wie man dem Fürsten diene. Der Meister sprach: „Ihn nicht betrügen und ihm widerstehen.“ [1] So kurz es ist, hat es dieses Zitat in sich – und bietet Konfliktstoff gerade auch in der Gegenwart dieses großen Kulturraums. Es enthält zum einen die Verpflichtung zur Aufrichtigkeit und Wahrheit, zum anderen auch die Aufforderung, für diese Wahrheit einzustehen und sich auch den Vorgesetzten und Mächtigen zu widersetzen, wenn es erforderlich sein sollte – als notwendige Form aufrichtigen Dienens: Staatsdienst statt Fürstendienst.



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Article published online:
06 May 2022

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