Open Access
CC BY-NC-ND 4.0 · Gesundheitswesen 2023; 85(S 03): S205-S211
DOI: 10.1055/a-2130-2479
Originalarbeit

Auswirkungen der Schließung der pädiatrischen Abteilung eines Kreiskrankenhauses auf die regionale Versorgung – Analyse der Patientenflüsse

Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Luisa Tischler
1   Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health, Universitätsmedizin Greifswald Institut für Community Medicine, Greifswald, Germany
,
Angelika Beyer
1   Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health, Universitätsmedizin Greifswald Institut für Community Medicine, Greifswald, Germany
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Kilson Moon
1   Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health, Universitätsmedizin Greifswald Institut für Community Medicine, Greifswald, Germany
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Wolfgang Hoffmann
1   Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health, Universitätsmedizin Greifswald Institut für Community Medicine, Greifswald, Germany
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Neeltje van den Berg
1   Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health, Universitätsmedizin Greifswald Institut für Community Medicine, Greifswald, Germany
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Zusammenfassung

Hintergrund Die Folgen der Ökonomisierung und der Personalmangel im deutschen Gesundheitswesen treffen pädiatrische Versorgungsstrukturen stark, insbesondere in ländlichen Regionen. Es ist kaum bekannt, wie sich Schließungen pädiatrischer Abteilungen auf Patientenströme umliegender Krankenhäuser auswirken. Fragestellung: Welche quantitativen Auswirkungen haben die Schließung der pädiatrischen Abteilung eines Kreiskrankenhauses und die nachfolgende Eröffnung eines ambulanten Versorgungsangebots auf die Inanspruchnahme der Versorgungsleistungen der beiden benachbarten Krankenhäuser und den Rettungsdienst der Region?

Methodik Im Beobachtungszeitraum 2015 bis 2019 wurden Patientendaten der drei Krankenhäuser der Beobachtungsregion sowie Daten des Rettungsdienstes des Landkreises gemeinsam ausgewertet. Eingeschlossen wurden Patienten unter 18 Jahren aus 12 Postleitzahlenbereichen.

Ergebnisse Im Jahr nach der Schließung der Pädiatrie des Kreiskrankenhauses in 2016 verringerte sich die Gesamtanzahl der stationären Fälle der Region zunächst um 33% (2015: n=1.787; 2016: n=1.193) und reduzierte sich dann noch um weitere 11% (2019: n=1.005). Die Anzahl ambulanter Fälle verringerte sich insgesamt um 8% (2015: n=6.250; 2019: n=5.770). Im Jahr 2019 war der Rettungstransportwagen wesentlich häufiger im Einsatz als im Jahr vor der Schließung (2015: n=398; 2019: n=572). Dies bedeutet eine Steigerung um 44%.

Schlussfolgerung Nach der Schließung der Pädiatrie-Abteilung verringerte sich die Gesamtanzahl der stationären Fälle in der Region stark, tatsächliche Versorgungslücken sind offenbar aber nicht entstanden. Vor einer Schließung sollten die Folgen für die umringenden Krankenhäuser genauer eingeschätzt werden. Echten Versorgungslücken muss entgegengewirkt werden, z. B. durch alternative ambulante Angebote.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. September 2023

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