Klin Monbl Augenheilkd 2024; 241(06): 772-779
DOI: 10.1055/a-2206-1297
Klinische Studie

Zwei-Jahres-Ergebnisse postoperativer RNFL-Entwicklung nach erfolgreicher Trabekulektomie

Article in several languages: deutsch | English
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
,
Catharina Busch
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
,
Matus Rehak
2   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Innsbruck, Österreich
,
Christian Thomas Scharenberg
3   Augenheilkunde, Smile Eyes, Augen- und Laserzentrum, Leipzig, Deutschland
,
Olga Furashova
4   Klinik für Augenheilkunde, Klinikum Chemnitz gGmbH, Deutschland
,
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
5   Department für Augenheilkunde, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Universitätsklinikum Tübingen, Deutschland
,
Jan Darius Unterlauft
6   Universitäts-Augenklinik Bern, Inselspital Bern, Schweiz
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Zusammenfassung

Hintergrund Die Senkung des intraokularen Druckes (IOD) gilt als Hauptziel der Glaukomtherapie, um die zunehmende Apoptose retinaler Ganglienzellen zu verhindern. Die Trabekulektomie (TE) gilt als Goldstandard der chirurgischen Glaukomtherapie. Ziel dieser Studie war es, die postoperative Entwicklung der peripapillären retinalen Nervenfaserschichtdicke (englisch: Retinal Nerve Fiber Layer; RNFL) nach TE mittels optischer Kohärenztomografie (OCT) zu untersuchen.

Material und Methoden Es erfolgte eine retrospektive Analyse von 40 OP-naiven Augen, die eine TE aufgrund eines medikamentös nicht einstellbaren primären Offenwinkelglaukoms (POWG) erhielten. Innerhalb der ersten 24 Monate nach TE wurde der IOD, die Anzahl applizierter Antiglaukomatosa, der Visus, die statisch-automatische Perimetrie (SAP) und die peripapilläre RNFL-Dicke (gemessen mittels SD-OCT) bestimmt.

Ergebnisse Insgesamt wurden 40 Augen von 40 Patienten mittels TE behandelt. Neben der Reduktion des mittleren IOD von 25,0 ± 0,9 auf 13,9 ± 0,6 mmHg (p < 0,01), sank die mittlere Anzahl applizierter Antiglaukomatosa von 3,3 ± 0,2 auf 0,5 ± 0,2 (p < 0,01) nach 2 Jahren. Der Visus und der mittlere Defekt der SAP blieben stabil; die mittlere globale RNFL-Dicke nahm von 67,8 ± 2,9 auf 63,7 ± 2,9 (p < 0,01) und 63,4 ± 2,9 µm (p < 0,01) 12 und 24 Monate nach TE ab.

Schlussfolgerung Trotz erfolgreicher postoperativer Senkung von IOD und Anzahl applizierter Antiglaukomatosa nahm die mittlere RNFL-Dicke vor allem während der ersten 12 Monate nach TE weiter statistisch signifikant ab. Die RNFL-Entwicklung nach operativer IOD-Senkung scheint sich erst mit einer gewissen Verzögerung nach TE zu stabilisieren.

Fazitbox
  • Seit vielen Jahren sind der IOD und die Perimetrie wichtige Bausteine, um die Glaukomprogression zu beurteilen. In den letzten Jahren wurden jedoch ergänzende bildgebende Verfahren entwickelt, wie z. B. die optische Kohärenztomografie (OCT), um die peripapilläre retinale Nervenfaserschichtdicke (RNFL) besser darstellen und quantifizieren zu können.

  • Ziel dieser Arbeit war es, die retinale Nervenfaserschichtdicke nach TE mittels OCT über einen Zeitraum von 24 Monaten zu beobachten.

  • Trotz erfolgreicher postoperativer Senkung von IOD und der Anzahl applizierter Antiglaukomatosa nahm die mittlere globale RNFL-Dicke innerhalb der ersten 6 postoperativen Monate ab.

  • Erst danach scheint sich die mittlere RNFL zu stabilisieren und blieb bis 24 Monate nach TE nahezu konstant. Aus diesem Grund scheinen die Ergebnisse der RNFL-Messungen erst nach dem 1. postoperativen Jahr für weitere Therapieentscheidungen bedeutsam zu sein.

Conclusion Box
  • For many years now, IOP and perimetry have been important components in the assessment of glaucoma progression. In recent years, however, we have seen the development of supplementary imaging techniques, such as optical coherence tomography (OCT), which make it possible to better visualize and quantify the thickness of the peripapillary retinal nerve fiber layer (RNFL).

  • The goal of this study was to observe RNFL thickness using OCT for a period of 24 months following TE.

  • Despite a successful reduction in IOP and in the number of antiglaucoma medications applied, the mean global RNFL thickness decreased during the first 6 months after surgery.

  • Only after this period did the mean RNFL appear to stabilize, and then remained virtually constant up to 24 months after TE. For this reason, it seems that results from RNFL measurements only become significant for treatment decisions after the first year following surgery.



Publication History

Received: 20 May 2023

Accepted: 30 October 2023

Article published online:
22 December 2023

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