Zusammenfassung
Einleitung Orale Nahrungssupplemente können alternativ zur
nicht-standardisierten Verabreichung im sogenannten MEDPass Verabreichungsmodus
in unüblich kleinen Mengen zusammen mit den Medikamentenrunden serviert
werden. Studien zum MEDPass deuten auf eine verbesserte Einnahmeadhärenz
hin. Empfehlungen von Fachgesellschaften für den Einsatz des MEDPass
existieren keine. Wie weit sich der MEDPass in Deutschschweizer
Spitälern und Rehabilitationskliniken etabliert hat und welche
Professionen in welche Prozessschritte involviert sind, ist unbekannt. In dieser
Studie wurde diesen Fragestellungen nachgegangen.
Methodik In Deutschschweizer Spitälern und Rehabilitationskliniken
wurde von März bis April 2022 eine online-Umfrage durchgeführt
und deskriptiv ausgewertet. Pro Institution nahm stellvertretend ein*e
Ernährungsberater*in teil und beantwortete bis zu sechs Fragen
zur Etablierung und bis zu 14 Fragen zu den Prozessschritten des MEDPass.
Ergebnisse Die Rücklaufquote betrug 71.4% (n=80).
Der MEDPass ist in 68.5% (n=50) der Institutionen etabliert.
Ernährungsberater*innen bestimmen den Verabreichungsmodus, die
Dosierung, die Verordnung sowie die Fortführung der Einnahme nach dem
Austritt. Pflegefachpersonen sind für die Verabreichung, die Motivation
der Patient*innen, die Überwachung der Einnahmeadhärenz
und für die Dokumentation der Einnahme zuständig. Im
Austrittsmanagement übernehmen die
Ernährungsberater*innen die Organisation der Kostengutsprache
und die Bestellung der oralen Nahrungssupplemente. In 38.3%
(n=18) der Institutionen werden die Patient*innen
ernährungstherapeutisch nachbetreut.
Schlussfolgerungen Der MEDPass ist trotz fehlender Empfehlung weit
verbreitet. Die Verordnungspraxis weicht von der rechtlichen Situation ab und
ist in der Schweiz weiter in Diskussion. Da die Prozessschritte mehrheitlich
klar den Professionen zugewiesen wurden, können die Resultate als
Wegweiser für die MEDPass Einführung dienen.
Abstract
Introduction Oral nutritional supplements may be distributed in the
so-called MEDPass mode of administration in unusually small amounts together
with the medication as an alternative to non-standardised administration. Trials
on the MEDPass indicate improved adherence. There are no recommendations of
professional societies for the use MEDPass. The extent of the implementation of
MEDPass and the interprofessional collaboration in the MEDPass process steps in
hospitals and rehabilitation clinics in German-speaking Switzerland are unknown.
The purpose of this study was to investigate these questions from the decision
through to the patient follow-up.
Methods In German-speaking hospitals and rehabilitation clinics of
Switzerland, an online survey was conducted from March to April 2022 and
analysed descriptively. One registered dietitian per institution took part and
answered up to six questions about the implementation and up to 14 questions
about the process steps of MEDPass.
Results The response rate was 71.4% (n=80). MEDPass was
implemented in 68.5% (n=50) of the institutions. Registered
dietitians decide on the mode of administration, the dosage, prescription, and
continuation of intake after discharge. Nurses are responsible for
administration, patient motivation, intake monitoring and documen tation. Prior
to discharge, registered dietitians organize the paperwork for reimbursement and
place an initial order of the oral nutritional supplements. In 38.3%
(n=18) of the institutions, patients receive follow-up nutritional
therapy.
Conclusions Despite the lack of recommendation, the MEDPass mode is
already widely used. The legality of the prescription practice is still being
debated in Switzerland. Since most of the steps in the process have been clearly
assigned to one profession, the results may be used to guide the implementation
of MEDPass.
Schlüsselwörter
Mangelernährung - orale Nahrungssupplemente - MEDPass - Ernährungsberatung - Prozessschritte
Key words
malnutrition - oral nutritional supplements - MEDPass - registerd dietitan - process
steps