Klin Monbl Augenheilkd
DOI: 10.1055/a-2244-5449
Der interessante Fall

Iatrogene retinale Arterienverschlüsse nach Retrobulbäranästhesie

Iatrogenic Retinal Artery Occlusions Following Retrobulbar Anaesthesia
Augenklinik und Poliklinik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland
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1. Fall

Anamnese

Beim 1. Fall handelt es sich um einen 54-jährigen Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom. Am 1. postoperativen Tag nach einer komplikationslosen Trabekulektomie in Retrobulbäranästhesie bemerkte der Patient eine zentrale Gesichtsfeldeinschränkung am OP-Auge. Der Patient nimmt Metoprolol bei arterieller Hypertonie und Eliquis bei einer tiefen Beinvenenthrombose (TVT) rechts, sonst waren keine weitere Vorerkrankungen bekannt. Eliquis wurde nur die letzten 2 Tage vor der Operation pausiert (nach Rücksprache mit dem betreuenden Hausarzt).


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Befund

Der Visus lag bei 0,8 und die Tensio blieb während des gesamten stationären Aufenthaltes im Zielbereich unter 15 mmHg. Funduskopisch zeigte sich die Makula blass und ödematös mit einem „kirschroten Fleck“ ([Abb. 1]). Die Makula-OCT zeigte eine hyperreflektive Verdickung der inneren Netzhautschichten, vereinbar mit akuter arterieller Durchblutungsstörung ([Abb. 2]). In der statischen Perimetrie der zentralen 30° zeigte sich ein neu aufgetretenes Zentralskotom ([Abb. 3]). Die Fluoreszenzangiografie zeigte eine verlängerte Arm-Retina-Zeit von 21 s.

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Abb. 1 Fundusfoto (1. Fall) zeigt blasse und ödematöse Makula mit einem „kirschroten Fleck“.
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Abb. 2 Makula-OCT (1. Fall). Links: postoperativ zeigt sich eine hyperreflektive Verdickung der inneren Schichten. Rechts: Im 2-Monats-Follow-up zeigt sich eine Verdünnung der inneren Schichten.
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Abb. 3 Statische 30°-Perimetrie (1. Fall): präoperativ vs. postoperativ vs. 2-Monats-Follow-up.

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Diagnose

In der Zusammenschau der Befunde gingen wir von einem reperfundierten Zentralarterienverschluss aus.


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Therapie und Verlauf

Es erfolgte eine Abklärung der Risikofaktoren: klinisch und laborchemisch bestand kein Anhalt für eine arteriitische Genese. Labor, Blutdruck- und Blutzuckertagesprofil, Röntgen-Thorax und EKG waren unauffällig. Zudem erfolgte ein Herzecho bei TVT zum Ausschluss eines Vorhofseptumdefektes. Ein Carotisdoppler wurde bereits vor ca. 2 bis 3 Monaten ex Domo durchgeführt und war ebenfalls unauffällig. Daher konnten wir keine behandlungsbedürftige systemische Ursache feststellen.

Nach 2 Monaten erfolgte eine Verlaufskontrolle. Dabei gab der Patient an, dass sich die zentrale Gesichtsfeldeinschränkung zurückgebildet habe. Der Visus war 1,0 und die Tensio weiterhin im Zielbereich unter 15 mmHg. Die Makula-OCT zeigte eine Verdünnung der inneren Schichten und die Perimetrie eine Rückbildung des postoperativ aufgetretenen Zentralskotoms.


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Publication History

Received: 29 June 2023

Accepted: 10 January 2024

Article published online:
26 March 2024

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