TumorDiagnostik & Therapie 2024; 45(06): 387-394
DOI: 10.1055/a-2339-5892
Thieme Onkologie aktuell

Immuntherapie von Schilddrüsenkarzinomen

Grundlagen, Ziele, ZukunftImmunotherapy of Thyroid CancerPrinciples, Goals, Future
Markus Essler
1   Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany (Ringgold ID: RIN39062)
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Zusammenfassung

In den letzten Jahren hat die Immuntherapie mit „checkpoint-inhibitoren“ (CI) wie Pebrolizumab, Ipilimumab und Nivulomab die Behandlung von metastasierten malignen Melanomen, dem „non-small-cell-lung-cancer“ (NSCLC) und anderen bis dahin unzureichend therapierbaren Tumorentitäten erheblich verbessert, wenn nicht gar revolutioniert. Zahlreiche prospektive und randomisierte Studien belegen dies mit hoher Evidenz. Bei der Therapie mancher Tumorentitäten spielen CI allerdings keine zentrale Rolle. Hierzu gehören die Schilddrüsenkarzinome. Ein Grund hierfür ist die Effektivität der Behandlung mit primärer Operation und ablativer Radioiodtherapie. Die Prognose der meisten Schilddrüsenkarzinome ist durch diese Therapieoptionen mit 5-Jahres-Überlebensraten von mehr als 95% sehr günstig. Klinische Studien mit CIs sind daher in diesem Bereich wohl wenig relevant, da sie auch bei positivem Ergebnis das Überleben nur unwesentlich verbessern könnten. Die Prognose der schlecht differenzierten-, iodnegativen, anaplastischen und medullären Schilddrüsenkarzinome ist hingegen weit ungünstiger. Es wurden zwar Multikinaseinhibitoren wie Lenvatinib, Sorafenib und Cabozantinib mit einer Verbesserung des „progressionsfreien Überlebens“ (PFS) zur Behandlung zugelassen, keines dieser Medikamente hatte jedoch Einfluss auf das Gesamtüberleben (OS). Zudem sind die MKIs für viele Patienten wenig verträglich und anfällig für die Entwicklung von Resistenzen. Es ist naheliegend, dass die Immuntherapie am ehesten für Patientengruppen getestet werden sollte, die nicht (mehr) für eine Operation oder Radioiodtherapie infrage kommen und für die keine Option einer Therapie mit MKIs mehr besteht. In diesem Zusammenhang wurden global zahlreiche Studien gestartet, von denen allerdings nur wenige bereits publiziert wurden. In Zukunft sind jedoch evidenzbasierte immuntherapeutische Optionen für die Schilddrüsenmalignome zu erwarten. Es ist erfreulich, dass die erste erfolgreiche klinische Studie zur Immuntherapie des anaplastischen Schilddrüsenkarzinoms (ATLEB-Studie) von einer deutschen Arbeitsgruppe durchgeführt wurde.

Abstract

Immunotherapy with „checkpoint-inhibitors“ (CI) such as Pebrolizumab, Ipilimumab und Nivulomab has revolutionized the care of metastatic cancer. Controlled clinical trials provide evidence that CIs improve over-all- and progression-free-survival of patients with metastasized malignant melanoma, lung cancer and a number of other cancers. So far, CIs do not play a central role in the management of thyroid cancer, as effective therapeutic options such as surgery and radioiodine therapy are available and the prognosis of most differentiated thyroid carcinomas is excellent. On the other hand, anaplastic-, medullary and radioiodine refractory thyroid cancers are aggressive and have a dismal prognosis. Therefore, immune-therapy may be a new treatment option for these aggressive cancers. This review article will report how CIs work, at which points of disease the immune system plays a role for thyroid cancer and discuss the published and currently performed clinical trials about CI-treatment of thyroid cancer. It is encouraging that the first clinical results (ATLEB-trial) about treatment of anaplastic thyroid cancer with immune-therapy was published by German investigators.



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Article published online:
02 August 2024

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