RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/a-2494-5718
Gesellschaftsnachrichten des Berufsverbands Deutscher Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmediziner e.V. (BDEM)

Bericht über die 26. Jahrestagung des BDEM vom 25.04. – 26.04.2025
Vom 25.04.2025 bis 26.04.2025 fand die 26. Jahrestagung des BDEM als Onlinekongress statt. Das Tagungsprogramm war in einen wissenschaftlichen Teil 1 als Adipositas Update und einen wissenschaftlichen Teil 2 mit praktischen Themen der Ernährungsmedizin in der täglichen Praxis gegliedert. Das wissenschaftliche Programm Teil 3 am Samstagnachmittag war den Nahrungsmittelunverträglichkeiten gewidmet.
Klaus Winckler sprach als Präsident des BDEM die Grußworte und erläuterte das Tagungsprogramm.
Im ersten Teil des Adipositas-Update 2025 unter dem Vorsitz von Martha Ritzmann-Widderich und Jens Putziger wurde von Thomas Kauth das DMP Adipositas mit aktuellem Stand und der Umsetzung in der täglichen Praxis lebhaft diskutiert. Die Adipositas ist im DMP gut vertreten. Die Platzierung des DOC WEIGHT Programms ist noch in Diskussion. Haiko Schlögl aus Leipzig stellte die DOC WEIGHT 2.3 Studie vor. Die ersten Ergebnisse sind sehr positiv und lassen ein positives Endergebnis erwarten. Insbesondere die Formuladiät scheint hier von Vorteil zu sein. Wichtig ist die Studie als Basis für die weitere Empfehlung für eine Kostenübernahme durch den Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen.
Die Studie wurde sowohl zu den Ergebnissen als auch im Bezug auf die Durchführbarkeit lebhaft diskutiert.
Stefan Engeli von der Universität Greifswald stellte die neuen medikamentösen Therapien bei Adipositas vor. Insbesondere legte er Wert auf die Wirksamkeit und bisherige Unschädlichkeit der GLP1 Agonisten. Neue Medikamente mit dualen Agonisten sind erfolgsversprechend. Die Ergebnisse lassen durchaus erwarten, dass bei Gewichtsabnahmen um die 20 kg ein weiterer Ausbau der Chirurgie nicht notwendig sein könnte. Wichtig war es Stefan Engeli zu betonen, dass die medikamentöse Behandlung der Adipositas auch im Rahmen einer begleiteten Langzeittherapie stattfinden sollte.
Christine Stier von der Universität Mannheim diskutierte die Chirurgie der Adipositas und legte auch in ihrem Vortrag großen Wert auf eine lebenslange Nachsorge bei chronischer Krankheit. Beide Vorträge wurden lebhaft diskutiert. Das Chat-Forum war gut besucht und ist mittlerweile eine anerkannte Technik.
Es folgten die Berichte aus den Arbeitsgruppen des BDEM. Carl Meißner stellte die AG Weiterbildung vor und berichtete über die Modifikation der Zusatzweiterbildung auf dem Deutschen Ärztetag. Jürgen Herbers aus Pleidelsheim berichtete zu weiteren Bemühungen, die Leitungserfassung und Erstattung ernährungsmedizinischer Leistungen zu verbessern. Martha Ritzmann-Widderich aus Rottweil berichtete zu den Aktivitäten aus der AG Adipositas. Heike Pahl-Wurster aus Geldern vertritt die AG Ernährungsmedizin in Reha-Kliniken und stellte von den Versicherungsträgern entwickelte Langzeitmaßnahmen für Adipositas in der Rehabilitation vor. Jens Putziger referierte aus der AG Mangelernährung. Mangelernährung ist allgemein als wichtiges Problem akzeptiert und wird auf den Kongressen in St. Gallen, Prag und ESPEN 2026 in Berlin eine wichtige Rolle spielen.
Am Vormittag des zweiten Tages, dem 26.04.2025, fand von 09:00–10:00 Uhr die BDEM- Mitgliederversammlung statt. Das Protokoll können alle BDEM-Mitglieder im BDEM-Mitgliederbereich einsehen. Der Kassenbericht war positiv. Zahlreiche Entwicklungen wie der Beitritt zu nutriZert, Mitgliederstand und Kassenentwicklung wurden diskutiert. Offen blieb die Diskussion über weitere Jahrestagungen in Präsenz oder online. Hierzu wurde vom Präsidium der Wunsch an die Mitglieder zum Ausdruck gebracht, sich hierzu an einer Mitgliederumfrage zu beteiligen.
Der BDEM-Therapiepreis 2025 wurde an Johannes G. Wechsler verliehen. Klaus Winckler und Thomas Kauth hielten die Laudatio. Die Verleihung erfolgte für das außergewöhnliche Engagement bei der Einführung der Zusatzweiterbildung Ernährungsmedizin in die Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer und den lobenswerten Einsatz für die Belange der Ernährungsmedizin in Öffentlichkeit und Gesundheitspolitik.
Johannes G. Wechsler bedankte sich für die Preisverleihung und versprach, den BDEM weiterhin mit Rat und Tag zur Verfügung zu stehen.
Christine Joisten von der Universität Köln referierte über Sport und Ernährung. Dieses Thema war außerordentlich interessant, weil es die Phasen der Fett-, Eiweiß- und Kohlenhydratverbrennung in Abhängigkeit von der Belastung klar darstellte und auch die Therapieintensität für diese Stoffwechselsteuerung erläuterte. Resümee ihres Vortrags waren, dass Sport und Ernährung zwei, bei erster Betrachtung unabhängige Themen sind aber in der Stoffwechselsituation der Patienten gemeinsam eine entscheidende Rolle spielen.
Petra Dallmann aus Freudental berichtete als ehemalige Leistungssportlerin im Schwimmen über Essstörungen im Sport. Essstörungen sind dort häufiger als vermutet und werden durch erhöhte Anforderungen an die eigene körperliche Leistungsfähigkeit und auch durch Vorgaben der Verbände und Wettkampbestimmungen beeinflusst.
Als besonderer Schwerpunkt wurden die ketogenen Diäten in der Onkologie als Pro und Kontra diskutiert. Daniela Weber von der Universität Salzburg sprach für ketogene Diäten. Jutta Hübner aus Jena berichtete aus der Sicht der Wissenschaft über die Wertigkeit von ketogenen Diäten. Sie vermisste eindeutig die Evidenz für eine breite Anwendung ketogener Diäten. Sie sah die Anwendung ketogener Diäten wie evidenzbasiert gesichert in der ernährungsmedizinischen Behandlung von Epilepsie, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Jürgen Herbers moderierte geschickt die gemeinsame Diskussion dieser kontroversen Vorträge.
Den Abschluss der BDEM-Jahrestagung bildete das Symposium „Nahrungsmittelunverträglichkeiten“. Martin Raithel aus Erlangen stellte die Grundlagen der Diagnostik von Nahrungsmittelunverträglichkeiten dar und auch die therapeutischen Möglichkeiten. Katharina Hotfiel aus Kirchlengern berichtete aus den täglichen Erfahrungen in der Schwerpunktpraxis Ernährungsmedizin mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten und die Möglichkeiten der Umsetzung der Ernährungstherapie.
Klaus Winckler sprach als Präsident des BDEM das Schlusswort der 26. Jahrestagung. Er bedankte sich bei allen Referenten und Referentinnen sowie bei allen Teilnehmern. Die 26. Jahrestagung des BDEM war als Onlineveranstaltung sehr gut besucht. So waren am ersten Tag 83 Personen angemeldet, am zweiten Tag 82 Personen. Es waren zu über 80% Ernährungsmediziner und ca. 20% Ernährungsfachkräfte Teilnehmer an der 26. Jahrestagung. Insgesamt hatten die Vorträge einen hohen wissenschaftlichen Standard, sie wurden lebhaft diskutiert und waren auch in den praktischen Vorträgen für die tägliche Arbeit in der ernährungsmedizinischen Praxis von großer Bedeutung.
Johannes G. Wechsler
München, 28.05.2025
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
13. August 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany