Zusammenfassung
Einleitung
Mit dem Ende der COVID-19-Pandemie und der abnehmenden Aussagekraft der
7-Tage-Meldeinzidenz hat das Niedersächsische Landesgesundheitsamt einen
neuen Indikator getestet: die „7-Tage-AU-Inzidenz“. Dieser beruht auf
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) zur syndromischen Überwachung von
COVID-19. Der vorliegende Artikel erläutert die methodische Entwicklung
sowie dessen Nutzen, Anwendungsmöglichkeiten und Einschränkungen.
Methoden
Die 7-Tage-AU-Inzidenz basiert auf der wöchentlichen Anzahl an AU aufgrund
von COVID-19 pro 100 000 krankengeldberechtigter Mitglieder (KGbM) der AOK
Niedersachsen (AOKN). In der Entwicklung ging es um die Unterscheidung von
Erst- und Folge-AU, die aktuelle Verfügbarkeit der AU, die Auswahl der
COVID-19-Diagnosecodes sowie mögliche Schwankungen der Anzahl an KGbM. Zur
Validierung wurden die 7-Tage-AU-Inzidenzen mit den 7-Tage-Meldeinzidenzen
während und nach der Pandemie verglichen.
Ergebnisse
Erst- und Folge-AU wurden mittels eines zeitlichen Algorithmus voneinander
getrennt. In den Jahren 2022 und 2023 trafen im Mittel 83,0% (s=5,4%) bzw.
88,9% (s=2,3%) aller Erst-AU wegen COVID-19 mit Abschluss der betrachteten
Kalenderwoche ein. Davon waren 4/5 labordiagnostisch bestätigt (ICD-Code
U07.1!). Die monatliche Zahl der KGbM erwies sich als stabil (M=1 218 202,
s=11 003). Die entwickelte 7-Tage-AU-Inzidenz zeigte im Vergleich zur
7-Tage-Meldeinzidenz 2022 ähnliche Trends (r=0,89); ab 2023 unterschieden
sie sich deutlich (r=0,26), da die diagnostischen Aktivitäten für die
7-Tage-Meldeinzidenz nachließen.
Schlussfolgerung
Die 7-Tage-AU-Inzidenz vermag die postpandemische COVID-19 Infektionsdynamik
abzubilden. Sie ergänzt bestehende Surveillance-Module und ist mittels
Routinedaten einfach zu etablieren. Limitationen sind mögliche Änderungen im
ärztlichen Kodierverhalten, in der Diagnostik, in verringerter
Krankheitslast in Verbindung mit fehlender Notwendigkeit für
Krankschreibungen und geringere AU-Meldungen in Kalenderwochen mit
Feiertagen.
Schlüsselwörter
Covid-19 - Syndromische Surveillance - Epidemiologie - Routinedaten - akute respiratorische
Erkrankungen