Klin Monbl Augenheilkd
DOI: 10.1055/a-2635-2419
Experimentelle Studie

Histologische Charakteristika von Patienten mit chronischer Dakryozystitis in Abhängigkeit vom Vorhandensein einer fortgeschrittenen Dakryolithiasis

Article in several languages: English | deutsch

Authors

  • Jens Heichel

    1   Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Halle (Saale), Deutschland
  • Marie Elisabeth Burghardt

    1   Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Halle (Saale), Deutschland
  • Hans-Gert Struck

    1   Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Halle (Saale), Deutschland
  • Friedrich Paulsen

    2   Institut für Funktionelle und Klinische Anatomie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
    3   Institut für Topographische Anatomie und Chirurgie, Sechenov Universität, Moskau, Russland
  • Mohammad Javed Ali

    4   Dacryology, LV Prasad Eye Institute, Hyderabad, India
  • Arne Viestenz

    1   Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Halle (Saale), Deutschland
  • Claudia Wickenhauser

    5   Institut für Pathologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Halle (Saale), Deutschland
  • Linda Dießel

    5   Institut für Pathologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Halle (Saale), Deutschland

Zusammenfassung

Hintergrund Dakryolithen (DL) findet man bei bis zu 18% der Patienten mit einer chronischen Dakryozystitis (CDZ). Die Studie soll insbesondere die Rolle der neutrophilen Granulozyten bei der Steinentwicklung klären.

Material und Methoden Es wurden 40 histologische Präparate von Patienten mit einer CDZ und bestehender Tränensackektasie untersucht. Hierfür wurden Anteile der medialen Saccuswand im Rahmen einer transkutanen Dakryozystorhinostomie gewonnen. Bei 20 Proben bestand eine CDZ ohne DL (Gruppe 1), 20 Patienten zeigten eine fortgeschrittene Dakryolithiasis (Gruppe 2). Die histologischen Kriterien (Entzündung, Fibrose, Lymphozyten, Plasmazellen, Makrophagen, neutrophile Granulozyten) wurden mit einem Punktesystem bewertet (0 = nicht vorhanden; 1 = wenig; 2 = moderat; 3 = viel/stark ausgeprägt).

Ergebnisse Das Geschlechterverhältnis war ausgeglichen (1 : 1; pro Gruppe 10 weibliche und 10 männliche Patienten), und der Altersunterschied zwischen Gruppe 1 und 2 war nicht signifikant (Median 53 vs. 56 Jahre; p = 0,482). Die histologischen Parameter wiesen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen 1 und 2 auf (Inflammation: 39/36, p = 0,292; Fibrose: 21/20, p = 0,385; Lymphozyten: 37/32, p = 0,149; Plasmazellen: 25/24, p = 0,407; Makrophagen: 19/17, p = 0,152; neutrophile Granulozyten: 10/13, p = 0,197).

Schlussfolgerungen Die histologischen Veränderungen der medialen Tränensackwand bei fortgeschrittener Dakryozystitis sind unabhängig vom Vorhandensein von Dakryolithen. Insbesondere das Vorkommen neutrophiler Granulozyten ist bei Patienten mit länger bestehender Dakryolithiasis nicht erhöht.

Conclusion Box

What we already know:

  • Chronic dacryocystitis is associated with dacryolithiasis in up to 18% of cases.

  • Numerous proteins specific for neutrophils occur within the concretions. Neutrophils themselves are also present in some of the concretions.Neutrophils thus play a role in dacryolithogenesis.

Newly described:

  • Chronic dacryocystitis in patients with and without dacryoliths exhibits a chronic fibrosing inflammation, with similar pathohistological morphology observed in both groups.

  • In chronic dacryocystitis with advanced dacryolithiasis, there are no differences in the incidence of neutrophils compared to chronic dacryocystitis without calculi.

Fazitbox

Bereits bekannt:

  • Eine chronische Dakryozystitis geht in bis zu 18% mit einer Dakryolithiasis einher.

  • Innerhalb der Konkremente kommen zahlreiche, für neutrophile Granulozyten spezifische, Proteine vor. In einem Teil der Konkremente kommen auch Neutrophile selbst vor. Neutrophilen Granulozyten kommt somit eine Rolle im Rahmen der Dakryolithogenese zu.

Neu beschrieben:

  • Die chronische Dakryozystitis bei Patienten mit und ohne Dakryolithen zeigt eine chronisch-fibrosierende Entzündung, wobei sich die pathohistologische Morphologie in beiden Gruppen gleicht.

  • Bei einer chronischen Dakryozystitis mit fortgeschrittener Dakryolithiasis findet man im Vergleich zur chronischen Dakryozystitis ohne Steinleiden keine Unterschiede hinsichtlich des Vorkommens neutrophiler Granulozyten.



Publication History

Received: 20 February 2025

Accepted: 10 June 2025

Article published online:
01 September 2025

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