Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2701-3629
Originalarbeit

Familienfreundliche Arbeitsbedingungen in der Kinder- und Jugendmedizin: Herausforderungen und Perspektiven aus einer deutschlandweiten Weiterbildungsbefragung

Family-Friendly Working Conditions in Pediatric and Adolescent Medicine: Challenges and Perspectives from a Nationwide Training Survey in Germany
1   Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universitat Dusseldorf, Dusseldorf, Germany (Ringgold ID: RIN9170)
2   AG Junge DGKJ, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin eV, Berlin, Germany (Ringgold ID: RIN676267)
,
Jonas Obitz
3   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, HELIOS Klinikum Uelzen, Uelzen, Germany (Ringgold ID: RIN39513)
2   AG Junge DGKJ, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin eV, Berlin, Germany (Ringgold ID: RIN676267)
4   Junger BVKJ, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt innen eV, Koln, Germany (Ringgold ID: RIN678548)
,
Iris Eckhardt
5   Kinder- und Jugendarztpraxis, Kinder- und Jugendarztpraxis Walther Kaufmann, Nürnberg, Germany
6   Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V., Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin eV, Berlin, Germany (Ringgold ID: RIN676267)
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Hintergrund: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele Ärzt*innen ein zentrales Thema bei der Wahl des Faches. Vor allem Frauen fühlen sich häufig gezwungen, zwischen Karriere und Familie zu wählen, was oft zu Karriereeinschnitten führt. In der Kinder- und Jugendmedizin ist der Frauenanteil besonders hoch, jedoch gibt es bisher wenige Daten zur Vereinbarkeit von Elternschaft und Beruf. Methode: Es wurde eine anonyme webbasierte Umfrage mittels eines an andere Weiterbildungsbefragungen angelehnten Fragebogens im Zeitraum vom 15.03. bis 01.05.2023 durchgeführt. Die Befragung richtete sich an Ärzt*innen in der Weiterbildung Kinder- und Jugendmedizin. Die Ergebnisse wurden statistisch mit Graph Pad Prism und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Ergebnisse: An der Befragung nahmen 652 von 4160 angeschriebenen Personen teil (16 %). Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen mit Kindern seltener eine Oberarztposition anstreben oder sich selbstständig niederlassen wollen, im Vergleich zu kinderlosen Frauen oder Männern. Sie bevorzugen oft eine angestellte Tätigkeit in einer Praxis. Teilzeitarbeit führt bei Frauen und Männern zu dem Gefühl, in ihrer Karriere benachteiligt zu sein, da Kontinuität, Supervision und Akzeptanz durch Vorgesetzte häufig fehlen. Schlussfolgerung: Die Befragung betont die Notwendigkeit flexiblerer Arbeitszeitmodelle, planbarer Arbeitszeiten und weniger Überstunden, um eine bessere Balance zwischen Beruf und Familie zu ermöglichen. Die Ergebnisse unterstreichen einen dringenden Handlungsbedarf, um die Kinder- und Jugendmedizin zu einem familienfreundlicheren Fach zu machen. Dabei sind flexible Arbeitsmodelle, betriebliche Kinderbetreuung und eine Anerkennung der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden in der Weiterbildung auch bei Teilzeitverträgen von zentraler Bedeutung. Mentoring- und Förderprogramme könnten zudem Frauen ermutigen, trotz familiärer Verpflichtungen eine Karriere als Oberärztin oder in der Selbstständigkeit zu verfolgen. Background: Achieving a work–life balance is a central issue for many physicians when choosing a specialty. Women in particular often feel compelled to choose between career and family, which frequently leads to setbacks in their professional advancement. In pediatrics, the proportion of women is especially high; however, there is little existing data on the compatibility of parenthood and professional life in this field. Method: An anonymous web-based survey was conducted using a questionnaire adapted from other postgraduate medical training surveys. The survey ran from March 15 to May 1, 2023, and was aimed at physicians in pediatric postgraduate training. The results were analyzed statistically using GraphPad Prism and through qualitative content analysis. Results: A total of 652 out of 4,160 invited individuals participated in the survey (16%). The results show that women with children are less likely to pursue senior positions or self-employment compared to childless women or men. Instead, they more often prefer employed positions in outpatient practices. Part-time work, for both women and men, is perceived to be a disadvantage in career development, due to a lack of continuity, supervision, and acceptance from superiors. Conclusion: The survey highlights the urgent need for more flexible working hours, predictable schedules, and fewer overtime demands in order to better balance work and family life. The results emphasize the importance of making pediatrics a more family-friendly specialty. Key measures include flexible work models, on-site childcare, and proper recognition of actual hours worked during training—also for those on part-time contracts. Mentoring and support programs could further encourage women to pursue careers as senior physicians or in private practice, despite family obligations.



Publikationsverlauf

Eingereicht: 25. November 2024

Angenommen nach Revision: 12. September 2025

Accepted Manuscript online:
12. September 2025

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