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DOI: 10.1055/s-0028-1086263
Ökonomischer Nutzen von Bonusprogrammen für die Inanspruchnahme von Früherkennungs- und Präventionsmaßnahmen
Einleitung und Fragestellung: Krankenkassen dürfen ihren Versicherten, die regelmäßig Leistungen zur Früherkennung oder Leistungen zur primären Prävention in Anspruch nehmen, Boni gewähren. Die Aufwändungen müssen mittelfristig aus Einsparungen, die durch diese Maßnahmen zu erzielen sind, finanziert werden. Zielsetzung dieser Evaluation der BKK Bonusprogramme war, die Ausgabeneffekte unter Berücksichtigung unterschiedlicher Programmgestaltungen und Maßnahmenpräferenzen zu untersuchen. Material und Methoden: Die Effektevaluation der Bonusprogramme erfolgte in einem Kontrollgruppendesign mit Prä-Post-Vergleich. Als Kontrollgruppe fungierten Versicherte, die am Bonusprogramm nicht teilnehmen. Für beide Gruppen erfolgt ein Vergleich des Ausgabenverlaufs in den Leistungsbereichen Arzneimittel, Krankenhausbehandlung, Krankengeld. Die Bonusprogramme wurden hinsichtlich ihrer Wahlmöglichkeiten, der spezifischen Präventionsmaßnahmen und der Bewerbung klassiert. Ergebnisse: Insgesamt konnten ca. 170.000 Versicherte einbezogenen werden, die im Untersuchungszeitraum 2004–2007 ca. 280.000 mal einen Bonus von einer der 40 beteiligten BKK gewährt bekamen. Die Inanspruchnahmequote lag dabei bei Frauen mit ca. 8,4% deutlich höher als bei Männern mit 3,3%. Der den Bonusprogrammen zuschreibbare Nutzen errechnet sich zu 143 EUR (95% Konfidenzintervall 114 bis 172) im niedriger und von 82 EUR (42–120) im höher adjustierten Modell. Der Nutzen ist bei Programmen am größten, die den Bonus gewähren, ohne Geld zur freien Verwendung auszuzahlen (z.B. Zuzahlungsbefreiung, Spenden, Gutscheine oder Sachprämien). Bei Geld- oder Sachprämien beeinflusst deren Höhe bzw. Wertigkeit den Nutzen günstig. Programme, die mehrere Pflichtmaßnahmen vorsehen, sowie Programme, die durch den Versand an alle Mitglieder breit beworben wurden, erzielen offenbar einen höheren Nutzen. Diskussion und Schlussfolgerungen: Viele Maßnahmen der primären Prävention gelten als kosteneffizient. Allerdings zeigt die wissenschaftlichen Literatur, dass von eher mittel- bis langfristigen Einsparpotentialen ausgegangen werden muss. Obwohl es sich bei den Bonusprogrammen um unspezifische Interventionen handelt, zeigt sich bereits nach 3 Jahren ein finanzieller Nutzen. Der Nutzen variiert mit der Ausgestaltung der Bonusprogramme. Insbesondere der Einfluss von Pflicht- oder Wahlmaßnahmen und der Effekt spezifischer Präventionsmaßnahmen muss noch eingehender untersucht werden.